Fürstenfeldbruck:Ein Gefühlsbad

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Die "Asam Classical Soloists" führen im Brucker Kurfürstensaal die Oper "Antonio e Cleopatra" auf. (Foto: Günther Reger)

Barockoper begeistert Brucker Publikum

Von Klaus Mohr, Fürstenfeldbruck

Ästhetik und Emotionen einer Barockoper in unsere Zeit zu transportieren, erfordert großen Ideenreichtum. Zur Eröffnung der neuen Saison der Konzertreihe "Alte Musik im Kurfürstensaal" präsentierten die "Asam Classical Soloists" unter der Leitung von Ingmar Beck Johann Adolf Hasses "Antonio e Cleopatra". Bei diesem 1725 entstanden Werk handelt es sich im eigentlichen Sinn nicht um eine Oper, sondern um eine "Serenata", doch sind Inhalt und Ideen vergleichbar: Die ägyptische Königin Cleopatra und der römische Feldherr Marc'Antonio gehören rivalisierenden Gruppen an, sind einander aber in Liebe zugetan. Die Ausweglosigkeit ihrer Liebe treibt sie schließlich in den Freitod. Auf diesem Weg empfinden sie Leidenschaft, Niedergeschlagenheit, aber auch Hoffnung. Als Interpreten waren neben den Asam Classical Players Lydia Teuscher (Sopran), Yulia Sokolik (Alt) sowie Maria Wördemann und Janus Torp (Schauspieler) zu hören.

Die Aufführung im Kurfürstensaal stellte den Vermittlungsaspekt in den Vordergrund: Beide handelnden Personen, Cleopatra und Marc'Antonio, waren doppelt besetzt. Zu den Sängern traten Schauspieler, die dem Zuhörer die Handlung in deutscher Sprache nahebrachten. Damit erfüllten die Schauspieler den Part der Rezitative, was den Fokus auf die Arien lenkte, die weniger vom Inhalt und mehr von den Affekten geprägt sind. Affekte sind die musikalisch standardisierten Gefühlsäußerungen der Barockzeit. Durch die Zwischentexte ergab sich, ohne dass man jedes Wort in der folgenden Arien verstehen musste, ein konkret wahrnehmbarer Zusammenhang zur Stimmung der Personen. Zusätzlich erhielten die Besucher auch eine Gegenüberstellung des italienischen Textes mit den deutschen Übersetzungen. Dass das Konzept dieses musikalischen Abends aufging, bewies der lang anhaltende und begeisterte Applaus des Publikums am Ende.

Die Asam Classical Players sind ein aus acht Musikern bestehendes Streicherensemble, das auf historischen Instrumenten spielt. Ingmar Beck leitet es vom Cembalo aus. Die Ouvertüre, hier mit Sinfonia betitelt, bestach durch die prägnante Punktierung des Rhythmus' und den schreitenden Gestus der Musik. Damit war der imaginäre Vorhang für das Geschehen geöffnet. In der ersten Arie versicherte Marc'Antonio, von der Altistin gesungen, Cleopatra seine Liebe. Musikalisch fand das seinen Niederschlag in einer ruhig fließenden Bewegung der Musik, in zurückhaltender, aber differenzierter Dynamik und in spannungsvoll geführten langen Tönen.

Größer hätte der Kontrast zur ersten Arie der Cleopatra kaum sein können: In großer Erregung und in raschem Tempo begehrte Cleopatra, verkörpert von der Sopranistin, gegen ihr Schicksal auf. Die Dramatik des Ausdrucks paarte sich bei ihr mit fulminanter Stimmbeherrschung und hervorragender Bühnenpräsenz. Das Duett der beiden Protagonisten am Ende, sozusagen der Abschied von der Welt, verband beide auf gleichem Atem und in der richtigen Balance. Die Verbindung im Tod war musikalisch ganz versöhnlich umgesetzt und beeindruckte durch die melodische Linie.

© SZ vom 13.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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