Jungunternehmer in Fürstenfeldbruck:Erste Schritte zur Selbstvermarktung

Im Brucker Landratsamt präsentieren Jungunternehmer zwei Tage lang sich und ihre Geschäftsidee.

Von Karl-Wilhelm Götte, Fürstenfeldbruck

Wie schafft ein Jungunternehmer Aufmerksamkeit für sein Produkt? Der "Blickfang" ist eines der wesentlichen Grundelemente, die einen attraktiven Messestand ausmachen sollten. Nicht alle der 50 Aussteller, die sich bei der zweitägigen Messe der Jungunternehmer am Wochenende im Brucker Landratsamt präsentieren, beherzigen diese notwendige Vorgabe. Monika Schober aber gelingt das mit einem bunten Sessel ganz vorbildlich. Bei der Jury, die die IHK-München und das Landratsamt zusammengestellt haben und die bei einem Rundgang den am besten gestalteten Stand ermittelt, kann sie dennoch nicht auf ganzer Linie punkten. Der erste Preis geht also letztlich an vier junge Unternehmer, die ein Lineboard präsentierten.

Der Stand ist das eine, das Publikum das andere. Die Besucher lassen am Samstagnachmittag mit ihrem schleppenden Besuch die Unternehmensgründer ziemlich im Stich. Immerhin am Sonntag ist das Interesse dann größer. Die Olchingerin Monika Schober ist natürlich auch kraft Beruf prädestiniert, einen dekorativen Stand aufzubauen. Sie ist Schauwerbegestalterin und hat sich im Juli 2014 mit der Firma MS-Deko selbständig gemacht. Sie gestaltet jetzt Inneneinrichtungen für Menschen, "die unglücklich sind mit ihrer Wohnung", so Schober. Sie kümmert sich um Farben, Wandgestaltung und sucht mit ihren Auftraggebern passende Möbel aus. Die 44-jährige Jungunternehmern wuchert auch noch mit ihrem praktischen Können: "Ich kann tapezieren, streichen und Fliesen legen." Die Jury beschränkt sich nicht aufs Bewerten ihres Standes. Die Unternehmerin muss ihr zudem in 30 Sekunden ein überzeugendes Konzept präsentieren. Das nennt sich deshalb "Elevator Pitch", weil eine Aufzugsfahrt genügen muss, um die Vorteile des eigenen Unternehmens auf den Punkt zu bringen.

Schobers Zielgruppe sind vor allem Frauen. Auch der Thermomix, den Petra Bork anbietet, istein Gerät, das wohl vor allem Frauen ansprechen dürfte. Es ist eine Maschine, die für 1098 Euro das Kochen in Windeseile erledigt. Der Thermomix der wohl inzwischen vierten Generation agiert beinahe wie ein Smartphone. "Guided Cooking", nennt Bork das. Auf einem Display kann der Benutzer Rezepte abrufen und erhält konkrete Anweisungen, wie viel Mehl, Eier, Milch und andere Zutaten für einen Pfannkuchenteig notwendig sind. Schräg gegenüber hat sich Claudia Wüst aus Eichenau mit ihrem Stand "Lebenslust" postiert. Seit zwei Jahren betreibt die gelernte Sozialpädagogin Personal Coaching für Privatpersonen und Unternehmen. Die Besucher lässt sie einen Stresstest mit 18 Fragen auf dem Weg zur Selbsterkenntnis ausfüllen. "Mich wirklich über etwas zu freuen, ist selten geworden in meinem Leben" ist einer der Sätze, den Wüst auf einer Skala von eins bis sieben gerne eingeordnet haben möchte, um dann mit passender Betreuung ansetzen zu können.

Viele der Jungunternehmer, die sich auf drei Etagen im Landratsamt verteilen, sind Einzelunternehmer. In einer Ecke wollen gleich vier Schüler und Studenten zwischen 22 und 24 Jahren aus Aufkirchen den Funsport revolutionieren. "Almighty" lautet ihr Firmenname. Dazu haben sie ein Seil oder eine Slackline gespannt, auf der die Besucher mit einem speziell gebogenen Brett oder Board balancieren können. "Wir bieten das Lineboard für etwa 200 Euro an", erläuterte Holzbaustudent Sari Siegl, der der Boardbauer im Quartett ist. Die Präsentation des Produkts und dessen sofort erkennbarer Nutzen gefallen der Jury am besten. "Almighty Boards" bekommt den ersten Preis für den attraktivsten Messestand, gefolgt von "Kleiner Brandmeister", einer Firma, die übers Internet Rauchmelder und andere Brandschutzmittel vertreibt. Am Stand von Martin Ruf und Julian Färber aus Germering ist das Produkt oder der Nutzen zunächst nicht erkennbar. Ruf bekritzelt ein Wipeboard und es hängt hinter dem Tisch ein gelbes Banner herunter, auf dem die Großbuchstaben SEO dominieren. Dass es sich dabei um Suchmaschinenoptierung handelt, wissen nur Insider. "Wir schieben Ihre Internetseite bei Google ganz nach oben und sind beim Online-Marketing behilflich", erläutert Färber. Ein Angebot, für das sich nicht nur die Besucher interessieren, sondern auch einige der Aussteller.

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