Fürstenfeldbruck:Der weiße Arztkittel bleibt in Griffweite

Weigl

Lorenz Weigl ist eher ein Mann der leisen Töne. In seinem Büro dominieren Tulpen in natura und auf Leinwand.

(Foto: Günther Reger)

Lorenz Weigl hat die Leitung des Gesundheitsamts übernommen. Er ist Chef eines Teams aus Spezialisten, will aber auch weiter als Mediziner und Berater wahrgenommen werden

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Eine Karaffe mit original Brucker Leitungswasser steht auf dem Tisch. Das wird besser kontrolliert als Mineralwasser. Gesünder und bekömmlicher geht's kaum. Daneben steht ein frischer Strauß roter Tulpen. Denn der Mensch lebt nicht vom Brot und auch nicht vom Leitungswasser allein - Blumen sind gut fürs Gemüt und für die Stimmung. Vielleicht ist Lorenz Weigl deshalb so gut gelaunt an diesem Tag. Er hat sich Zeit genommen für den Reporter. Recht entspannt sitzt der neue Chef des Fürstenfeldbrucker Gesundheitsamts in seinem sehr aufgeräumten Büro. Ein paar Fachmagazine liegen auf dem Tisch, der weiße Kittel hängt über der Stuhllehne. Weigl trägt einen legeren Pullover über dem Hemd. An der dunkelblauen Wand hinter ihm hängt ein Bild von roten Tulpen - ein Geschenk seiner mittlerweile 17 Jahre alten Tochter, der die floralen Vorlieben des Vaters vertraut sind.

Im September ist Weigl, wie man so sagt, in ziemlich große Fußstapfen getreten. Denn 18 Jahren lang und damit eine gefühlte Ewigkeit hatte Rudolf Summer die am Landratsamt angesiedelte Fachstelle geleitet, galt fast schon als "Mister Gesundheitsamt". Fast ein halbes Jahr hat der 53 Jahre alte Lorenz Weigl nun also Erfahrungen als dessen Nachfolger gesammelt. Seine Hoffnungen haben sich bestätigt, dass der Wechsel in seine Heimatstadt die richtige Entscheidung war. Weigl ist in München geboren, aber in Fürstenfeldbruck aufgewachsen. Er besuchte die einstige Grundschule am Niederbronner Weg und das Gymnasium in Sankt Ottilien, bevor er an der Ludwig-Maximilians-Universität sowie in den USA Medizin studierte. Für den Hautarzt und Allergologen folgten zehn Jahre klinische Medizin, davon gut zwei Jahre in der Schweiz. Weigl entschied sich bewusst gegen eine mögliche wissenschaftliche Karriere und auch gegen eine eigene Praxis. Bereits 2003 wechselte er erstmals ans Brucker Gesundheitsamt und kümmerte sich dort unter einem gewissen Rudolf Summer um das weite Spektrum, das von Tuberkulosefürsorge über Umweltmedizin und Badewasserhygiene bis hin zur Eingangsuntersuchung von Beamtenanwärtern sowie zur Schuleingangsuntersuchung reicht. Im Zuge des vielseitigen Amtsarztkurses war er auch drei Monate in der Psychiatrie eingesetzt. Es folgte der Wechsel auf den Referentenposten im bayerischen Gesundheitsministerium sowie als Leiter der Medizinischen Untersuchungsstelle der Regierung von Oberbayern in München. Nach zweieinhalb Jahren wurde Weigl die Leitung des Gesundheitsamts Freising übertragen, die er acht Jahre lang innehatte.

Gewohnt hat Lorenz Weigl in all der Zeit in Fürstenfeldbruck. Dort als Leiter des Gesundheitsamts zu arbeiten, war immer so etwas wie ein fernes Ziel, das nun erreicht ist. Weigl ist auch Chef des angegliederten Betreuungsamts und damit eines insgesamt fast 40 Mitarbeiter zählenden Teams, dem Verwaltungsexperten ebenso angehören wie Sozialpädagogen sowie sozialmedizinisches Fachpersonal. In den zurückliegenden Monaten stand neben dem Routinespektrum, das auch Schwangerenberatung sowie den Tuberkulosebereich umfasst, die bisweilen lebensbedrohlich verlaufende Meningokokken-Meningitis im Blickpunkt - nachdem es mehrere Fälle im Landkreis Ebersberg gegeben hatte. Wegen großer Ansteckungsgefahr wird im Falle einer solchen Infektion versucht, Kontaktpersonen ausfindig zu machen und diese in der Regel prophylaktisch mit Antibiotika zu behandeln. Dann gibt es im Gesundheitsamt keinen Dienst nach Vorschrift, keine Routine und auch keinen Feierabend zur gewohnten Zeit. Dann müssen alle ran, und auch der Bereitschaftsdienst ist gefragt. Gerade diese "Unberechenbarkeit" macht für Weigl den Reiz der Tätigkeit aus. Nicht alles ist vorhersehbar, und gefragt sind weniger medizinische Geräte, sondern Fachwissen, die punktgenaue Steuerung eines Teams aus Spezialisten und vor allem der Kontakt von Mensch zu Mensch. Wenn es eng wird, greift auch der Chef zur Kanüle, macht die für alle Fälle in seinem Büro bereitstehende Liege frei und kümmert sich eben selbst um eine Blutentnahme oder einen anderen Gesundheitscheck. "Mir ist es wichtig, dass wir im Gesundheitsamt als Ärzte wahrgenommen werden und auch nicht nur kontrollieren, sondern als Ansprechpartner aufklären. Wir sind ein offenes Haus."

Auch jenseits des Traumjobs weiß Lorenz Weigl die Annehmlichkeiten eines vertrauten Umfelds zu schätzen. In Bruck fühle er sich sehr wohl. Auf der Klosterwiese an der Amper kickt er immer noch ab und zu - vorzugsweise als Stürmer. Und weil Ärzte die Bedeutung eines gesunden Körpers einzuschätzen wissen, bleibt er auch sonst in Bewegung - vorzugsweise beim Schwimmen oder Skifahren.

Lässt sich das Talent als Arzt vererben? Dass die beiden mittlerweile erwachsenen Söhne in die Fußstapfen des Vaters treten und ebenfalls Medizin studieren, könnte darauf hindeuten. Vielleicht hat sie Lorenz Weigl mit seiner Begeisterung aber auch schlicht "infiziert".

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