Fürstenfeldbruck:Ewigkeitsprojekt wird Realität

Mit dem Spatenstich an der Cerveteristraße ist der Schlussstrich unter die schier unendliche Debatte gezogen worden,ob sich eine Sanierung der Stadtwerke in der Brucker Innenstadt lohnt oder nicht

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Von der unendlichen Geschichte können sie bei den Stadtwerken ein Lied singen. Der Titel: Die Stadtwerke ziehen von der Lände um in einen Neubau. Jahrzehntelang wurde dieses Lied gesungen, die Melodie variierte, die letzte Strophe aber blieb Zukunftsmusik. Am Dienstagmittag aber sieht es auf dem Grundstück nördlich der Cerveteristraße nach einem Happy End aus, und das nicht nur deshalb, weil sich punktgenau die Sonne durch die grauen Regenwolken gekämpft hat. Viele Schaufeln graben sich in einen vom Bagger aufgeschütteten Erdhaufen. Es ist der symbolische erste Spatenstich. Gehen die wirklichen Arbeiter etwas strukturierter ans Werk als die illustre Schar der Ehrengäste, dann sollte es Mitte 2019 klappen mit dem Umzug der Stadtwerke in einen ansehnlichen Neubau.

Auf der 17 000 Quadratmeter großen ehemaligen "Hundewiese" zwischen Cerveteristraße und Bundesstraße 471 wird ein Z-förmiger Gebäudekomplex errichtet. 110 Mitarbeiter sollen hier auf 8000 Quadratmetern Büro und Werkstatt unterkommen, angeschlossen ist zudem ein 1800 Quadratmeter großes Lager. Inklusive aller Nebenkosten, etwa für Stichstraße sowie Ausgleichsflächen, wird das Projekt auf gut 17 Millionen Euro veranschlagt. Ersetzen soll der Neubau die vielen einzelnen, teils höchst maroden Altbauten im Stadtzentrum auf der Lände. Einige von ihnen werden erhalten, die meisten aber in einigen Jahren durch Neubauten ersetzt - mit Wohnungen sowie möglicherweise kleinen Gewerbebetrieben aus dem kreativen und innovativen Bereich. Ein Ideenwettbewerb ist geplant.

Fürstenfeldbruck: Stadtwerkechef Enno Steffens (blaues Jackett), Oberbürgermeister Erich Raff (links daneben) und der Betriebsratsvorsitzende Lukasz Spychalski (ganz rechts) sammeln sich mit weiteren prominenten Gästen zum symbolträchtigen Akt auf der ehemaligen "Hundewiese" im Brucker Westen.

Stadtwerkechef Enno Steffens (blaues Jackett), Oberbürgermeister Erich Raff (links daneben) und der Betriebsratsvorsitzende Lukasz Spychalski (ganz rechts) sammeln sich mit weiteren prominenten Gästen zum symbolträchtigen Akt auf der ehemaligen "Hundewiese" im Brucker Westen.

(Foto: Stefan Salger/oh)

Stadtwerkechef Enno Steffens hat ja selbst nur ein winziges Kapitel dieser unendlichen Geschichte mitgeschrieben, hat er doch erst vor drei Jahren Karl Heinz Schönenborn an der Spitze der hundertprozentigen städtischen Tochtergesellschaft abgelöst. Steffens hat tief in die Archive gegriffen und da einiges zu Tage gefördert aus den zurückliegenden 30 Jahren, in denen bei den Stadtwerken immer wieder das Thema Sanierung am Standort oder Umzug hochkochte. Der Handlungsbedarf war ja unumstritten. Landratsstellvertreterin Martina Drechsler (CSU) drückt es diplomatisch aus: Die Gebäude an der Amper seien "schon arg in die Jahre gekommen." Steffens wird deutlicher "Uns gammelt's unterm Hintern weg". Irgendwann sei angedacht gewesen, die Stadtwerke auf das Grundstück zu verlegen, auf dem heute der Toom-Markt steht, berichtet Steffens. Oberbürgermeister Erich Raff (CSU), qua Amt Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke, macht gar keinen Hehl daraus, dass auch er heilfroh ist, dass die vielen, teils wenig ausgegorenen Alternativpläne mit Anmietungen oder Erweiterungsbauten endlich vom Tisch sind: Einmal hatte es geheißen, man könne doch leer stehende Räume von National Semiconductor beziehen, ein andermal wurde der Fliegerhorst ins Spiel gebracht. Die Bebauung an der Cerveteristraße war freilich nicht unumstritten. In einem Bürgerentscheid hatte eine Mehrheit ablehnend votiert. Weil sich aber nicht genügend Brucker an der Abstimmung beteiligt hatten, blieb sie unwirksam.

Raff jedenfalls freut sich, dass die jahrelange Hängepartie ein Ende hat und die Stadtwerke 125 Jahre nach ihrer Gründung nun mit dem Bau beginnen können. Dies sei "ein echter Meilenstein". So sieht das auch der Betriebsratsvorsitzende Lukasz Spychalski. Ihm klingen noch die Sätze der Kollegen in den Ohren, als er bei den Stadtwerken anfing: "Lukasz, brauchst dich gar nicht an die Räume hier gewöhnen, wir ziehen eh demnächst um." Damals begann seine Ausbildung zum Bürokaufmann. Das war vor 17 Jahren. "Umso mehr freuen wir uns auf die neue Firmenzentrale und gute Arbeitsbedingungen. Packen wir's an!", ruft Spychalski aufmunternd.

Fürstenfeldbruck: Der geplante Gebäudekomplex der Stadtwerke (hinten), der parallel zur Rothschwaiger Straße verläuft. Die einzelnen Blöcke in dem Modell (vorne) stehen symbolisch für die von der Wohnbaugesellschaft Igewo geplanten Häuser.

Der geplante Gebäudekomplex der Stadtwerke (hinten), der parallel zur Rothschwaiger Straße verläuft. Die einzelnen Blöcke in dem Modell (vorne) stehen symbolisch für die von der Wohnbaugesellschaft Igewo geplanten Häuser.

(Foto: Stadtwerke)

Der Wind hat draußen längst angepackt und die Werbeaufsteller mit den Stadtwerke-Schriftzügen umgeweht. Im kleinen Festzelt auf der großen Kiesfläche gerät die Chronologie der Feier nur einmal aus den Fugen. Steffens hat mit seiner Moderation einen kleinen Stapel Karteikarten abgearbeitet. "Prost", liest er von der letzten ab - noch bevor den Gästen die Getränke aufgetischt worden sind. Ein Blick in die Zukunft also. Passt ins Bild: Nichts anderes ist ein symbolischer erster Spatenstich.

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