Süddeutsche Zeitung

Fürstenfeldbruck:Blume für die Energiewende

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Ziel 21 preist die "Durchwachsene Silphie" als Alternative für die Erzeugung von Biogas. Die Pflanze könnte helfen den Maisanbau zu reduzieren.

Von Manfred Amann, Fürstenfeldbruck

Sieben privat betriebene Biogasanlagen und die Großanlage der BGA Mammendorf beim Weiler Egg benötigen alljährlich Biomasse, um Gas oder über Blockheizkraftwerke Strom und Wärme erzeugen zu können. Ein wichtiger Biomasse- und damit Energielieferant dafür ist Mais, dessen Anbau aus mehreren Gründen in der Kritik steht. Bei einer ihrer letzten Aktionen vor der Übernahme in die neue Energieagentur für die Landkreise Starnberg, Landsberg am Lech und Fürstenfeldbruck hat der kreiseigene Verein für die Energiewende, Ziel 21, die "Durchwachsene Silphie" als für Biogasanlagen perfekte Alternative zum Mais vorgestellt. Anlagenbetreiber und Lieferanten von Biomasse wurden über Vor- und Nachteile der Energiepflanze informiert.

Matthias Heitmayr, Kreisobmann des Bauernverbandes (BBV), dankte dem Vorstand für die Initiative. Auch deswegen, weil die Thematik Biogas in der Energiediskussion zu wenig Beachtung finde und wieder mehr ins Blickfeld gerückt werden müsse. "Wir vermissen eine angemessene Anerkennung der Biogaserzeugung als Beitrag für die Energieversorgung durch die Politik und bedauern, dass vor allem das Potenzial für die Wärmeversorgung zu wenig erkannt wird, das in solchen Anlagen steckt", sagte Heitmayr.

Fehlende Lobby

Die Erzeuger von Biogas hätten keine Lobby, sagte der Bauernobmann. Als nach dem Überfall auf die Ukraine die Angst vor Gasknappheit aufgekommen sei, habe niemand daran gedacht, Biogas als Energiequelle einzubeziehen. "Viele hätten bei der Gasknappheit liefern können, aber es war nicht gewollt", bedauerte Heitmayr. Er findet es schade, dass die Produktion von Pflanzenöl zur Energiegewinnung seit Jahren völlig aus der öffentlichen Diskussion verschwunden ist. Die von April an aktiv werdende Energieagentur, solle sich des Themas wieder annehmen. "Was uns im Land fehlt, ist weniger der Strom, sondern die Wärmeversorgung", betonte Heitmayr.

Biogasanlagen könnten einen wichtigen Beitrag dazu leisten. Als Beispiel nannte Ziel-21-Chef Gottfried Obermair die Biogasanlage in Luttenwang, die von Josef Schmid und Manfred Scherer gemeinsam betrieben wird und mittlerweile etwa 70 Wohnungen in 50 Gebäuden mit Wärme versorgt. Über ihre Erfahrungen mit der "Silphie als ideale Futterpflanze für die landwirtschaftlichen Biogasanalgen" informierten Ralf Brodmann von der Metzler & Saaten GmbH und Landwirt Josef Götz aus Ried bei Markt Indersdorf.

Paradies für Insekten

Als wesentlichen Vorteil gegenüber dem Mais, dessen Anbau durch die drei Meter und mehr hohe Energiepflanze zurückgedrängt werden könnte, führten beide an, dass die Silphie, einmal gepflanzt, Jahrzehnte lang Biomasse liefert, ohne dass der Landwirt groß eingreifen muss. "Mais muss jedes Jahr neu gepflanzt werden, die Silphie kommt jedes Jahr wieder, die älteste bekannte Pflanze ist 38 Jahre alt", sagte Brodmann. Da die Pflanze den gesamten Sommer über blühe, seien die Felder anders als bei Mais ein "Insektenparadies.

Außerdem bilde die Silphie ein dichtes, sich jedes Jahr teilweise erneuerndes Wurzelwerk aus, wodurch die Humusbildung und Bodenleben gefördert und die Bodenerosion verhindert würden. Die Pflanze sei klima- und umweltverträglich, sie begünstige die CO2-Speicherung und diene auch dem Grundwasserschutz. Zudem könne sie auch auf Grenzstandorten wie im Waldschatten angepflanzt werden. Laut Götz bringt die Silphie wenigstens den Ertrag, den man von Mais gewohnt ist. Eine wesentlicher Vorteil sei auch die Wirkung der Blütenfelder auf die Öffentlichkeit. Der Ersatz zum Mais tue nicht nur der Landschaft gut, sondern sei auch geeignet, das Image der Biogasproduktion zu verbessern, findet Götz.

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