Fürstenfeldbruck:Faszination Waldbahn

Mit einer Ausstellung über Schmalspurlokomotiven sowie Scheitelholz- und Rungenwagen eröffnet Privatmuseum die Saison

Von FELIX SCHULZ, Fürstenfeldbruck

Von Weitem sind bereits donnernde Schläge des Schmiedes zu hören, welche das regelmäßige Tuckern eines Dieselmotors begleiten. Zwischen Lokomotiven und Wagen ist hier und da ein Mann in blauer Arbeitskleidung und mit einer Schaffnermütze zu erblicken. Nach einer arbeitsreichen und aufwendigen Vorbereitungszeit in den Wintermonaten ist es wieder so weit: der Modelleisenbahnclub (MEC) Fürstenfeldbruck und seine Unterabteilung, die Interessengemeinschaft deutsche Feld- und Waldbahnen, haben wieder die Pforten zum Feldbahnmuseum am Fürstenfeldbrucker Bahnhof geöffnet.

Dieses Mal dreht sich zur Saisoneröffnung am Feiertag, 1. Mai, alles um das Thema Waldbahn. Dementsprechend werden auf dem gesamten Museumsgelände unterhalb vom Engelsberg originale Waldbahntrucks, Scheitelholz- und Rungenwagen auf etwa 600 Millimeter breiten Schmalspuren ausgestellt, die allesamt in ihrer Hochzeit zwischen 1850 und 1950 schwere Lasten aus Holz durch Wälder transportiert haben. So gab es im Bayerischen Wald Gleissysteme, die über mehrere hundert Kilometer reichten. "Damals waren Feld- und Waldbahnen für den Transport zuständig, den heute Lastwagen erledigen", erläutert Michael Ebert, der Vorsitzende des Vereins. Er ist der Sohn von Heinz Ebert, der im März 1976 den Klub mit einer Handvoll Eisenbahnbegeisterten ins Leben gerufen hatte.

Fürstenfeldbruck: Eine Fahrt in der Feldbahn gefällig?

Eine Fahrt in der Feldbahn gefällig?

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Trotz des durchwachsenen Wetters tummelen sich zahlreiche Besucher um die gezeigten Ausstellungsstücke. Doch geht es in dem Museum nicht nur um Schmalspur-Eisenbahnen, sondern auch um die Utensilien und Arbeitsabläufe neben der Bahn.

Daher gibt es auch eine altertümlich anmutende Sägehütte, in der Michael Ebert Besuchern verschiedene Äxte vorstellt. Besonders stolz sei er auf die erste Einmann-Stihl-Kettensäge aus dem Jahr 1935, mit der im Verein noch immer Holz zurechtgeschnitten wird: "Indem wir die alten Arbeitsgeräte benutzen, können wir mit dem Museum einen Alltagsausschnitt aus der damaligen Zeit wieder zum Leben erwecken", erzählt Michael Ebert. In diesem Sinn steht im Lokschuppen eine knapp 140 Jahre alte Bohrmaschine mit Fußbetrieb, die von den Mitgliedern zum Restaurieren der Exponate benutzt wird. Die Ausstellungsstücke kommen meist völlig heruntergekommen zum Verein, dessen Mitglieder sie in langwieriger und mühseliger Arbeit wieder instand setzten. Diese Tätigkeit macht für Michael Ebert die Faszination der Feldbahn aus: "Man kann richtig in die Mechanik der Dieselmotoren hineinschauen, sie begreifen und so das Alte bewahren."

Darüber hinaus können die Besucher auf einem kleinen Flohmarkt für Modelleisenbahnen stöbern oder eine kurze Mitfahrt in der Feldbahn genießen. In einem der drei großen Eisenbahnwagons aus den Dreißigerjahren, der im Stil einer Behausung für Gleisbauarbeiter erhalten worden ist, präsentiert der Verein Bilder aus seiner eigenen Geschichte und der des Bahnhofs Fürstenfeldbruck. Hier gibt es neben selbstgedrehten Filmaufnahmen einer Feldbahn in Rumänien auch eine Fotoausstellung über die Betriebe und Lokomotiven des Feldbahnherstellers Anton Jung zu sehen. Es ist wohl dieser Vielfalt des Angebots zuzuschreiben, dass der Eröffnungstag rund 300 Besucher anlockt, unter anderem auch aus Österreich und Tschechien. Zu ihnen gehört auch der Fürstenfeldbrucker Wilfried Aumiller, der zum ersten Mal hier ist und vor allem von der Größe der Ausstellung beeindruckt ist: "Ich finde hier alles faszinierend, besonders die vielen Gerätschaften sind interessant. Man merkt richtig, wie die Ehrenamtlichen in ihrem Hobby aufgehen."

Fürstenfeldbruck: Heinz Dietmar Ebert mit einem Gerät vom Jexhof.

Heinz Dietmar Ebert mit einem Gerät vom Jexhof.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Für Heinz Ebert, dem für seine langjährige Arbeit und das Verfassen von Büchern und Artikeln über Schmalspurbahnen 2014 das Ehrenzeichen des Bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer verliehen worden war, ist das Museum "sein Lebenswerk". Besonders stolz sei er auf die Jugendarbeit und die Tatsache, dass der Verein seit mehr als 30 Jahren unabhängig von jeglichen Sponsoren schwarze Zahlen schreibe. Letztendlich sei diese Saisoneröffnung für ihn eine der bislang besten Ausstellungen der Vereinsgeschichte gewesen. Auch der verregnete Nachmittag kann die Museumsbesucher nicht davon abhalten, die Sammlung zu bewundern: "Die sind einfach in Regenjacken gekommen", berichtet Heinz Ebert lachend.

Noch bis zum 3. Oktober haben Interessierte freitags von 18 bis 21 Uhr die Möglichkeit, das Museum zu besuchen. Wenn es im Oktober um das Thema Bergbau geht, werden die Mitglieder in die entsprechenden Uniformen schlüpfen, das Museumsgelände neu gestalten und die auf den hinteren Gleisen abgestellten Bergbahnen auf Vordermann bringen.

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