Fürstenfeldbruck:Ein Segen für den Einzelhandel

Fürstenfeldbruck: Karikatur: Guido Zingerl

Karikatur: Guido Zingerl

Das Weihnachtsgeschäft läuft in diesem Jahr sehr gut. Und umsatzstarke Tage kommen erst noch. Der Onlinehandel bringt dennoch immer mehr Geschäftsleute in existenzielle Schwierigkeiten

Von Maren Jensen

Süßer die Kassen nie klingeln: Jeder Deutsche hat in diesem Jahr durchschnittlich 300 Euro für Weihnachtsgeschenke ausgegeben. Doch als die Einzelhändler der Region vor einigen Wochen ihre Schaufenster mit bunten Christbäumen und Lichterketten schmückten, wussten sie noch nicht, was auf sie zukommen wird. Werde ich es in diesem Jahr schaffen, fragt sich die Inhaberin der Buchhandlung "Lichtblick", Helga Cichon. Oder wird mich der Online-Handel in diesem Jahr endgültig in den Ruin treiben? Cichon ist nicht die Einzige in der Branche, die mit Minuszahlen aufgrund der zunehmenden Digitalisierung zu kämpfen hat. Für die meisten Einzelhändler sind die Tage bis Heiligabend das wichtigste Geschäft im Jahr, viele fürchteten um ihre Existenz. Doch die Konsumenten haben die Einzelhändler nicht enttäuscht. Rund das Doppelte des sonstigen Durchschnittsumsatzes haben die Geschäfte eingenommen, manche sogar das Vierfache. Für die meisten Einzelhändler heißt das: aufatmen und weitermachen.

Besonders in der Parfümerie war der Weihnachtseinkauf in diesem Jahr sehr durchmischt. Neben dem neuen Duft von Helene Fischer schenkten viele Männer ihren Frauen den Klassiker Chanel No 5. "Häufig werden die Neuheiten und alte Klassiker verkauft", sagt die Kundenberaterin der Brucker Parfümerie Nöth. Laut Katharina Weigner hat sich nur das Kaufverhalten geändert, nicht die Produktauswahl. Sie schildert ein alltägliches Beispiel: Die Ladentür wird aufgerissen. Eine Frau tritt ein, geht zielstrebig auf ein Regal zu, sprüht sich einen Duft auf das Handgelenk und riecht. Entschieden schüttelt sie den Kopf. Weigner eilt der Dame zu Hilfe, berät sie etwa eine halbe Stunde lang. "Das möchte ich haben", ruft die Kundin schließlich. In der Hand hält sie ein rosa Fläschchen. Doch nach dem Gespräch geht die Frau mit leeren Händen aus dem Geschäft, sie wolle das Parfum lieber im Internet bestellen, für einen günstigeren Preis. Solche Szenen seien keine Seltenheit in der Branche, sagt Weigner. Testen im Geschäft, kaufen im Internet. Seit sieben Jahren arbeitet die Kundenberaterin in der Parfümerie. Um das Geschäft attraktiver zu machen und gegen den Online-Handel anzukämpfen verschenkte die Filiale fünf Euro Gutscheine. "Das wurde sehr gut angenommen", sagt Weigner. Dem Online-Handel könne das Geschäft trotzdem nicht trotzen. "Mit den Billigpreisen können wir einfach nicht mithalten", bestätigt die Kollegin aus der Gröbenzeller Filiale, Carina Göser. Die Branche sei abhängig von der Weihnachtszeit. "Für mich sind diese Tage lebenswichtig", sagt auch Geschäftsführer Daniel Krölls von der gleichnamigen Parfümerie. Rund das Vierfache nehme er in dieser Zeit ein.

Aber nicht nur in der Parfümerie lief das Weihnachtsgeschäft auf Hochtouren. Auch der Buchhandel erfreute sich in diesem Jahren an guten Verkaufszahlen. "Es läuft sehr gut", sagt die Verkäuferin Ingeborg Hofmann aus der Buchhandlung Reazai in Eichenau. "Zwar ein wenig verspätet, aber hervorragend. Nun kommt der Endspurt", bestätigt der Inhaber de Ladens, Michael Beck. Die letzten zehn Tage vor Weihnachten seien die entscheidendsten. "Das ist im Buchhandel so", bestätigt der Inhaber von "Der Buchladen" in Olching, Karl Haschke. In diesem Jahr seien Sachbücher über den Islamischen Staat sehr gefragt. "Für dieses Genre unglaubliche Zahlen", staunt er.

Erleichtert zeigt sich auch Cichon. "Es lief bombastisch". Irgendwie schaffe sie es immer über die Runden zu kommen, sagt sie, auch in Zukunft wolle sie sich nicht unterkriegen lassen. Dass jedoch auch in den nächsten Jahren keine leichte Zeit auf die Einzelhändler zukommen wird, zeigen jüngste Zahlen des Online-Großhändlers Amazon. Mit mehr als 5,4 Millionen bestellten Produkten hat er in der vergangenen Woche an einem Tag einen neuen Verkaufsrekord aufgestellt und Geschichte geschrieben. Die Händler werden also weiterhin alle Register für das Weihnachtsgeschäft ziehen müssen - in der Hoffnung, dass die Brucker nach wie vor mitziehen und nicht dem Online-Handel verfallen.

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