Fürstenfeldbruck:Erster G-8-Jahrgang hat das Abitur

Das Kultusministerium fordert wohlwollende Korrekturen. Die Schulleiter zeigen sich mit Prüfungen und Noten zufrieden.

Petra Fröschl und Christian Rost

Nach Wochen enormer Anspannung ist es für die meisten überstanden: Am Freitag haben die 676 G-8-Abiturienten im Landkreis ihre Noten erfahren. An den sieben Gymnasien ging es bis zuletzt hektisch zu, denn an einigen Schulen fanden noch bis Mittag Kolloquien statt. Aber nicht alle Schüler können aufatmen - manche von ihnen müssen kommende Woche noch in die mündliche Nachprüfung, um zu bestehen. Unterdessen sind sich die Schulleiter einig, dass das Anforderungsniveau des Abiturs adäquat war.

Viel war vorab spekuliert worden, wie die ersten G-8-Tests aussehen werden - nun gibt es Gewissheit: "Nicht geschenkt, aber auch nicht extrem überzogen" waren die drei schriftlichen Prüfungen nach Ansicht von Walter Zellmeier, dem Leiter des Brucker Viscardi-Gymnasiums. Alois Kuschel, Oberstufenbetreuer am Gymnasium Puchheim, nannte den Schwierigkeitsgrad der Tests "angemessen",

Georg Gebhard, der Leiter des Carl-Spitzweg-Gymnasiums Germering, fand ihn "mindestens genauso anspruchsvoll wie im G9". Zwar möchte Gebhard abwarten, bis die Inhalte in den Fachschaften diskutiert wurden. "Aber schon jetzt können wir den Eltern und Schülern sagen, dass man künftig aus der Mittelstufe sehr viel mehr Wissen mitbringen muss", meint der Pädagoge. Denn in der neuen Oberstufe bleibe einfach keine Zeit mehr, um - etwa in Geschichte oder Geografie - Basiswissen zu vermitteln. Da der lückenlose Besuch des Unterrichts noch wichtiger werde als zuvor, hält es Gebhard sogar für sinnvoll, Fehlzeiten künftig ins Zeugnis aufzunehmen.

Dass im neuen G-8-Abitur eine Prüfung mehr zu bewältigen ist, war nach Angaben des Schulleiters schon deutlich zu spüren. "Ich bin gespannt, wie motiviert die Schüler sind, noch in die freiwillige mündliche Prüfung zu gehen, um sich zu verbessern", sagte Gebhard am Freitagmittag. Einigen wird das freilich nicht erspart bleiben, wenn sie das Abitur bestehen wollen: Laut Zellmeier sind am Viscardi-Gymnasium mehr Schüler auf die Nachprüfung angewiesen, als es heuer im G9 der Fall war.

Etliche Schüler des ersten G-8-Abitur-Jahrgangs in Bayern hatten offenbar Probleme mit den Prüfungen. Das Kultusministerium gab am Mittwoch eine Anweisung an die Gymnasien heraus, die Arbeiten der Schüler noch einmal wohlwollend zu prüfen. Spielräume sollten "flexibel und verantwortungsbewusst" gestaltet werden, so Minister Ludwig Spaenle (CSU). Sein Haus hatte die Gymnasien abgefragt, wie die Prüfungen liefen. Die Rückmeldungen waren wohl verheerend - jedenfalls wurden die Leistungsanforderungen vor den mündlichen Prüfungen noch einmal gesenkt.

Die Landtagsopposition forderte am Freitag eine Aufklärung der Vorgänge. Hans-Ulrich Pfaffmann (SPD) sagte, die Reaktion des Ministeriums zeige, "dass die Anforderungen deutlich zu hoch sind".

Dennoch sei der sich abzeichnende Notendurchschnitt vergleichbar mit den Ergebnissen in den Jahren zuvor, hieß es am Viscardi-Gymnasium und am Gymnasium Gröbenzell. Ein endgültiges Resultat liegt den Schulen aber erst Ende nächster Woche vor. Am Carl-Spitzweg-Gymnasium wird es nach jetzigem Stand (ohne freiwillige Nachprüfungen) zweimal die Note 1,0 und einmal 1,1 geben, am Viscardi-Gymnasium einmal 1,0 und einmal 1,1. In Puchheim schneidet diesmal kein Schüler mit 1,0 ab. Dort seien die Ergebnisse "nicht so optimal wie sonst", sagt Alois Kuschel. Das liege daran, dass Mathematik, Deutsch und eine Fremdsprache im G8 schriftlich verpflichtend sind. Kuschel: "Das ist nicht jedermanns Sache."

Auch für die Lehrer war das erste G-8-Abitur eine enorme Belastungsprobe. Erst wenn am 1. Juli die Zeugnisse verliehen werden, können alle Beteiligten aufatmen.

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