Fürstenfeldbruck:Festes Provisorium

Der Landkreis will die vor drei Jahren im Fürstenfeldbrucker Gewerbegebiet Hasenheide errichteten Wohncontainer weiter für die Flüchtlingsunterbringung nutzen. Die Stadt wird dadurch noch stärker belastet

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Die zweistöckige Containeranlage bleibt auf unbestimmte Zeit auf dem Grundstück des Kreisbauhofs stehen. Der Landkreis wird auch nach Fertigstellung des eigentlich als Ersatz geplanten Hauses auf dem Nachbargrundstück nicht auf die 72 Plätze für Flüchtlinge verzichten können. Die Stadt hat bereits ihre Bereitschaft signalisiert, die in einigen Wochen auslaufende Duldung für die vor drei Jahren im Gewerbegebiet Hasenheide errichteten Wohncontainer unbefristet zu verlängern. Eine politische Debatte darüber, wie sehr dadurch der Druck von anderen Städten und Gemeinden im Landkreis genommen werden könnte, die Kreisstadt bei der Aufnahme von Asylbewerbern zu entlasten, steht aber noch aus.

Beim öffentlichen Besichtigungstermin des Neubaus vor einer Woche hatte die Stellvertreterin des Landrats, Martina Drechlser (CSU), bereits angedeutet, dass sich der Landkreis mit Blick auf den anhaltenden Flüchtlingsstrom vorbehält, die als Provisorium gedachte Containeranlage zu belassen. Martin Schuster, beim Landratsamt für Öffentliche Sicherheit und Ordnung zuständig, bestätigte am Freitag Gespräche mit der Stadt über die unbefristete Verlängerung der Duldung. In der vorletzten Oktoberwoche soll das als Ersatz vorgesehene Haus von 108 Flüchtlingen bezogen werden, die Stadt hat die Nutzung als Flüchtlingsunterkunft für zehn Jahre genehmigt, danach könnte das Haus zum Gewerbebau umfunktioniert werden. In Kürze dürfte also die Gesamtzahl der in Fürstenfeldbruck lebenden Asylbewerber inklusive der Erstaufnahmestelle auf dem Fliegerhorst bei etwa 1300 liegen. Die Kreisstadt sei damit "deutlich stärker belastet" als alle anderen Kommunen, räumt Schuster ein. Und lobt "die sehr pragmatische Linie Fürstenfeldbrucks". Zwar gibt es durchaus positive Entwicklungen, so eröffnet Puchheim in der kommenden Woche ein umgebautes Bürogebäude im Gewerbegebiet und in Landsberied wird am Dienstag eine Containeranlage bezogen. Doch die weitere Entwicklung lässt sich nicht vorhersagen.

Andreas Lohde, Brucker Fraktionschef und Kreisrat der CSU, sieht kurzfristig kaum eine Alternative zur geplanten Verlängerung der Duldung. Langfristig mahnt er aber eindringlich, die anderen Kommunen stärker in die Pflicht zu nehmen und sie zu einer größeren Beteiligung zu bewegen. So könnten die am Brucker Hardtanger aufgestellten und vom Landkreis angemieteten Container vergleichsweise einfach an einen anderen Ort verlegt werden - etwa, falls Gröbenzell doch noch eine geeignete Fläche finden sollte. "Wir verlangen unseren Bürgern hier ja schon einiges ab", so Lohde. Brucks Dritte Bürgermeisterin Karin Geißler (Grüne) kennt die Modalitäten einer Duldung nicht. Während Lohde auf eine politische Debatte dringt, sieht sie bislang keine Anzeichen dafür, dass das Thema im Stadtrat diskutiert wird. Ein Antrag auf Verlängerung der Duldung sei bei der Stadt noch nicht eingegangen.

Gelassen reagiert Berthold Ott auf die Nachricht von der geplanten Aufstockung. Ott hatte sich seinerzeit zusammen mit anderen Unternehmern gegen ein Flüchtlingswohnheim ausgesprochen. Seine Befürchtung, in der Hasenheide könne sich ein sozialer Brennpunkt bilden, habe sich jedoch als unbegründet erwiesen. "Es hat überhaupt keine Probleme gegeben", so Ott, "die Leute sind ordentlich, nett und grüßen." Wenn es mal etwas lauter geworden sei, dann nur deshalb, weil auf dem Platz neben den Containern Fußball gespielt worden sei. "Die Leute, die vom McDonald's kommen und ihre Tüten auf die Straße schmeißen, sind da viel schlimmer."

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