Süddeutsche Zeitung

Kommentar:Jeder denkt nur an sich

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Die großen Kommunen wollen bei der Digitalisierung der Schulen nicht zusammenhelfen. Damit stehlen sie sich aus der Verantwortung.

Kommentar von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Deutschland hat Nachholbedarf bei der Digitalisierung vieler Lebensbereiche. Das wird immer und überall betont. Die Corona-Pandemie hat dies wie unter einem Brennglas deutlich gemacht. Besonders betroffen: die Schulen. Der bisweilen notwendige Distanzunterricht dort scheiterte nicht selten an fehlender digitaler Ausstattung und fehlender digitaler Bildung von Lehrenden und Belehrten. Nicht überall sind die Defizite gleich, aber ungleiche Voraussetzungen sind wieder ein eigenes Problem.

Dass alle Schulen im Landkreis künftig ein besseres und vor allem auch gleiches Niveau an digitaler Ausstattung benötigen, ist deshalb unbestritten. Die dafür zuständigen Städte und Gemeinden haben im Landkreis Fürstenfeldbruck nun die Möglichkeit, einem neu zu gründenden Kompetenzzentrum beizutreten, das genau das zum Ziel hat: gleiche Voraussetzungen in Sachen Digitalisierung an den Schulen zu schaffen, Synergien zu heben. Damit nicht jede Kommune bei Null beginnen muss, sondern Erkenntnisse anderer nutzen kann.

Doch beim Geld hört bekanntlich der Spaß auf. Und so sehen die großen Städte im Landkreis keine Veranlassung, der "digitalen Schule FFB" beizutreten. Eine fünfstellige Summe dafür auszugeben gilt beispielsweise der Stadt Fürstenfeldbruck als zu hoch, und außerdem wähnt man sich in Sachen Digitalisierung selbst gut aufgestellt. Doch auch wenn dem so ist und die großen Kommunen schon Vieles in die Wege geleitet haben, so macht ein solches Kompetenzzentrum, auf dessen Expertise alle zurückgreifen können, nur Sinn, wenn auch alle mittun. Dass sich ausgerechnet die großen Städte raushalten wollen, ist für die kleinen Kommunen mehr als ärgerlich. Die müssen für vergleichsweise kleine Schuleinheiten einen großen Aufwand treiben, ihre Verwaltungsressourcen sind begrenzt. Wenn es die Kommunen aber ernst meinen mit der bekundeten Zusammenarbeit und der bekundeten Beschleunigung der Digitalisierung, dann müssen alle mitmachen. Sonst bleibt es bei Lippenbekenntnissen und der üblichen Kirchturmpolitik.

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