Fürstenfeldbruck:Die Sühnekreuze von Unterschweinbach

Unterschweinbach

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Zwei uralte steinerne Denkmäler erinnern an ein Liebesdrama, bei dem angeblich drei Brüder vor mehr als tausend Jahren an einem Tag starben. Annemarie Strähhuber liest regelmäßig Gespenstergeschichten vor und ist überzeugt, dass die Erzählung einen wahren Kern hat

Von Gerhard Eisenkolb

Der ganze Glonngau kannte die Herrn von Spielburg als die edelsten Ritter, als die mildestens Grundherren und zärtlichsten Brüder, ist im in Augsburg erschienenen Unterhaltungsblatt "Der Erzähler" vom 26. Januar 1839 zur Unterschweinbacher Volkssage "Die drei Kreuze" zu lesen. "Doch der Zwietracht Hader suchte auch hier ihr verderbliches, todbringendes Gift zu verbreiten, und Eifersucht, jene Missgeburt der Liebe, lieh willig ihren Arm dazu." Der Grund jener Eifersucht ist ein tugendhaftes, einem Engel vergleichbares Geschöpf in Menschengestalt, dessen Leibreiz dadurch nur noch gesteigert wird, dass es Kranken stärkende Speise bringt und halbnackte Kinder kleidet. Der weibliche Engel heißt Berta. Die junge Edelin ist die Tochter und einzige Erbin des Burgherrn der nahe der Spielburg gelegenen finsteren Glonnburg, sowie Glanz und Krone jedes Festes - und verdreht allen jungen Männern und Rittern den Kopf, die freudig und sehnsuchtsvoll auf das holde Frauenbild blicken. Als sich auch die bis dahin untadeligen drei Brüder von der Spielburg in die Schönheit verlieben, nimmt ihr Unglück seinen schicksalhaften Lauf.

Kalt gegen alle Männerschmeicheleien, schlägt das Herz des holden Wesens allein für Karlmann, den jüngsten der drei für ihre Tugendhaftigkeit so gerühmten Ritter. Da auch der älteste der Brüder, Siegfried, Berta liebte, war er nicht länger der zärtliche und freundliche Bruder von Karlmann. Sprach er mit ihm, waren seine Worte bitter und gehässig und sein Hass gegen den Nebenbuhler wuchs von Tag zu Tag. Töte Karlemann und Berta ist dein, zuckten im Forst plötzlich im Inneren von Siegfried Mordgedanken auf. Bis der Eifersüchtige später nahe dem Dörfchen Poigern mit mehreren Männern im Wald Berta auflauert, um sie zu entführen, während sich in seiner Brust Hass und Liebe gegenseitig bekämpfen. Während Siegfried mit seiner Beute freudig in Richtung Spielburg davongaloppiert, macht sich Karlmann nichts ahnend auf den Weg nach der Glonnburg, trifft auf Bertas weinende Dienerinnen und eilt, seiner Sinne kaum mächtig, dem Räuber seines Glücks hinterher, um ihn beim Dorf Schweinbach einzuholen. Siegfried ist fest entschlossen, mit seiner Beute, der er nie zu zuvor wagte, seine Liebe zu gestehen, auch sein Leben zu verlieren.

Als Karlmann sich rasend auf seinen Gegner stürzt und einen gewaltigen Hieb nach dessen Haupt führt, pariert dieser kaltblütig den todbringenden Streich und stößt seinem Bruder das Schwert durch die Brust. Schwer verletzt schleppt sich Siegfried zum Rasenplatz vor der Dorfkirche, wo er bewusstlos niedersinkt. Als er erwacht, fällt sein erste Blick auf den neben ihm liegenden Bruder Karlmann, den die leibeigenen Bauern zum Dorfplatz getragen haben. "Welches Erwachen; beide blicken sich an, endlich umarmen sie sich noch im Todeskampfe, zum Zeichen der Versöhnung. Stärker strömte aus den Wunden das Blut, es strömte in ein Bächlein zusammen." eis

Quelle: Der Erzähler, Ein Unterhaltungsblatt für Jedermann, Vierter Jahrgang, Nummer 8, 26. Januar 1839. Weitere Fassungen finden sich in der Ortschronik "25 Jahre Gemeinde Egenhofen, Einblicke in Ursprünge und Geschichte", 2004, und Clemens Böhne: "Die drei steinernen Kreuze von Unterschweinbach", in: Amperland, Jahrgang 1, 1965, S. 63-64.

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