Fürstenfeldbruck:Die Rad-Lader

Die Stadtwerke wollen ein Netz von speziellen Elektro-Zapfsäulen für Pedelec-Fahrer einrichten. Der ADFC hält normale Steckdosen für ausreichend und hätte lieber Service-Stationen mit Luftpumpe und Werkzeug.

Gerhard Eisenkolb

Einen Stadtbummel machen und in dieser Zeit kostenlos das Pedelec mit Strom aus einem Wasserkraftwerk aufladen. Mit diesem Angebot wirbt in Friedrichshafen der kommunale Energieversorger. Die Stadtwerke Fürstenfeldbruck wollen diesen Service noch in diesem Jahr überbieten.

Pedelec

Austausch: Fritz Hereth baut den Akku eines Pedelecs (Fahrrad mit Elektrounterstützung) aus.

(Foto: Günther Reger)

Geschäftsführer Karl Heinz Schönenborn lässt zurzeit ein Konzept erarbeiten, wie im Landkreis flächendeckend ein Netz mit Ladestationen für solche Elektrofahrräder aufgebaut werden kann. Erste Gespräche mit Partnern wie Gastwirten und Anbietern, die über Erfahrungen beim Aufbau und Betrieb solcher Stationen verfügen, wurden bereits geführt. Im späten Frühjahr will Schönenborn konkrete Ergebnisse präsentieren.

Peter Dreisow, Kreisvorsitzender vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC), spricht von einer "guten Idee". Er weist darauf hin, dass in einigen Jahren wohl mehr Pedelecs gekauft würden als die noch gängigen Fahrräder ohne Elektromotor. Dreisow regt an, die Stadtwerke sollten zusätzlich zu einer Ladesteckdose auch jeweils eine Servicestation mit Luftpumpe und Werkzeug für die Radfahrer anbieten.

Allerdings hält er eine technisch hochwertige Ladestation für ebenso überflüssig wie ein flächendeckendes Netz im Außenbereich. Schließlich seien solche Stationen vor allem für Ausflügler und Touristen interessant. Wer mit einem Pedelec in seinem Wohnort unterwegs ist, benötigt nach Ansicht des ADFC-Kreischefs keine Ladestation. Das gelte auch für Gaststätten, da dort schon jetzt fast überall ein leerer Akku über eine normale Steckdose gelanden werden könne. Und sein eigenes Ladegerät habe jeder Pedelec-Fahrer sowieso immer dabei.

Geld verdienen wollen die Stadtwerke mit den Ladestationen nicht. Zumindest nicht in der Anfangsphase. Schließlich können schon seit Jahren die wenigen Besitzer von Elektroautos an drei Stationen ihre Batterien in Fürstenfeldbruck zum Nulltarif nachladen. Und zwar beim Blockheizkraftwerk auf der Lände, auf dem Gelände des Energieversorgers an der Bullachstraße und im Westen der Kreisstadt bei der Firma ESG. Langfristig geht es auch um eine neue Möglichkeit, Strom zu verkaufen, und die Erschließung eines neuen Marktes, auch für Autofahrer.

Schönenborn möchte den künftigen Kunden nämlich mehr anbieten als nur Steckdosen. Letztlich solle die Technik zum Zuge kommen, die eine spätere Nachrüstung mit Abrechnungssystemen ermöglicht. Und der Stadtwerkechef denkt bereits darüber nach, wie ein Reservierungssystem an die Ladestation integriert werden kann. Die Stadtwerke verhandeln mit verschiedenen Herstellern und Händler von Ladestationen und Pedelecs.

Gesprochen wurde auch mit Ewald Hoedl, der in einer kleiner Manufaktur in Kottgeisering hochwertige Pedelecs zusammenbaut und vertreibt. Hoedl, der lange aktiver Radrennsportler war, bietet seinen Kunden Serviceleistungen an. Der Kottgeiseringer bezeichnet ein Netz von Servicestationen, wie es die Stadtwerke planen, als "wichtig und notwendig". Ohne solche Initiativen passiere zu wenig. Hoedl spricht von einer "charmanten Technologie", die eine breite Zielgruppe anspreche und eine große Zukunft habe. Der Anteil der Pedelecs und E-Bikes nähere sich bereits der Zehn-Prozent-Marke. Wolle man den motorisierten Verkehr in Innenstädten begrenzen, müsse es dazu attraktive Alternativen geben. Und das seien nun mal Pedelecs.

Der Leiter der Stadtwerke weiß noch nicht, auf was man sich am Ende einigen wird. Noch würden Fakten gesammelt. Und auch mit den Bürgermeistern sei noch nicht gesprochen worden. Nur eines hält Schönenborn für wichtig: Werden die Ladestationen aufgestellt, dann soll das Netz bis in den Landkreis Dachau und zum Ammersee reichen. In die ersten Vorgespräche sind nämlich auch Vertreter der Westallianz eingebunden, der von Karlsfeld über Maisach bis Odelzhausen sechs Gemeinden angehören, die alle an der Stuttgarter Autobahn liegen.

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