Fürstenfeldbruck:Experten für Brucker Biomüll

Ein unabhängiges Gutachten soll klären helfen, ob der Landkreis eine Biotonne braucht

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Den Streit um den richtigen Umgang mit Biomüll im Landkreis soll nun ein unabhängiges Gutachten schlichten helfen. Darauf einigten sich am Donnerstag die Mitglieder des Werkausschusses des Kreistags. Die Expertise soll klären, wie eine optimale Erfassung und Verwertung von Bioabfällen aussehen könnte, und damit auch die Frage beantworten, ob das bisherige Erfassungssystem beibehalten oder stattdessen eine Biotonne eingeführt werden soll.

Das hatten zunächst die Ausschussgemeinschaft der Kreisräte von Unabhängigen Bürgervereinigungen (UBV), FDP und ÖDP und auch der Energiewendeverein Ziel 21 gefordert. Beim Thema Biomüll sei der Landkreis "auf dem Stand von vor zwanzig Jahren stehen geblieben", befand UBV-Kreisrat Jakob Drexler in der Werkausschusssitzung. Im Biomüll stecke "jede Menge Energie. Das ist zu schade, um nicht verwertet zu werden". Bislang werden Nahrungs- und Küchenabfälle im Landkreis entweder in kleinen Säcken gesammelt und wöchentlich abgeholt oder im eigenen Garten kompostiert. Gartenabfälle wie Gras- oder Strauchschnitt müssen die Bürger selbst zu den großen Wertstoffhöfen oder Gartenabfallsammelstellen bringen. Die so erfassten 5000 Tonnen Küchen- und 15 000 Tonnen Gartenabfälle sind vor allem jenen Kreispolitikern zu wenig, die den Biomüll gerne in einer neu zu bauenden kreiseigenen Vergärungsanlage in Biogas umwandeln und damit einen Beitrag zur Energiewende leisten wollen. Über eine Biotonne, so ihr Argument, könnten mehr organische Abfälle erfasst werden.

Schon jetzt wird aus dem im Landkreis gesammelten Biomüll Biogas erzeugt, und zwar bei der Högl Kompost- und Recycling GmbH in Volkenschwand im Landkreis Kelheim, und anschließend in einem Blockheizkraftwerk in Strom und Wärme umgewandelt. Eine kreiseigene Biovergärungsanlage ist aus Sicht des Abfallwirtschaftsbetriebs des Landkreises (AWB) nicht wirtschaftlich. Landrat Thomas Karmasin (CSU) steht einer Änderung des Sammelsystems ebenfalls kritisch gegenüber. Er sei zwar "offen für jede neue Geschäfts- und Service-Idee", wolle aber "keine Energieerzeugungsexperimente auf Kosten der Gebührenzahler". Der AWB hatte errechnet, dass es bei der Umstellung auf die Biotonne und Vergärung in einer eigenen Anlage zu einer Gebührenanhebung von 18 Prozent kommen würde. Kreisrat Peter Falk (SPD) erinnerte indes an den Nachbarlandkreis Aichach-Friedberg, der kürzlich eine kostenfreie Biotonne einführte, und an den Landkreis Landsberg, der dies zum Jahreswechsel tun will. "Wir sollten die Erfahrungen anderer prüfen", schlug er vor.

Die SPD möchte mithilfe des Gutachtens auch herausfinden, ob eine gemeinsam mit anderen kommunalen Entsorgern betriebene Biogasanlage wirtschaftlich sein könnte. Die Fachleute von Ziel 21 hatten in ihrem Antrag "wegen der Transportwege" von einer Zusammenarbeit mit anderen Landkreisen abgeraten. Ziel 21 schlägt vor, mit dem Gutachten das Potenzial zur Steigerung des Biomüllaufkommens zu ermitteln, Standorte für eine Vergärungsanlage in Geiselbullach, Egg bei Mammendorf und Jesenwang zu untersuchen sowie eine Wirtschaftlichkeitsrechnung durchzuführen.

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