Urteil gegen drittes Windrad:Ein Rückschlag für die Energiewende

Pucher Kirche

Von bestimmten Standorten aus, steht das Mammendorfer Windrad in der Blickachse zur Pucher Kriche. Es ist nicht der einzige Fremdkörper.

(Foto: Günther Reger)

Nach dem Pucher Richterspruch verzichten die Stadtwerke Fürstenfeldbruck auf den Bau eines dritten Windrads im Landkreis. Während die Gegner jubeln, halten die Befürworter der Windkraft an den Klimaschutzzielen fest

Von Gerhard Eisenkolb, Fürstenfeldbruck

Während die Gegner des endgültig gescheiterten Windradprojekts der Stadtwerke bei Puch über das Urteil des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs jubeln, sprechen dessen Befürworter von einem herben Rückschlag für die Energiewende im Landkreis. Enno Steffens, Geschäftsführer der Stadtwerke Fürstenfeldbruck erklärte nach der Bekanntgabe der Entscheidung vom Mittwoch, der Stromversorger werde das Vorhaben nun zu den Akten lege. Die Windkraftanlage lasse sich auch nicht mehr durch eine Verlegung des Standorts retten. Statt im Landkreis ein drittes Windrad zu bauen, wollen die Stadtwerke nun in überregionale Windkraftprojekte investieren.

Weiteres Potenzial für den Ausbau der Windenergie im Landkreis sieht der Stadtwerkechef zurzeit nicht mehr. Damit ist auch das vor fünf Jahren formulierte optimistische Ziel des Energiewendevereins Ziel 21 gestorben, insgesamt bis zu einem Viertel des gesamten im Landkreis verbrauchten Stroms mit Windkraftanlage zu erzeugen. Dazu wären insgesamt acht Standorte mit jeweils drei bis fünf Windrädern nötig gewesen. Laut Alexa Zierl, der Vorsitzenden von Ziel 21, hat sich das Konzept des Vereins schon allein infolge des technischen Fortschritts geändert. Inzwischen geht man bei Ziel 21 davon aus, dass sich bei einer Energieeinsparung von 30 Prozent der gesamte Strombedarf der Landkreisbevölkerung mit Fotovoltaikanlagen decken ließe. Dazu seien nicht einmal viele Freiflächen nötig, Dächer und zu einem kleinen Teil auch Hausfassaden würden genügen. Diese neue Prognose fußt auf den Daten, die als Grundlage für das Klimaschutzkonzept des Landkreises erhoben wurden.

Die Pucherin Heike Seyberth kämpfte vor allem mit Ulrike Buttner und Edigna Kellermann gegen das dritte Windrad, das in einem Abstand von 1,8 Kilometern hinter der Kirche Sankt Sebastian errichtet werden sollte. "Wir sind über das Urteil sehr erfreut, das dem Denkmalsschutz und damit der unverbauten Blickachse auf die Puch dominierende Kirche Vorrang vor der Energieerzeugung einräumt", erklärt Seyberth nach dem Erfolg. Sie weist auch darauf hin, dass der Rechtsstreit der Pucher Kuratiekirchenstiftung überflüssig gewesen wäre, wenn der Landrat und die Stadtwerke auf die Argumente der Pucher eingegangen wäre. Schließlich, so die Windradgegnerin, hätten sie und ihre Mitstreiter von Anfang am Runden Tisch zum Ausbau der Windkraft im Landratsamt mitdiskutiert und dort die Argumente vorgetragen, die die Verwaltungsrichter in zwei Instanzen überzeugten.

Trotzdem bezeichnet der Jurist und Landrat Thomas Karmasin (CSU) am Donnerstag das Urteil als einen schlechten Tag für die Windkraft. Und Karmasin weist auf die Folgen des Pucher Richterspruchs hin: "Wenn der Denkmalschutz nur gewahrt ist, wenn in der Nähe der Kirchtürme kein Windrad zu sehen ist, werden weitere Standorte für die Nutzung der Windkraft entfallen." Zudem bedauert es der Landrat, dass der VGH der gerade aktuellen Beurteilung des Landesamtes für Denkmalpflege bedingungslos vertraut habe, obwohl sich dessen fachliche Stellungnahmen "schneller drehen, als manches Windrad".

Alexa Zierl spricht wie der Stadtwerkechef Steffens angesichts der Probleme, weitere Windräder im Landkreis zu bauen, von Rückschlägen und einer Durststrecke für die Energiewende. Aufhalten werde das die Sache nicht. Sie erinnert daran, dass es vor 15 Jahren niemand für möglich gehalten hätte, überhaupt Windkraftanlage im Brucker Land zu bauen.

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