Süddeutsche Zeitung

Fürstenfeldbruck:Diskussion über Schultoiletten geht im Internet weiter

Lesezeit: 2 min

Landrat Thomas Karmasin trägt die Debatte über die Sanitäranlagen im Olchinger Gymnasium auf Facebook aus

Von Sebastian Mayr, Fürstenfeldbruck

Wo, wie und mit wem trägt man eine politische Diskussion sinnvollerweise aus? Landrat Thomas Karmasin hat sich für seine Facebook-Seite als Plattform entschieden. Dort äußerte er seine Meinung im Streit über die Olchinger Schultoiletten. Dieser Schritt stößt bei Kreisräten auf gemischtes Echo. Während Michael Schrodi (SPD) und Gottfried Obermair (Freie Wähler) Kritik am Vorgehen Karmasins äußern, bringt Jan Halbauer (Grüne) Verständnis auf. Hubert Ficker (CSU) lobt den Weg sogar ausdrücklich.

Nach einer Beschwerde von Olchings Bürgermeister Andreas Magg über den Zustand der Sanitäranlagen im Gymnasium war das Thema im Kreistag zur Sprache gekommen. Karmasin empfand den Zustand der Toiletten als weniger schlimm, Schulleiterin Beate Sitek widersprach der Kritik sogar vehement. Inzwischen äußerten sich etliche Schüler und Eltern, die den Sanierungsbedarf betonten. Karmasin wiederum stellte auf Facebook Bilder der Toiletten ein, worauf sich auch dort eine rege Diskussion über deren Zustand entspann.

"Der Landrat hat mit Sicherheit richtig reagiert", betonte CSU-Kreisrat Hubert Ficker. Wenn eine Diskussion die Öffentlichkeit bewege, sei es nur recht und billig, dass Karmasin als Verantwortlicher seine Sicht der Dinge darlege. Dessen Sicht ist für Ficker die objektive. Schließlich habe der Landrat sie mit seinem Bericht und mit Bildern belegen können. Michael Schrodi, stellvertretender SPD-Fraktionsvorsitzender im Kreistag und selbst Gymnasiallehrer, ärgerte sich dagegen über Karmasin.

"Mir fehlt bei einigen Antworten des Landrats die Ernsthaftigkeit", kritisierte der SPD-Politiker. "Da wird öfters mal etwas ins Lächerliche gezogen." Die Debatte über die Schultoiletten findet seiner Meinung nach aber nicht nur auf die falsche Weise, sondern auch am falschen Ort statt. "Man muss eine Diskussion mit Eltern und Schülervertretern führen und nicht Postings und Fotos auf Facebook einstellen", so Schrodi. Der Renovierungsbedarf ist für ihn im Übrigen nicht von der Hand zu weisen. Jahr für Jahr schiebe man Investitionen in Höhe von mehreren Millionen Euro vor sich her, die für die Schulen eingesetzt werden sollten. Für den "Rundumschlag" des SPD-Manns hatte Hubert Ficker kein Verständnis. Schrodi fordere von anderen sachliche Diskussionen, ohne diese Maßstäbe an sich selbst anzusetzen, so Ficker. Unterstützung fand Schrodi durch Gottfried Obermair, der die Freien Wähler im Landtag und im Kreistag vertritt. "Das ist kein Thema für Facebook", sagte er. Gerade bei einem Streitpunkt wie den Schultoiletten fänden sich dort schnell Leute, die sich darüber lustig machten. Das Problem solle in den Gremien gelöst werden. "Wir sind Politiker und dafür wurden wir gewählt", erklärte der Maisacher. Statt einer Diskussion im Internet forderte er, den Dialog mit dem Elternbeirat zu suchen.

Grünen-Politiker Jan Halbauer konnte Landrat Karmasin verstehen. Zwar sagte er: "Ich hätte es wahrscheinlich nicht so gemacht." Man müsse dem Landrat aber zugestehen, seinen Standpunkt öffentlich zu verteidigen, zumal die Diskussion im Kreistag teils polemisch gewesen sei. Grundsätzlich begrüßte Halbauer es, die Öffentlichkeit an Diskussionen zu beteiligen, auch wenn es besser sei, direkt mit den Betroffenen zu sprechen. Das hat Karmasin inzwischen getan. Er habe am Montagabend ein sehr vernünftiges Gespräch mit der Elternbeiratsvorsitzenden geführt, erklärte er. auf Facebook.

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SZ vom 30.07.2014
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