Fürstenfeldbruck:Die Reichen werden weniger

Bei der jüngsten Erhebung von Einkommensmillionären im Landkreis liegt Fürstenfeldbruck in Oberbayern weit hinten. Binnen drei Jahren ist ihre Zahl von 42 auf 29 gesunken

Von Theresa Leberle, Fürstenfeldbruck

29 Einkommensmillionäre leben im Landkreis Fürstenfeldbruck. Damit kommen auf 10 000 Einwohner 1,4 Frauen und Männer, die am Jahresende einen Betrag von einer Millionen Euro oder mehr versteuern. Das geht aus einer Erhebung des Statistischen Landesamtes Bayern hervor. Sie ist die aktuelle Erhebung nach diesem Kriterium und bezieht sich allerdings auf Daten aus dem Jahr 2010. Der Landkreis Fürstenfeldbruck liegt damit ziemlich abgeschlagen auf den hinteren Plätzen unter den Landkreisen in Oberbayern. Nur die Landkreise Freising, Altötting und Eichstätt haben einen noch geringeren Anteil.

Mit durchschnittlich 1,4 Einkommensmillionären liegt Fürstenfeldbruck auch im Vergleich zu seinen oberbayerischen Nachbarlandkreisen Starnberg, Dachau und München ziemlich weit hinten. Starnberg kann einen Wert von 12,5 Millionären pro 10 000 Einwohnern vorweisen. Insgesamt sind das 163 Frauen und Männer. München liegt auf Platz zwei der Statistik mit einem Wert von 7,6. Dachau kommt mit einer Zahl von 1,9 schon ziemlich nah an Fürstenfeldbruck heran. Insgesamt leben 913 Einkommensmillionäre nach der jüngsten Statistik in Oberbayern. Das ergibt 3,2 Millionäre je 10 000 Einwohner. Damit liegt der Regierungsbezirk an der bayerischen Spitze.

Der Olchinger Sozialwissenschaftler Klaus Kortmann vermutet, dass für Bezieher mit so hohen Einkommen der Landkreis Fürstenfeldbruck als Wohnort eher weniger attraktiv sei. Zudem gebe es hier relativ wenige Arbeitsplätze, bei denen die Arbeitnehmer ein so hohes Einkommen verdienen würden. "Der Landkreis ist überwiegend mittelständisch geprägt", erklärt Barbara Magg, Leiterin der Wirtschaftsförderung im Landkreis. "Solche Gehälter gibt die Struktur dieser Unternehmen nicht her." Freiberufler wie Ärzte oder Anwälte hätten oftmals ein so hohes Einkommen, dass sie sich Einkommensmillionäre nennen könnten. "Doch diese zieht es eher nach München", vermutet der Sozialwissenschaftler Klaus Kortmann. Seiner Meinung nach gibt es eben wenige Gründe, als Einkommensmillionär in den Landkreis zu ziehen.

"Armut ist schon ein relativ großes Thema hier im Landkreis", erklärt Ursula Mayrhofer, Sachbearbeiterin beim Verband der Kriegsgeschädigten (VdK) Fürstenfeldbruck. Gründe dafür sieht Mayrhofer in der Arbeitslosigkeit und den Folgen von Krankheit. Auffallend ist, dass die Zahl der Arbeitslosen im Erhebungszeitraum relativ hoch war. Im Jahr der Erhebung der Einkommensmillionäre lag der Jahresdurchschnitt bei 4002 arbeitslosen Männer und Frauen. Mit einer Quote von 3,7 Prozent lag Fürstenfeldbruck damit auf Platz sechs von den 20 oberbayerischen Landkreisen. Im Juni 2014 lag die Quote bei 3,0 Prozent.

Bei der zurückliegenden Erhebung aus dem Jahr 2007 lag der Landkreis Fürstenfeldbruck mit 42 Einkommensmillionären immerhin noch auf Platz zehn in Oberbayern. Der Rückgang ist allerdings ein bayernweiter Trend. Um zehn Prozent ging die Quote insgesamt zurück. Gründe dafür sind laut dem Statistischen Landesamt die Wirtschaftskrise im Jahr 2009 und eine Änderung in der Abgeltungssteuer.

Trotz der Statistiken, in denen der Landkreis eher schlecht abschneidet, gibt es auch eine positive Meldung. Bei der Prognose der Kaufkraft, die die Gesellschaft für Konsumforschung für 2014 aufstellt, liegt Fürstenfeldbruck deutschlandweit auf Platz sieben. "Ich glaube, dass die Leute in München ihr Geld verdienen und in Fürstenfeldbruck ausgeben", sagt der Vorsitzende des Brucker Gewerbeverbands, Rico Ritter. Es werde immer mehr Wert auf gute Beratung und Einkaufserlebnis gelegt. Das sei in Fürstenfeldbruck gegeben.

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