Süddeutsche Zeitung

Fürstenfeldbruck:Eine ungewöhnliche Freundschaft

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Die Neue Bühne Bruck zeigt das Kindertheaterstück "Ein Schaf für's Leben", in dem der Wolf plötzlich gegen seine Instinkte ankämpfen muss

Von Cynthia Seidel, Fürstenfeldbruck

Mit dem Theaterstück "Ein Schaf fürs Leben" bringen Christina Schmiedel und Andreas Harwath eine moderne Version der Märchenfiguren Wolf und Schaf auf die Bühne. Im Kern erzählt die Inszenierung noch immer von dem hungrigen Wolf, der das naive Schaf essen möchte, doch nimmt die Geschichte eine unerwartete Wendung: der Wolf und das Schaf werden Freunde und Freunde frisst man - und auch der Wolf - nicht. In der Inszenierung an der Neuen Bühne Bruck, die an diesem Samstag Premiere feiert, bleibt das Theaterstück der Erzählung des gleichnamigen Buches von Maritgen Matter treu, so Schmiedel. Es stellt die stereotypischen Rollen des bösen Wolfs und des naiven Schafs in Frage. "Vielleicht ist der Wolf gar nicht böse, hat aber einen so großen Hunger, dass er eben etwas fressen muss, um nicht zu verhungern", sagt die Schauspielerin.

In einer verschneiten Winternacht trifft der hungrige Wolf dann also auf das Schaf und sieht die Chance, endlich seinen Hunger stillen zu können. "So leicht lässt sich das Schaf aber nicht überreden, sondern fühlt sich eher gestört davon, wer denn schon wieder in den Stall will", so Schmiedel. Ein Ausflug in die aufregende Stadt macht es aber neugierig und so ziehen der Wolf und das Schaf mit dem Schlitten los. Statt nun aber seinen Plan in die Tat umzusetzen und das Schaf zu fressen, hat der Wolf viel Spaß mit dem Schaf. Es ist der Beginn einer ungewöhnlichen Freundschaft.

Der Hunger des Wolfes aber bleibt, denn Spaß und Abenteuer machen auf Dauer nicht satt. "Wolf hat immer wieder Angst, in einem schwachen Moment das Schaf trotzdem fressen zu wollen und träumt sogar davon", sagt Schmiedel. Er muss sich etwas einfallen lassen, um seinen neuen Freund vor sich zu schützen, auch wenn das bedeuten würde, dass er das Schaf nie wieder sieht.

In der Inszenierung werden die beiden Darstellenden nicht nur wortgenau aus dem Buch erzählen und in die Rollen von Wolf und Schaf schlüpfen. Sie lassen das Publikum, ob groß, ob klein, mitgestalten. Beispielsweise welche Geräusche es auf einem Bauernhof gibt oder wie sich eine kalte Winternacht anhört. Außerdem hat Harwath einige Lieder für das Theaterstück komponiert, die den Wechsel zwischen den Schauspielern als Erzähler und als Wolf oder Schaf möglich machen. Die Lieder erzählen den Teil der Geschichte, indem die Freundschaft von Schaf und Wolf auf die Probe gestellt wird.

Um der Idee des Buches, Stereotype zu hinterfragen und aufzudecken, gerecht zu werden, wollten sich Schmiedel und Harwath nicht auf die typische Besetzung des großen, starken Wolfes mit einem Mann und des lieben, arglosen Schafes mit einer Frau festlegen. "Wir haben viel experimentiert, ganz unabhängig von irgendwelchen Rollenbildern", so Harwath. Zeitweise hatten sie auch die Idee, während der Aufführung die Rollen zu tauschen, sodass beide mal Schaf, mal Wolf sind. "Letztendlich haben wir festgestellt, dass Christina Schmiedel das bessere Schaf ist", sagt Harwath.

Beide haben sich außerdem dazu entschieden, das Ende der Erzählung im Buch ein wenig weiter zu spinnen. "Wir wollten uns zu Weihnachten und gerade in Zeiten von Corona nicht auch noch auf der Bühne mit dem Thema Verlust auseinandersetzen". Deshalb findet der Wolf in der Fürstenfeldbrucker Inszenierung schlussendlich eine Möglichkeit, weiter mit dem Schaf befreundet zu sein. Wie genau er das anstellt, erfährt man beispielsweise bei der Premiere an Neuen Brucker Bühne am Samstag. "Und falls kurzfristig noch etwas schief gehen sollte, dann streamen wir uns eben in die Kinderzimmer von Bruck", so Schmiedel.

"Ein Schaf fürs Leben", Neue Bühne Bruck, Premiere am Samstag, 4. Dezember, 15 Uhr, Karten ab neun Euro unter www.buehne-bruck.de. Dort finden sich auch die weiteren Termine

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SZ vom 03.12.2021
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