Fürstenfeldbruck:Dunkle Wolken über dem Fliegerhorst

Wegen des hohen Sanierungsbedarfs stehen die Chancen für den Erhalt des Militärstandortes in der Kreisstadt schlecht.

Gerhard Eisenkolb

In Fürstenfeldbruck wachsen die Zweifel, dass der Fliegerhorst noch zu retten ist. Eine Grund für die Verunsicherung unter den Soldaten ist der hohe Finanzbedarf zur Sanierung der Kaserne aus den dreißiger Jahren. Nach internen Berechnungen werden diese Kosten inzwischen mit rund 100 Millionen Euro angegeben. Und niemand weiß, ob der Verteidigungsminister dazu bereit ist, so viel Geld für den Erhalt des Traditionsstandortes aufzubringen.

Schließlich hat er die Option, die Fürstenfeldbrucker Offizierschule der Luftwaffe und die hier angesiedelten Einrichtungen der Bundeswehr für wesentlich weniger Geld an anderen Standorten unterzubringen. Alternativen gibt es viele.

Die Brucker Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende der CSU-Landesgruppe in Berlin, Gerda Hasselfeldt, bestätigte am Dienstag auf SZ-Anfrage den hohen Investitionsbedarf für den langfristigen Erhalt des Fliegerhorstes. Dabei beruft sich die Politikerin auf Studien der Bundeswehr. Sie wisse nicht, ob und gegebenenfalls wie ein solcher Betrag aufzubringen sei. Die Höhe des Finanzbedarfs bezeichnete Hasselfeldt als "schwierige Ausgangslage" für die anstehende Entscheidung über die Zukunft der Kaserne.

Der Verteidigungsminister will am 26. Oktober bekannt geben, welche Standorte geschlossen werden sollen. Nach Angaben Hasselfeldts, ist noch offen, ob der Fliegerhorst erhalten oder geschlossen wird. Die Prüfungen seien noch nicht abgeschlossen, fast täglich werde über neue Lösungen diskutiert.

Hasselfeldt sagte dazu: "Ich kämpfe dafür, alle Möglichkeiten auszuloten, die sich zum Erhalt des Standorts anbieten." Die Offizierschule der Luftwaffe werde auf jeden Fall als selbständige Einrichtung erhalten bleiben. Nur die Frage, wo es am wirtschaftlichsten sei, die Alma Mater der Luftwaffe dauerhaft zu installieren, in Fürstenfeldbruck oder anderswo, das sei noch nicht geklärt.

Mit der Offizierschule würde der Standort nach dem Verlust des Jagdbombergeschwaders in den neunziger Jahren sein zweites Herzstück verlieren und hätte keine Zukunft mehr. Auch Hasselfedt räumt ein, dass die Offizersausbildung an anderen Kasernen wesentlich billiger wäre. Deshalb ist sie bemüht, Lösungen zu finden, wie die Eliteschule der Luftwaffe mit einem erheblich geringeren Investitionsaufwand in der Kreisstadt zu halten ist.

Die Kosten von 100 Millionen Euro beziehen sich auf die gesamte Brucker Kaserne. Allein das in den siebziger Jahren errichtete "Blaue Palais" der Offizier-schule müsste für 60 bis 70 Millionen Euro saniert oder neu gebaut werden. Die Gebäude gelten als abgenutzt und als Energieschleudern, zudem sind die Flachdächer undicht.

Die Landesgruppenchefin hofft, mit Argumenten in Berlin doch noch zu einer "guten Lösung" zu kommen. Ihre wichtigste Argumentationshilfe ist die hohe Akzeptanz des Fliegerhorstes in der Kreisstadt und im Landkreis. Dazu gebe es eindeutige Stellungnahmen des Kreistages und des Stadtrates. Bei der politischen Abwägung spiele auch die Bedeutung eine Rolle, die dem Traditionsstandort als der "Wiege der Luftwaffe" in Verbindung mit der Wirtschaftskraft der Kaserne für die Region zukomme. In zehn Einrichtungen arbeiten hier rund 1500 Soldaten und zivile Beschäftigte, dazu kommt in etwa eine gleich hohe Zahl von Offizierschülern oder Soldaten, die hier fortgebildet werden.

Auch laut Landtagsvizepräsident Reinhold Bocklet (CSU) "verschärfen die hohen Kosten einer Renovierung die Fragestellung, ob der Fliegerhorst noch zu erhalten" ist. Am 20. September ist die Bundeswehrreform Thema eines Besuchs des Verteidigungsministers bei einer Klausurtagung der CSU-Landtagsfraktion.

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