Fürstenfeldbruck:Ein Leben hinter Gitterstäben

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Das Lichtspielhaus zeigt Oliver Herbrichs Dokumentation über den notorischen Verbrecher Theo Berger. Schon der erste Film des Grafrather Regisseurs hat sich mit einem bekannten Gangster beschäftigt

Von Manfred AmaNn, Fürstenfeldbruck

Am Sonntag wird im Lichtspielhaus der Film "Der Al Capone vom Donaumoos" von Oliver Herbrich gezeigt. Der mittlerweile nicht mehr aktive Regisseur, der seit etwa 20 Jahren in Grafrath lebt, porträtiert darin Theo Berger, der schon zu Lebzeiten als "Ein- und Ausbrecherkönig" eine Legende war, und dokumentiert dessen bewegtes Leben, das sich fast 39 Jahre im Gefängnis abspielte. Da Herbrich das Drehbuch zusammen mit Berger schrieb und mit ihm "in einer kurzen Zeit in Freiheit" drehte, kommt der Film der Realität sehr nah.

"Der Regisseur hat auf die Kraft und Magie der authentischen Bilder und Personen vertraut", schrieb vor gut 30 Jahren anlässlich der Premiere eine Münchner Tageszeitung. Herbrich habe damit "fast Thriller-Spannung" erreicht. Theo Berger saß zu diesem Zeitpunkt bereits wieder im Straubinger Gefängnis. Nun hat der Regisseur seine Filme digitalisieren lassen, um sie auch in modernen Kinos zeigen zu können. In Gauting läuft derzeit eine Herbrich-Retrospektive mit Filmen wie "Bikini - mon amour", "Erdenschwer", "Auf der Suche nach El Dorado" und "Gesetz der Straße", die dem Filmemacher etliche Preise einbrachten. In Fürstenfeldbruck ist nun erstmals der Film "Der Al Capone vom Donaumoos" zu sehen, weitere werden eventuell folgen. Richard Bartels, Sprecher der Interessengruppe Lichtspielhaus, war mit dem 1961 in München geborenen Oliver Herbrich auf einer vom Kulturverein Sankt Rasso in Grafrath organisierten Kunstausstellung ins Gespräch gekommen. Dabei hatten die beiden die Idee zur Vorführung.

1980 dreht Oliver Hebrich (vorne kniend, zweiter von links) seinen Film über den legendären Räuber Kneißl. Sein Handwerk gelernt hat der Regisseur an der Münchner Filmhochschule, seinen Durchbruch hatte der mit dem Spielfilm "Wodzeck". (Foto: Max Müller/OH)

Auch knapp 16 Jahre nach seinem Suizid im Straubinger Gefängnis 2003 ist der Name Theo Berger vielen älteren Menschen noch geläufig. Der notorische Schwerverbrecher, dem etwa 150 Delikte nachgewiesen werden konnten, der die meiste Zeit seines Lebens hinter Gittern verbrachte und mit mehreren Ausbrüchen aus dem Gefängnis für Aufsehen sorgte, war seinerzeit eine schillernde Figur, der man trotz ihrer vielen, teils schweren Straftaten, einen gewissen Respekt zollte. Manche Zeitgenossen verehrten ihn sogar als "Volksheld", weil er sich nicht unterkriegen ließ und sich der Macht des Staates immer wieder durch Flucht entziehen konnte - wenn meist auch nur für kurze Zeit. Seine Raubzüge unternahm er überwiegend im Raum Ingolstadt, eben im Donaumoos.

Auch Herbrich hatte Bergers Leben mit Verhaftungen und Fluchten damals aufmerksam verfolgt und schließlich den Beschluss gefasst, einen Dokumentarfilm über den Ausbrecherkönig zu drehen, zu dem die Süddeutsche Zeitung anmerkte, es sei dem Spielfilmregisseur gelungen, die "ambivalente Popularität Bergers vom Mythos des legendären Gangsters zu befreien". Die "lakonische Nüchternheit" mit der Berger seine eigene Biografie darin kommentiere, bestimme die eigentliche Qualität des Dokumentes. Herbrich, der an der Filmhochschule in München studierte, war damals 24 Jahre alt. Schon als Schüler hatte er Drehbücher geschrieben und 1980 quasi als "Eintrittskarte" für die Hochschule mit Erfolg den Film über das legendäre Gangsterleben von Mathias Kneißl aus dem Dachauer Hinterland präsentiert.

Theo Berger hat Hebrich beim Schreiben des Drehbuchs unterstützt und auch in dem Film mitgewirkt. (Foto: Petra Vonhausen/OH)

Während des Studiums habe er überwiegend Dokumentarfilme gedreht, bis ihm mit dem Spielfilm "Wodzeck" ein durchschlagender Erfolg gelungen sei, erinnert sich Herbrich. Insgesamt zehn Spiel- und Dokumentarfilme haben den Regisseur bekannt gemacht, der sich als "Cineast durch und durch" beschreibt. In Erinnerung geblieben ist ihm insbesondere die Episode, dass Berger im Gefängnis eine Waffe versteckt hatte, die er letztlich, wie er der Justiz versprochen hatte, freiwillige herausgab, nach dem er sich einer Operation hatte unterziehen können. "Er war ein Schwerverbrecher, hat aber trotz aller Gewalt niemanden getötet" so der Regisseur.

Die Vorführung im Lichtspielhaus, Maisacher Straße 7, Fürstenfeldbruck, beginnt am Sonntag, 24. März, um 11 Uhr.

© SZ vom 21.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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