Fürstenfeldbruck:Einzelhändler schicken Mitarbeiter nach Hause

Fürstenfeldbruck: Nicola Bräunling hat sich etwas Besonderes überlegt, um ihre Kunden weiterhin zu erreichen.

Nicola Bräunling hat sich etwas Besonderes überlegt, um ihre Kunden weiterhin zu erreichen.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Alle Geschäfte, die nicht zur Grundversorgung beitragen, müssen bis zum 30. März schließen. Personal nimmt Resturlaub oder arbeitet intern weiter

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Noch schnell Druckerpapier besorgen? Rationiert, nur ein Paket pro Kunde. Ein Bildschirm für den Laptop im Home-Office? Regale leer. "Tut mir leid", sagt der Verkäufer im Expert-Technomarkt in Germering den Kunden, und auch im Expert-Technomarkt Olching sieht es einen Tag vor dem erzwungenen Ladenschluss für die nächsten Wochen ähnlich aus. Viele Geschäfte im Landkreis müssen schließen, es dürfen nach einer Entscheidung der bayerischen Staatsregierung nur Läden offen bleiben, die die Grundversorgung sichern. Dafür sollen dann ausgeweitete Ladenöffnungszeiten gelten.

"Die Kunden haben sich bereits am vergangenen Samstag sowohl auf ihr Home-Office vorbereitet als auch die Technik für die Schulkinder aufgerüstet", sagt der Geschäftsleiter des Olchinger Elektronikmarktes, Thomas Schnattinger. Am Dienstagabend um 19.30 Uhr muss er den Laden schließen, und ob er ihn am 31. März wieder öffnen kann, ist fraglich. 16 Mitarbeiter sind betroffen von der Schließung, manche bauen laut Schnattinger noch Resturlaub ab, einige werden für die Inventur benötigt, die man vorziehe.

"Niemand weiß, wie es dann weitergeht", sagt Frank Röhner, Geschäftsführer des Modehauses Fuchsweber und Mitglied im Regionalausschuss Fürstenfeldbruck der Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern (IHK). Im IHK-Regionalausschuss vertritt Röhner den Einzelhandel und weiß, dass auf die Geschäfte, die von Mittwoch an schließen müssen, eine unsichere Zeit zukommt. "Ich stehe mit den Kollegen am Ort in Kontakt, auch mit der Stadt werden wir reden." Dass der nächste Marktsonntag nicht stattfinden werde, sei für ihn sicher, ob es zur Modenacht im Mai komme, sei ebenfalls unklar. Wie andere Geschäftsinhaber auch hofft Röhner, dass der Umsatzverlust "zumindest zu 50 Prozent" wieder hereingeholt werden könne. Im Modehaus Fuchsweber sind 42 Menschen beschäftigt, nur vier von ihnen arbeiten jetzt in der Verwaltung weiter, dazu kommen vier Auszubildende. "Die bekommen Schulungen und werden sich um die Ware kümmern, die ja weiterhin eintrifft", sagt Röhner. Die Mitarbeiter hätten die kurzfristige Nachricht von der zunächst zweiwöchigen Schließung gefasst aufgenommen. Das März-Gehalt werde voll ausgezahlt, so Röhner, wenn die Schließung länger dauern sollte, müsse die Firma Kurzarbeit anmelden. Dies sei nun erstmals für den Handel möglich.

Elektronikartikel, Kleidung und auch Bücher gehören nicht zu jenen "systemrelevanten" Produkten, deren Handel weiter erlaubt ist. Doch neben der essbaren Nahrung, die man in den Supermärkten sogar bis zehn Uhr abends kaufen könnte, gibt es ja noch die geistige: Bücher. So hat zwar Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, an Bund und Länder appelliert, dass Buchhandlungen von der Ladenschließung ausgenommen bleiben, aber bislang war das vergebens. Die Puchheimer Buchhändlerin Nicola Bräunling hat deshalb in den vergangenen Tagen überlegt, wie sie sowohl einen Teil des erwarteten Umsatzverlustes auffangen, als auch die Versorgung ihrer Kunden mit Lesestoff sicherstellen kann. Ihr "Notfallplan", wie sie ihn nennt, sieht so aus, dass sie Bestellungen entgegennehme und sie dann "im Puchheimer Stadtgebiet kostenfrei an die Haustür" ausliefere. Bekomme sie Bestellungen von außerhalb Puchheims, erfolge die Lieferung "gegen eine kleine Gebühr".

Was zur sogenannten Grundversorgung gehört und was nicht, das wird im Handel durchaus kontrovers diskutiert. So fragt etwa Thomas Schnattinger, ob die Geräte zur Zubereitung und Lagerung von Lebensmitteln, also Küchengeräte, Mikrowellengeräte und Kühlschränke nicht so wichtig seien wie Artikel aus den Bau- und Gartenmärkten. Denn die dürfen weiter offen haben, wenn nötig auch mit verlängerten Öffnungszeiten bis 22 Uhr. Dadurch, so der Plan, soll es keine Stoßzeiten mehr geben, und je weniger Kunden in einem Markt sind, desto geringer wäre das Ansteckungsrisiko.

Die erweiterten Verkaufszeiten werden vom Amper-Einkaufszentrum (AEZ) nicht ausgenutzt. Die Kunden erfahren per Aushang in den Filialen davon, dass die Filialen wie bisher auch Montag bis Samstag von acht Uhr morgens bis acht Uhr abends offen sind. Man wolle den Mitarbeitern die Ruhe gönnen, die sie bräuchten, sagte eine AEZ-Sprecherin.

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