Fürstenfeldbruck:Drei Generationen Kunst

Fürstenfeldbruck: Der Mathematikprofessor Wilhelm Kutta hat das Atelier um das Jahr 1920 erbaut, um dort seiner Leidenschaft für die Malerei nachgehen zu können. Bis heute wird der lichtdurchflutete Raum genutzt. Die Ausstellung zeigt etwa 150 Arbeiten von Künstlerinnen und Künstlern, die dort gearbeitet haben und arbeiten.

Der Mathematikprofessor Wilhelm Kutta hat das Atelier um das Jahr 1920 erbaut, um dort seiner Leidenschaft für die Malerei nachgehen zu können. Bis heute wird der lichtdurchflutete Raum genutzt. Die Ausstellung zeigt etwa 150 Arbeiten von Künstlerinnen und Künstlern, die dort gearbeitet haben und arbeiten.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Seit etwa 100 Jahren steht im Brucker Westen ein traumhaftes Atelier. In der spannenden Ausstellung "Meine Schwester, mein Schwager und ich" sind dort Gemälde zu sehen, die die verschiedenen Nutzer geschaffen haben

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Das möglicherweise schönste Atelierhaus im Landkreis liegt ein wenig versteckt auf einem weitläufigen Grundstück im Brucker Westen, umgeben von alten Bäumen und Skulpturen. Gebaut hat es vor mehr als 100 Jahren der Mathematikprofessor Wilhelm Kutta, um dort ungestört seinem Hobby nachgehen zu können: der Malerei. In den Fünfzigerjahren kauft die Familie der Malerin Hildegard Mössel das Anwesen, heute sind es deren Töchter Christiane Neuberger und Petra Bergner, die in dem lichtdurchfluteten Holzhäuschen arbeiten.

Nun bekommen Kunstinteressierte die seltene Möglichkeit, bei einer Ausstellung nicht nur das schon für sich sehenswerte Atelier zu entdecken, sondern auch die 100-jährige Kunstgeschichte, die dort gemalt worden ist. Unter dem Titel "Meine Schwester, mein Schwager und ich" stellen dort Bergner, Neuberger und ihr Mann Peter aktuelle und ältere Arbeiten aus. Alle drei sind Mitglieder in der Brucker Künstlervereinigung. Aber eben nicht nur das. Auch Arbeiten von Kutta und Mössel sind zu sehen - eine spannende und spannungsreiche Mischung aus Themen, Stilen, Formaten. 150 Kunstwerke in Petersburger Hängung laden den Besucher ein zum Entdecken, Überfordertwerden, sich Sortieren und Genießen.

Den Bildern Kuttas, die auf beiden Seiten des Ateliers im oberen Bereich der Wände hängen, sieht man sofort an, dass hier ein leidenschaftlicher Laie am Werk war. Das Themenspektrum ist weit, von historischen Schlachtenszenen über Akte bis hin zu Landschaften hat er alles gemalt, was ihn interessiert hat, meist im sehr großen Format. Deshalb auch das geräumige Atelier. Die Pinselstriche bei Kutta sind oft grob, die Farben dunkel, die Ausführung ist skizzenhaft. Interessant ist dabei, dass seine Tierdarstellungen sauberer ausgeführt sind als seine Menschen. Trotz des Laienhaften schafft Kutta mit seinen Bildern immer wieder eine besondere Atmosphäre, die den Betrachter neugierig macht, sich tiefer auf sie einzulassen.

Einen Kontrast zum einfachen Stil Kuttas bietet die farbenfrohe Malerei Mössels. Auch sie arbeitet mit verschiedensten Motiven, Porträts, Stillleben, Landschaften. Die freischaffende Malerin war viele Jahrzehnte Mitglied der Künstlervereinigung und musste nach dem frühen Tod ihres Mannes sich und ihre vier Kinder mit dem Verkauf ihrer Arbeiten versorgen. Eines ihrer Werke zeigt Tochter Christiane in der Wüste sitzend. "Das ist entstanden, als ich drei Monate in der Sahara unterwegs und für sie quasi verschollen war", erinnert sich Neuberger. Und Schwester Petra Bergner ergänzt: "Wir mussten unsere Mutter hier damals davon abhalten dorthin zu fliegen und nach ihr zu suchen." All diese Sorgen, die Sehnsucht sind in dem Bild meisterhaft festgehalten.

Neuberger selbst zeigt eine ganze Reihe feiner und ausdrucksstarker Porträts. Ergänzt werden sie durch stimmungsvolle Landschaftsgemälde. Die finden sich auch bei Petra Bergner und während die Arbeiten der Schwestern auf den ersten Blick ähnlich wirken, kann der Besucher bei genauerem Hinsehen doch einige Unterschiede entdecken. Zudem präsentiert Bergner zahlreiche Körperstudien.

Begleitet durch die Ausstellung wird der Besucher durch das rhythmische Surren und Klacken von Peter Neubergers Zeichenmaschine. Per Faden befestigt er einen Stift an einem kleinen Motor, der sich unentwegt dreht und so den Stift permanent über ein Stück Papier tanzen lässt. So entstehen interessante Grafiken, jede für sich ein Unikat. All das macht "Meine Schwester, mein Schwager und ich" zu viel mehr als einfach nur einer Ausstellung - ein echtes Rundum-Kunsterlebnis.

Ausstellung "Meine Schwester, mein Schwager und ich" mit Arbeiten von Christiane Neuberger, Peter Neuberger und Petra Bergner, zu sehen bis Sonntag, 1. August, im Atelierhaus Senserbergstraße 23/25, Fürstenfeldbruck. Geöffnet samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung unter 08141/26 777

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