Fürstenfeldbruck:Die Felder verschwinden

Bauernobmann Johann Drexl fordert einen Stopp des Bodenverbrauchs und bemängelt die Kriterien für Ausgleichsflächen.

Andreas Ostermeier

Auch im Landkreis verschwindet immer mehr Ackerland. Es wird für Wohn- und Gewerbegebiete zugebaut, für zusätzliche Straßen und Schienen gebraucht oder muss als Ausgleichsfläche dienen. Jetzt rufen die Bauern dazu auf, den "Flächenfraß zu stoppen". Bauernobmann Johann Drexl und sein Sohn Andreas aus Hattenhofen berichten von einem Fall, der sie selbst betroffen hat. Zur Versorgung ihres Milchviehs hatten sie Land von der Deutschen Bahn gepachtet. Fünf Hektar davon sind jetzt weg - als Ausgleichsfläche für den Ausbau der Bahnstrecke von München nach Augsburg wurden sie in eine Magerrasenfläche umgewandelt. Drexl ärgert sich darüber, dass der Humusboden abgeräumt wurde. Als Ackerland sei die Fläche unwiederbringlich verloren, sagt der Kreisobmann und fragt, ob dies angesichts des Hungers in der Welt in Ordnung sein könne. Drexls Beispiel ist kein Einzelfall: Landwirtschaftliche Nutzfläche in der Größe von 6000 Fußballfeldern ist nach Angaben des Bayerischen Bauernverbandes in den vergangenen 40 Jahren im Brucker Land weggefallen. Kreisbäuerin Gabi Waldleitner hat eine Zahl parat, die den Flächenverbrauch in ganz Bayern noch plastischer macht. Jeder Bauer verliere jeden Tag Acker- und Weideland in der Größe von 1,5 Quadratmetern - das entspricht der Fläche, auf der das Getreide für eineinhalb Laib Brot wächst. Auch die Klimabilanz falle für Ackerland besser aus als für viele Ausgleichs- oder gar versiegelte Flächen, sagt Josef Robeller, der Vorsitzende der Jungbauern im Landkreis. Ein Hektar Getreide bindet laut Zahlen des Bauernverbands 24 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr, Mais auf gleicher Fläche sogar 32 Tonnen. Zum Vergleich: Eine Waldfläche von einem Hektar bringt es nur auf zehn bis 15 Tonnen CO2. Robeller: "Jeder Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche bedeutet aktiven Klimaschutz." Drexl fordert deshalb, das Versiegeln der Landschaft zu stoppen, denn landwirtschaftlich zu nutzende Flächen seien "knapp". Diese knappen Flächen behindern nach den Worten Drexls auch die Entwicklung der Bauernhöfe. Die Jungbauern wollten Neues ausprobieren, außerdem solle zum Nahrungsmittelanbau der Anbau nachwachsender Rohstoffe für die Energieversorgung hinzukommen. Zu all dem würden Felder benötigt, sagte er bei einem Pressegespräch. Doch Ackerland sei immer schwieriger zu bekommen. Die Politik fordert er deshalb auf, sich Gedanken über "Landwirtschaftsschutzgebiete" zu machen. Das Anlegen von Ausgleichsflächen will Drexl gar nicht kritisieren. Denn die Flächen sollen als Ersatz für überbautes Land Tieren und Pflanzen einen Lebensraum bieten. Der Brucker Bauernobmann zweifelt aber an den vorgegebenen Kriterien. Als Beispiel führt er noch einmal den Ausbau der Bahnstrecke nach Augsburg an. Mehr als 18 Hektar sind laut Drexl mit Gleisen überbaut worden. Als Ausgleichsfläche musste die Bahn 31 Hektar Land zur Verfügung stellen. Durch den Ausbau solle Verkehr von der Straße auf die Schiene verlegt werden, sagt Drexl und will wissen, weshalb für ein Projekt, das ökologisch eine Verbesserung darstellt, noch so viel Ausgleichsfläche nötig sei. (Bayern)

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