Fürstenfeldbruck:Direkter Draht zum Düsenjäger

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Luftwaffe und ESG stellen auf dem Fliegerhorst den neuen mobilen Gefechtsstand vor

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Gemeinsam mit industriellen Partnern hat die Luftwaffe auf dem Fliegerhorst ihren völlig neu konzipierten Gefechtsstand vorgestellt. Anfang 2019 soll dieser nach Jordanien verlegt werden. Er dient der Vor- und Nachbereitung fliegerischer Missionen inklusive Wettervorhersagen und Luftbildauswertung sowie als Schnittstelle zwischen Piloten, weiteren Einsatzkräften der Luftwaffe und der Heimatbasis in Potsdam.

Am Donnerstag wurde der zweistöckige Bau, der aus 72 Einzelcontainern passgenau zusammengefügt werden kann, dem Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Ingo Gerhartz, sowie der Präsidentin des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr, Gabriele Korb, vorgestellt. Das etwa 34 Millionen Euro teure Unikat ist der Nachfolger der zurzeit drei Gefechtsstände, die bei der Luftwaffe seit acht Jahren im Einsatz sind und bislang aus einer Kombination aus Containern und Zelten bestehen. Die Arbeitsbedingungen der Soldaten im Einsatz würden sich durch den neuen Gefechtsstand erheblich verbessern, heißt es. "Die Realisierung des Projektes von April 2017 bis heute - also in nur anderthalb Jahren - ist eine echte Erfolgsgeschichte und beispielgebend", sagte Korb in ihrem Grußwort und dankte dafür auch den industriellen Partnern.

Rudolf Stegmaier zeigt in einem Arbeitsmodul das Luftbild des deutschen Camps in Jordanien. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die im Brucker Westen ansässige und im Rüstungsbereich renommierte Hightechfirma Elektroniksystem- und Logistik-GmbH (ESG) kümmerte sich um die gesamte technische Installation der IT-Systeme beispielsweise mit Rechnern, Multifunktionstelefonen und Bildschirmen sowie um die funktechnische, abhörsichere Abschirmung, wie sie aus Gründen der Geheimhaltung erforderlich ist. Es gibt Schnittstellen zum Tornado Ground Support System der Bundeswehr. Verbaut wurden laut ESG-Geschäftsführer Kai Horten fast 16 000 Einzelteile und allein in den Schaltschränken 2,5 Kilometer Kabel.

Der Major Stegmaier leitet die in Bruck ansässige Bundeswehrabteilung. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Partner ist die in Bonn ansässige Firma Steep, die sich vor allem um die voll klimatisierten Container kümmerte. Sie bilden in der zweistöckigen Variante ein 45 Meter langes, 27 Meter breites und 600 Tonnen schweres Gebäude für bis zu hundert Arbeitsplätze. Transportieren lassen sich die Einzelkomponenten nicht nur per Schiff, Bahn oder Lastwagen, sondern in dringenden Fällen auch per Flugzeug.

In den kommenden Tagen finden noch Funktionstests statt, bevor die Anlage demontiert und vor allem per Schiff nach Jordanien transportiert wird. Der komplette Aufbau bis zur vollen Einsatzfähigkeit dauert etwa vier Wochen. Im Februar soll es so weit sein. Gerhartz sieht der Übergabe des Gefechtsstandes in Al-Asrak mit großen Erwartungen entgegen, denn "Führungsfähigkeit im Einsatz ist der Schlüssel, um auf die Herausforderungen von heute und morgen reagieren zu können". Wichtig ist dem Inspekteur aber auch, dass sich mit dem neuen System die Arbeitsbedingungen der in Jordanien stationierten Soldaten verbessern, die in ihrem Alltag nicht nur mit der Belastungen eines Auslandseinsatzes, sondern zudem mit Sand, Hitze und Staub klarkommen müssen.

Die Konstruktion ist aus 72 Containern zusammengefügt. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Ein Rundgang in dem Containerbau lässt erahnen, wofür der Gefechtsstand gedacht ist. Über Panzerungen verfügt er zwar nicht, weil er in der Regel außerhalb möglicher Kampfzonen aufgestellt wird. Doch die Türen sind sehr massiv, mit langen Metallhebeln zu öffnen. Im Türrahmen befinden sich Kupferspiralen, um Funkwellen abzuschirmen. Bei geschlossenen Türen hat man denn auch keinen Handyempfang. Innen herrscht bei Kunstlicht rund um die Uhr kühle Arbeitsatmosphäre. Bei Bedarf kann der Gefechtsstand mit Hilfe der 450 Kilowatt leistenden Aggregate nicht nur heruntergekühlt, sondern auch stark beheizt werden. Er ist also für alle Klimazonen geeignet. Der Stahlkoloss erfüllt auch zivile Vorgaben etwa im Bereich Brandschutz: Er verfügt über mehrere Außentreppen und jeder Einzelcontainer zudem über einen Notausstieg.

Dass dieses System mit "State-of-the-Art-Technik" ausgerechnet in Fürstenfeldbruck entwickelt worden ist, begründet Rudolf Stegmaier, Leiter des auf IT und Kommunikation spezialisierten "Führungsunterstützungssektors eins" mit der hier vorhandenen Fachkompetenz der ihm unterstellten 120 Soldaten und der Zulieferer. Auch die größte Expertise freilich half nichts beim Ringen mit dem Wettergott: Wegen schlechter Sicht und Vogelschwärmen wurde der geplante Überflug eines in Neuburg gestarteten Eurofighters am Nachmittag abgesagt.

© SZ vom 17.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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