Fürstenfeldbruck:Eine neue Generation von Kommissaren

Fürstenfeldbruck: Geschafft - und das auch noch als Jahrgangsbeste: Fachbereichsleiter Ingbert Hoffmann beglückwünscht Juliane Schwerd.

Geschafft - und das auch noch als Jahrgangsbeste: Fachbereichsleiter Ingbert Hoffmann beglückwünscht Juliane Schwerd.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

An der Polizeihochschule werden 162 Absolventen verabschiedet. Es ist der erste Jahrgang, der in Zeiten der Terroranschläge ausgebildet wurde

Von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck

Mit wie vielen Verbandskästen müssen Linienbusse bestückt sein und wie viele müssen in einem Bus mit Fernreiseziel liegen? Die Frage klingt nach schrecklich vielen Vorschriften und Bestimmungen, kurzum: abschreckend trocken und bürokratisch. Bei der Diplomierungsfeier für 162 angehende Kommissarinnen und Kommissare in der Hochschule für den öffentlichen Dienst ruft sie bei einigen der etwa 350 Anwesenden, darunter neben den Angehörigen der Absolventen auch viele erfahrene Kollegen, ein lautstarkes, wissendes Auflachen hervor. Absolvent Felix Demmel erwähnt die Frage in seiner Ansprache, die er als letzte Rede bei den Feierlichkeiten im Churfürstensaal hielt.

163 Anwärter waren zur Abschlussprüfung im Fachbereich Polizei der Hochschule für den öffentlichen Dienst angetreten. Wird sie erfolgreich absolviert sind die Geprüften schließlich Kommissarinnen und Kommissare. Bestanden haben 162 von ihnen, wie Fachbereichsleiter Ingbert Hoffmann nach einer ausgiebigen Begrüßung aller Ehrengäste referiert. Der Notendurchschnitt lag bei 9,12 Punkten, "ein absoluter Spitzenwert, wenn man die letzten Jahre vergleicht", unterstreicht der Leiter. Und macht auf die besonderen Umstände aufmerksam. "Sie waren der erste Jahrgang, der sagen kann, ich habe mit dem studieren an einer FH begonnen und an einer Hochschule beendet." Denn mit diesem Jahr ist die in Teilen des Klosters untergebrachte Fachhochschule für öffentliche Verwaltung und Rechtspflege umbenannt worden in Hochschule für den öffentlichen Dienst.

"Mir ist durchaus klar, dass die Herausforderungen größer geworden sind", beteuert der Fachbereichsleiter. Es sei auch der erste Jahrgang, der nach den Terroranschlägen von Paris nun mit ganz neuen Herausforderungen zu tun habe und deshalb auch neue Inhalte lernen müsse. In dem Zusammenhang nannte Hoffmann den Begriff "lebensbedrohliche Gefahrenlage". "Die Anschläge in Würzburg und Ansbach haben gezeigt, dass auch die bayerische Polizei sich mit solchen Attentaten befassen muss", bekräftigt Wilhelm Schmidbauer. Der Landespolizeipräsident ist zur Diplomierungsfeier nach Fürstenfeldbruck gekommen. Als er begrüßt wird, spürt man, dass sich viele der Anwesenden geehrt fühlen. Schmidbauer verdeutlicht, wie sich die Arbeit der Polizei in den vergangenen Jahren gewandelt hat. Seit dem ersten G 7-Gipfel in Bayern, 2015 auf Schloss Elmau, seien etliche neue Aufgaben für die Beamten dazu gekommen. Er nennt die vielen Flüchtlinge, die vor knapp zwei Jahren ins Land kamen, die Anschläge von überwiegend islamistischen Tätern mit völlig neuen Methoden wie etwa Lkws, gewaltbereite Fußball-Hooligans und die zunehmende Digitalisierung aller Lebensbereiche, die freilich auch Kriminellen neue Möglichkeiten eröffne.

"Das teilweise angeschlagene Sicherheitsempfinden der Bevölkerung schreit nach mehr Polizei", resümiert der Landespolizeipräsident. Und zählt auf, dass in Bayern zwischen 2017 und 2020 jährlich 500 zusätzliche Stellen für Polizisten, also insgesamt 2000, geschaffen werden und wurden. "2017 haben wir den höchsten Personalstand der bayerischen Polizei erreicht", allerdings auch einen Höchststand bei den Überstunden, sagt Schmidbauer.

Zwischen den Beiträgen der einzelnen Redner spielt das Klarinettenquintett des Polizeiorchesters. Die ausgewählte Musik passt gut zum Ambiente des prunkvollen Saals voller Stuck und imposanter Gemälde. Die stellvertretende Landrätin Martina Drechsler und der amtierende Brucker Bürgermeister Erich Raff beglückwünschen die Absolventen, die nun nach zwei- oder dreijähriger Ausbildung im Polizeidienst weitermachen oder neu beginnen können. Denn wie Felix Demmel in seiner Rede herausarbeitet, gibt es in dem Studiengang stets die Aufsteiger, also jene, die aus dem Polizeidienst kommen und sich die Hochschulreife erworben haben, und die Direkteinsteiger.

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