Fürstenfeldbruck:Erfolglose Wohnungssuche

Im Frühjahr müssen 14 mittlerweile volljährige ehemalige Asylbewerber das Alte Landwirtschaftsamt verlassen. Denn dann läuft die Nutzungsgenehmigung für das Wohnheim aus.

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

14 ehemalige unbegleitete junge Asylbewerber wohnen noch in einem weitläufigen Altbau im Fürstenfeldbrucker Zentrum. Die meisten von ihnen haben längst eine Arbeit gefunden. Der Lohn freilich dürfte kaum reichen für eine Wohnung. Und Wohnungen müssen die jungen Männer dringend suchen. Denn Mitte Mai endet die Nutzungserlaubnis für das Wohnheim, dann enden automatisch auch die Mietverträge.

Bärbel Gräßle-Meißner ist ratlos: Die Fürstenfeldbruckerin hilft einem der mittlerweile ausnahmslos volljährigen Bewohner, der ebenso wie alle anderen im Haus nach Abschluss der sogenannten Eingliederungsphase keine Jugendhilfeleistungen mehr benötigt. Der stand letztens bei ihr auf der Matte und war ziemlich verzweifelt. Vor zwei Wochen hatte er die Mitteilung vom Hauseigentümer, dem Landratsamt, erhalten. Botschaft: Die bis zum 20. Mai befristeten Mietverträge können wegen der dann auslaufenden "vorübergehenden Nutzungserlaubnis" für den Altbau nicht mehr verlängert werden. Bärbel Gräßle-Meißner versuchte zu helfen. Sie fragte im Bekanntenkreis, durchstöberte Immobilienanzeigen und telefonierte ohne Ende. Das Ergebnis ist bislang ernüchternd. Ihr Schützling wolle mit zwei Mitbewohnern eine Wohngemeinschaft bilden. Alle drei hätten Jobs als Altenpfleger oder Lagerist, die Miete sollte sich also mit vereinten Kräften aufbringen lassen. Aber ehemalige Asylbewerber aufnehmen? Eine WG junger Männer mit ausländischen Wurzeln? "Ich habe nur Absagen bekommen", stellt Bärbel Gräßle-Meißner fest. Sie hofft weiterhin, dass die jungen Männer irgendwo unterkommen und sich noch ein Vermieter findet.

Im schlimmsten Fall müsste die Stadt die anerkannten Asylbewerber, die in Asylunterkünften streng genommen als "Fehlbeleger" eingestuft werden, in einer Obdachlosenunterkunft unterbringen. Dass es nicht so weit kommt, hofft auch Doreen Höltl, die bei der Kreisstadt für soziale Angelegenheiten und die Vergabe von Sozialwohnungen zuständig ist. Man kenne die Problematik rund um die auslaufenden Mietverträge des Landratsamts mit den anerkannten Geflüchteten, sagt Höltl. "Viele der Betroffenen kennen wir und begleiten sie schon einige Zeit." Der soziale Wohnungsbau unterstütze bereits nach Kräften. Und doch, so bestätigt Höltl, werde sich "im schlimmsten Fall" die Obdachlosenbehörde einschalten müssen. Höltl hofft aber ebenfalls noch, dass sich ein Vermieter mit einem Herz für die jungen Menschen findet, wenn der Fall publik wird. Anbieter dürften sich gern an die Stadt wenden - "wir vermitteln dann seinen Kontakt an die ehrenamtlichen Helfer der Betroffenen".

ehemaliges Landwirtschaftsamt

Das frühere Landwirtschaftsamt an der Fürstenfeldbrucker Bismarckstraße wurde nach dem Umzug der Behörde ins Grüne Zentrum Puch im Jahr 2014 frei. Die auf fünf Jahre begrenzte Nutzung als Wohnheim läuft im Frühjahr aus.

(Foto: Günther Reger)

Vom Landkreis ist mangels eigener Wohnungen kaum Hilfe zu erwarten. Landratsamtssprecherin Luitgard Reigl widerspricht allerdings auch dem Eindruck, dass den jungen Männern überraschend gekündigt worden sei. Durch eine vorübergehende Unterbringung in den Zimmern der Alten Landwirtschaftsschule einschließlich der Mitnutzung von Gemeinschaftsräumen sollte lediglich ein begrenzter Zeitraum überbrückt werden: "die Übergangsphase der Verselbstständigung von einem betreuten Wohnverhältnis in der Jugendhilfe zum selbstverantwortlichen Leben in Wohnungen des freien Wohnungsmarktes." Einzelne Mieter hätten bereits im Laufe der vergangenen zwei Jahre von sich aus das Mietverhältnis gekündigt, weil sie anderweitig Wohnraum gefunden hätten. Reigl: "Die verbleibenden Mieter wurden vor kurzem mit einem Schreiben an das Ende des befristeten Mietverhältnisses erinnert und gebeten, sich rechtzeitig eine neue Wohnung oder ein Zimmer zu suchen." Die frühe Erinnerung an das Ende des Mietvertrages diene gerade dazu, eine Notunterbringung zu vermeiden.

Was aus dem Gebäude wird, das 2014 nach dem Umzug des Landwirtschaftsamts und der Landwirtschaftsschule in die Neubauten des Grünen Zentrums Puch frei geworden war, ist noch nicht klar. Besitzer sei der Landkreis, sagt Fürstenfeldbrucks Stadtbaumeister Martin Kornacher. Ihm seien keine Pläne bekannt. Ob der Landkreis die Verlängerung der Nutzungsgenehmigung beantragen könnte, ist unklar. Allerdings ist der weitläufige, sanierungsbedürftige Altbau für 14 Bewohner auch überdimensioniert.

Ehepaar Willkomm

Einige der jungen Männer vor einem Jahr bei einer Besprechung mit den beiden ehrenamtlichen Betreuern Petra und Bernd Willkomm.

(Foto: Günther Reger)

2015 hatte das Landratsamt eine auf fünf Jahre begrenzte Nutzungsgenehmigung an höherer Stelle beantragt. Die Stadt Fürstenfeldbruck gab damals eine positive Stellungnahme ab.

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