Fürstenfeldbruck:Ein Blick in die Zukunft

Brucker Wirtschaftsempfang wird zur Generalprobe für die nächste Stadtratssitzung: Er wird live übertragen. Zudem geht es um Künstliche Intelligenz

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Fürstenfeldbruck: Referent Christoph Holz (rechts) fährt mit dem Elektroeinrad zur Bühne, begleitet, ganz analog zu Fuß, von Oberbürgermeister Erich Raff.

Referent Christoph Holz (rechts) fährt mit dem Elektroeinrad zur Bühne, begleitet, ganz analog zu Fuß, von Oberbürgermeister Erich Raff.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Für die meisten Gäste dürfte es sich wie eine Premiere anfühlen. Denn der Wirtschaftsempfang der Stadt findet als Präsenzveranstaltung statt. Etwa 90 Vertreter von Politik und Unternehmen, darunter auch die Landratsstellvertreterin Martina Drechsler sowie Alt-OB Sepp Kellerer, haben sich im Stadtsaal eingefunden. Der fasst bei Bestuhlung fast tausend Personen. Am Dienstagabend hat also jeder mehr Platz als bei einem solchen Event üblich, bei dem man sich doch vernetzen soll. Aber auch wenn die Pandemie Pause macht, gelten Vorsichtsmaßnahmen: Der zwanglose Plausch an den Bistrotischen im Foyer muss ausfallen. Speisen und Getränke dürfen sich die persönlich eingeladenen und angemeldeten Gäste ausnahmsweise in den Saal nehmen.

2019 war das noch anders: Im eng bestuhlten Kleinen Saal war man bei der letzten Auflage des Empfangs noch eng zusammengerückt. Das klingt aktuell noch nach Zukunftsmusik - ein Zeithorizont, dem sich der Referent gleich annimmt: Der Informatiker und Raumfahrttechniker Christoph Holz spricht passenderweise über die Künstliche Intelligenz, gibt dabei unter dem Titel "K.I. - Ich bin dann mal weg" einen Einblick in das ewige Scheitern angeblich schlauer Maschinen und liefert gleich noch Strategien, um davon zu profitieren.

Völlig in die Zeit passt die zweigleisige Strategie der Stadt: Wer nicht persönlich nach Fürstenfeld kommen wollte, kann das Grußwort von Oberbürgermeister Erich Raff und den Vortrag des deutsch-österreichischen Wissenschaftlers via Live-Stream verfolgen. Es ist so etwas wie die Generalprobe für die Liveübertragungen aus dem Stadtrat, die jüngst von den Politikern mehrheitlich beschlossen worden war: Die letzte Stadtratssitzung vor der Sommerpause, am 27. Juli ebenfalls in Fürstenfeld, soll also erstmals auch online verfolgt werden können, vom heimischen Sofa aus.

Fürstenfeldbruck: Die etwa 90 Gäste haben im Stadtsaal viel Platz.

Die etwa 90 Gäste haben im Stadtsaal viel Platz.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Sowohl Erich Raff als auch Christoph Holz stellen augenzwinkernd fest, dass sie noch in ihre Anzüge passen und sich beide freuen, dass solche Events wieder von Angesicht zu Angesicht stattfinden können. Nach dem musikalischen Vortrag der 14-jährigen Hackbrettspielerin Nina Cierpisz, die bereits auf erfolgreiche Teilnahmen bei "Jugend musiziert" zurückblicken kann, blickt Raff voraus auf die finanziellen Herausforderungen, die von der Stadt in den nächsten Jahren zu bewältigen sind. Auf anderen Feldern fühlt sich der OB gerüstet - haben sich doch Bauexperten und Politiker erst am Wochenende mit der Frage beschäftigt, wohin und wie sich die Stadt entwickeln" will und kann. Einen Beitrag leisten soll hier auch der jüngst fertiggestellte Verkehrsentwicklungsplan. Gemeinsam mit Wirtschaftsförderin Aliki Bornheim will Raff jedenfalls die lokalen Unternehmen unterstützen und die Kaufkraft in der Stadt halten.

Der redegewandte Christoph Holz hat es auf den ersten Blick einfacher. Er muss sich nicht mit den finanziellen Niederungen beschäftigen, sondern kann den Blick übers große Ganze schweifen lassen. Er versucht, der datenbasierten Künstlichen Intelligenz das Bedrohliche zu nehmen und wirbt dafür, sie im Sinne der eigenen Kreativität "lustvoll auszuprobieren". Eine seiner steilen Thesen: Großkonzerne wie Google, Apple oder Facebook sind dem Untergang geweiht - kleinen Betrieben und Startups gehöre die Zukunft. In Bruck ist das eine frohe Kunde.

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