Fürstenfeldbruck:Erste Erfahrung in Führungsposition

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Die Auszubildenden leiten nicht nur den Shop, sie können auch selbst Sachen ausprobieren, etwa das Schweißen. (Foto: Matthias Ferdinand Döring)

Auszubildende leiten in Fürstenfeldbruck eine Linde-Filiale

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Nicht mal nur einen Tag während der Ausbildung Chef spielen, sondern drei Monate lang die Verantwortung tragen, das können junge Menschen aus ganz Deutschland in einem Geschäft in Fürstenfeldbruck lernen. Der kürzlich offiziell eröffnete Gas-and-More-Shop der Pullacher Firma Linde ist der einzige des Gaseherstellers, der von Auszubildenden geführt wird.

Lukas Schelchshorn aus Stuttgart gehört zu den ersten Auszubildenden, die den Laden an der Liebigstraße im Fürstenfeldbrucker Gewerbegebiet Hasenheide "übernommen" haben. Schelchshorn hat Abitur und eine verkürzte Lehrzeit von zweieinhalb Jahren, in der er bei Linde zum Industriekaufmann ausgebildet wird. Auch die dualen Studenten, die Lehre und Studium miteinander verbinden, können in dem Ladengeschäft Erfahrung als Unternehmer zu sammeln. Denn vom Einkauf über die Lagerhaltung und die Kundenberatung bis zum Verkauf und die Buchhaltung erleben die Azubis den Berufsalltag. Selbst das Konzept, Auszubildende einen Laden führen zu lassen, stammt von Auszubildenden.

Vertriebschef Florian Bahnmüller hatte vor drei Jahren die Idee dazu. Ein Azubiteam kümmerte sich um das Konzept und überraschte damit auch Ausbildungsleiterin Gabriele Engel. Für sie ist die Filiale in Fürstenfeldbruck mittlerweile zum "Symbol der zentralen Ausbildung" geworden. Jeder, bei Linde kaufmännisch ausgebildet wird, kann sich für das Test-Geschäft bewerben. Dabei spielt es keine Rolle, ob jemand aus Hamburg oder Wiesbaden oder auch München kommt. Die Firma hat, wie Lukas Schelchshorn berichtet, im Stadtteil Buchenau eine Azubi-Wohngemeinschaft in einer Wohnung eingerichtet und bezahlt den jungen Leuten alle 14 Tage die Wochenendheimfahrt.

Ganz allein sind die vier Auszubildenden, die den Laden an der Liebigstraße führen, aber auch nicht. Katharina Lamprecht und Sebastian Gabor sind im Hintergrund dabei und beraten die Azubis. "Es gibt am Anfang einiges, was wir nicht wissen, da wird uns schon geholfen", sagt Selina Rotter aus München. Die 21-Jährige hat Abitur gemacht, ist im ersten Lehrjahr und schon in Fürstenfeldbruck. Ob sie nach der Ausbildung zur Industriekauffrau studieren möchte, weiß sie zwar noch nicht, aber es stehen viele Wege offen. Damit sie das, was sie verkauft, auch selbst schon mal in der Hand gehabt und damit auch gearbeitet hat, darf sie in der Werkstatt schweißen üben. Entweder elektrisch oder mit Gas und Sauerstoff. Diese technischen Gase produziert Linde und vertreibt sie unter anderem in den Gas-and-more-Shops. Die Läden werden normalerweise im Franchisesystem an Geschäftspartner vergeben, das Brucker Geschäft aber betreibt die Firma selbst.

Die allermeisten Kunden seien Firmenkunden, sagt Selina Rotter. Also Betriebe, die Gase benötigten und Werkzeug und Zubehör zum Schweißen. Dazu kämen immer mal wieder Heimwerker und Kunden, die Gas für den Grill benötigen oder Helium, um Luftballone damit aufzublasen. Für alle, die mit Schweißen zu tun haben, bieten die Azubis in der Filiale auch Arbeitsschutz an - vom Schweißerhelm über Handschuhe bis zur ledernen Schweißerhose. Aktuell haben sie zu diesem Thema ein Schaufenster gestaltet und mit Sonderangeboten ausgestattet. Die Rabatte sind großzügig, die Zielgruppe in Fürstenfeldbruck aber eher überschaubar.

© SZ vom 23.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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