Zum Tod des Organisten Roland Muhr:Eine scheinbar untrennbare Einheit

Roland Muhr

Lebenslange Verbindung: Roland Muhr an der Fuxorgel kurz vor seiner Pensionierung im Dezember 2013.

(Foto: Günther Reger)

Roland Muhr war 44 Jahre lang Musiker der Pfarrkirche Sankt Magdalena und der Klosterkirche mit ihrer historischen Fuxorgel. Nun ist Muhr im Alter von 67 Jahren gestorben

Von Klaus Mohr, Fürstenfeldbruck

In der Nacht auf Montag ist der Organist und Kirchenmusiker Roland Muhr im Alter von 67 Jahren völlig überraschend verstorben. Roland Muhr und die Fux-Orgel in Fürstenfeld, das war über Jahrzehnte eine untrennbare Einheit. Als die historische Fux-Orgel von 1736 im Zuge der grundlegenden Sanierung der Klosterkirche 1978 renoviert wurde, war es Roland Muhr, der diesem Instrument durch die Begründung des Fürstenfelder Orgelsommers und der Fürstenfelder Orgelwoche zu internationaler Reputation verhalf. Obwohl die Fux-Orgel bei Muhrs Amtsantritt als Kirchenmusiker der Pfarrkirche Sankt Magdalena und der Klosterkirche Fürstenfeld im Jahr 1969 so gut wie nicht bespielbar war, war dieses Instrument allein schon wegen seiner Größe ein ausschlaggebender Punkt dafür, dass der Organist diesen Dienst überhaupt angetreten hat. Muhr wuchs mit und an "seinem" Instrument: Unnachahmlich gelang es ihm, die Klangcharakteristik der Orgel herauszuarbeiten und musikalisch überzeugend einzusetzen. Vielleicht lag es daran, dass er nicht nur Musiker, sondern auch Hörer war. Er ließ sich auf dieses Instrument ein, lauschte, und fand all die warmen Klänge, die diese Orgel so einmalig klingen lassen. Im letzten Jahrzehnt favorisierte Muhr auch viel italienisches Repertoire des 19. Jahrhunderts, das aus der vokal inspirierten Opernliteratur stammt.

1948 in Kelheim geboren, kam Roland Muhr als Bub ins Internat nach Regensburg und dort mit dem Instrument Orgel in Kontakt. Das Kirchenmusikstudium in Regensburg und das anschließende Studium des Konzertfachs Orgel bis zum Meisterklassendiplom an der Münchner Musikhochschule beim legendären Bach-Interpreten Karl Richter waren die fast logische Folge. Die vielfältigen Anregungen aus dem Studium wirkten sich auch auf die Disposition der 1979 eingeweihten Ott-Orgel in Sankt Magdalena aus. Mit dem Kirchenchor von Sankt Magdalena kam Roland Muhr in seinen vielen Dienstjahren als Kirchenmusiker zudem auf etwa 700 Choraufführungen. Als einen besonderen Höhepunkt bezeichnete Muhr stets die Aufführung der Messe in F-Dur des Fürstenfelder Paters Benedictus Pittrich, die man "sich so richtig von Grund auf erarbeiten musste."

Roland Muhr gab im Lauf der Jahre an die 1000 Konzerte in ganz Europa sowie in Südamerika und bestritt zahlreiche Fernseh-, Funk- und Tonträgerproduktionen. Am 31. Dezember 2013 beendete Roland Muhr nach 44 Jahren seinen Dienst kurz vor Mitternacht mit dem traditionellen Silvesterkonzert, das er zusammen mit seiner Tochter, der Flötistin Alexandra Muhr, gestaltete. Auch danach blieb die Orgel im Zentrum seines Lebens, wenngleich er um die Befreiung von den Verpflichtungen des Amtes froh war.

Im März 2015 organisierte Muhr eine Bach-Nacht in Sankt Bernhard, die in ihrer musikalisch-künstlerischen Qualität ein ganz hervorragendes Niveau hatte. Mehrmals übernahm er seither auch Orgelmatineen an "seiner" Fux-Orgel, zuletzt die Matinee am Pfingstsonntag. Die geplante Weihnachtsmatinee am 26. Dezember gemeinsam mit seinem langjährigen musikalischen Weggefährten, dem Bariton Rudolf Hillebrand, kann Roland Muhr nun nicht mehr spielen. Da die Orgel als Himmelsinstrument gilt, kann man aber hoffen, dass er diese Matinee noch viel vollendeter dort spielen kann, wo der christliche Glaube Gott verortet. Der angemessene Platz für die letzte Ruhestätte von Roland Muhr wäre eigentlich eine Gruft direkt unter der Fux-Orgel - wie bei Anton Bruckner, der unterhalb seiner Lieblingsorgel im österreichischen Augustinerchorherrenstift Sankt Florian bestattet ist. Roland Muhr hinterlässt seine Frau Dorothea und zwei Töchter, neben der Flötistin Alexandra Muhr die Schauspielerin Susanne Muhr.

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