Das Brucker Rathaus kann auf dem vorhandenen Gelände erweitert werden und dann auch einen Großteil der bislang ausgelagerten Arbeitsplätze aufnehmen. Zu diesem Schluss kommt eine Machbarkeitsstudie, die einen zusätzlichen Neubau westlich des Hauptgebäudes vorsieht. Vorrangig soll zunächst aber der Bestand energetisch saniert und behindertengerecht aufgerüstet werden.
Am Dienstag will der Stadtrat eine Entscheidung fällen. Der Bauausschuss hat die auf 1,8 Millionen Euro veranschlagten Umbau- und Sanierungsarbeiten bereits einstimmig empfohlen. Welche der von einem Architekten vorgelegten Varianten für den etwa 6,2 Millionen Euro teuren Erweiterungsbau umgesetzt wird und ob doch noch alternative Standorte wie Viehmarkt- oder Volksfestplatz geprüft werden, das wird in einem mit Experten sowie Stadträten besetzten Workshop geklärt.
Von einem kompletten Neubau an anderer Stelle raten Bauexperten eher ab. Der Bestand lässt sich mit überschaubarem Aufwand sanieren, die Bausubstanz gilt als solide. Und Stadträte wie Gabriele Fröhlich (SPD) oder Umweltreferentin Alexa Zierl (Grüne) haben wiederholt die "Graue Energie" ins Bewusstsein gerufen - also die Energie, die für Baumaterialien und Konstruktion bereits aufgewendet worden ist und im Fall eines Neubaus verloren geht.
Zwar gilt der zentrale Viehmarktplatz kaum als geeigneter Standort für ein Rathaus aus einem Guss, die Verlegung einzelner Sachgebiete wird aber auch von Kritikern wie BBV-Fraktionschef Klaus Quinten nicht ganz ausgeschlossen - so käme hier das Amt in Frage, das für Tourismus und Veranstaltungen zuständig ist oder auch das Bürgerbüro. Bis dieses Fürstenfeldbrucker Großprojekt vollständig realisiert wird, dürfte es in jedem Fall bis mindestens 2021 dauern.
Architekt Wolf-Dieter Stollenwerk, der die Machbarkeitsstudie im Fachausschuss erläuterte, beziffert den Nutzflächenbedarf auf 1400 bis 1600 Quadratmeter. Eine der Varianten sieht vor, den Sitzungssaal ebenerdig in einen zusätzlichen Neubau zu verlegen, der nördlich ans Schmuckatelier "Die Truhe" anschließt und damit auch den alten Friseurladen ersetzen würde. Alternativ könnte der Sitzungssaal auch zentraler auf den derzeitigen Innenhof gerückt werden - und entweder über den dreigeschossigen Neubau oder über den bestehenden Längsbau des Rathauses zugänglich sein. Der aktuelle Sitzungssaal würde im Gegenzug unterteilt und zu Büros umgestaltet.
Oder er bleibt schlicht dort, wo er ist, und wird nach der energetischen Ertüchtigung weiterhin in gewohnter Manier genutzt, was mehreren Stadträten ohnehin am plausibelsten erscheint. Stollenberg hält zwar auch mehrere separate Einzelgebäude oder eine durch die Auslagerung des Sitzungssaals bedingte Hammer- oder L-Form für möglich, favorisiert selbst aber eine kompakte Bauweise. Die Grundfläche für das dreigeschossige Gebäude beziffert Stollenberg auf mindestens 700 Quadratmeter. Ulrich Schmetz (SPD) begrüßt den Verzicht auf eine Tiefgarage und plädiert für eine sparsame Ausweisung von Stellplätzen, um nicht zusätzlichen Autoverkehr in die Innenstadt zu ziehen. Mitarbeiter sollten ihre Autos beispielsweise auf den Volksfestplatz abstellen.
Der behindertengerechte Umbau, der auch einen vor bereits fast vier Jahren von Gabriele Fröhlich gestellten Antrag aufgreift, sieht Aufzüge im südlichen Bereich des Längsbaus sowie im Trakt mit dem Sitzungssaal vor. Im Zuge der energetischen Sanierung soll zudem das Dachgeschoss des Längsbaus nutzbar gemacht werden. Können die Arbeiten bis 2020 abgeschlossen werden, dann gibt es Zuschüsse in Höhe von 450 000 Euro.