Süddeutsche Zeitung

Fürstenfeldbruck:Eine Zukunft im alten Schlachthof

Die Subkultur will expandieren. Platz wäre vorhanden, nur sollen die Wünsche in ein städtebauliches Gesamtkonzept passen. Der Verein ist in die Planungen eingebunden

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Es ist kalt in den Wintermonaten, die Wasserleitung platzt bei Minustemperaturen und ein WC, das üblichen Hygieneanforderungen entspricht, gibt es auch nicht. Aber auch ohne Heizung und fließendes Wasser ist der alte Schlachthof auf der Lände in Fürstenfeldbruck "ein Juwel", wie Aline Pronnet sagt. Sie zieht am Sonntagnachmittag im Schlachthof als scheidende Vorsitzende von Subkultur ihre Jahresbilanz und überbringt den etwa 40 anwesenden der mehr als 400 eingetragenen Mitglieder zwei Nachrichten. Die gute zuerst: mit der Subkultur im Schlachthof wird es weitergehen, es gibt Platz zum Erweitern, und der Verein ist direkt in die Planungen für das mögliche neue Kreativquartier zwischen der Lände und der Bullachstraße eingebunden. Und die schlechte: Es werden wohl noch einige Beiratsgenerationen gewählt werden, bis die Planungen so weit sind, dass die für so viele junge Künstler und Partyleute wichtige Location vergrößert wird - und es auch warmes Wasser zum Händewaschen und Spülen gibt.

Die Entscheidung darüber, was aus dem alten Schlachthof wird, hat der Fürstenfeldbrucker Stadtrat in seinen Händen. Er wird demnächst wohl über einen städtebaulichen Wettbewerb für das neue Kreativviertel entscheiden. Im Laufe der Planungen soll sich unter anderem zeigen, wie weitere Teile des Schlachthof-Areals für die Subkultur nutzbar gemacht werden können. Der Schlachthof steht unter Denkmalschutz, ebenso weitere Gebäude dies- und jenseits des Amperkanals, der das Wasserkraftwerk speist und Heimat für eine Biberfamilie ist. Es gibt nur eine Zufahrt, die über den Amperarm an der Schöngeisinger Straße führt, und dieses Nadelöhr könnte dazu beitragen, dass das Gelände um den Schlachthof, den Footballplatz der Fursty Razorbacks und den Betriebshof der Stadt zu einer mehr oder weniger verkehrsarmen Zone wird.

So stellt es Aline Pronnet den Mitgliedern vor und weist auf die Möglichkeiten für eine neue Mobilität in der Stadt hin. Genügend Fahrradständer, die für alle Besucher von Subkultur-Veranstaltungen ausreichen, ein Haltepunkt für das Ruftaxi und eine Station für Leihfahrräder. Alles Ideen, bei denen die Subkultur-Leute mitgehen können.

Denn die Veränderungen im hoffentlich für den Schlachthof positiven Sinne sind notwendig. "Wir brauchen Platz", sagt Pronnet, und meint damit eine Erweiterung in die angrenzenden, derzeit abgetrennten Räume. Ein Eingangsbereich soll dort entstehen, damit nicht bei jedem Türöffnen das Konzert auch draußen zu hören ist. Denn lärmschutztechnisch, das habe ein Gutachter festgestellt, sei der Schlachthof bestens geeignet für etwas lautere Veranstaltungen. Was außer vernünftigen Sanitärräumem noch fehlt, sind Lagerflächen. Auch dafür sei auf dem Schlachthofgelände Platz. Seit in diesem Jahr die Gebäude neu vermessen worden seien, habe man nun genaue Pläne für weitere Überlegungen und wisse um die sehr haltbare Statik der denkmalgeschützten Gebäude.

Weil der Verein die Stadtspitze und viele Stadträte auf seiner Seite weiß, ist die Hoffnung auf eine gesicherte Zukunft im Schlachthof groß. Schon jetzt, lobt die Vorsitzende die Beziehungen zur Stadt, es sei ein "super Entgegenkommen", dass der Verein am Auslobungstext für den Wettbewerb beteiligt worden sei. In einer Sondersitzung am 17. Dezember, 18 Uhr, im Rathaus solle über das Kreativquartier beraten werden, kündigte Aline Pronnet an. Ein Termin, den sich die Mitglieder merken, war die Beratung zuletzt schon einmal abgesetzt worden.

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Quelle:
SZ vom 11.12.2018
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