Fürstenfeldbruck:Der Wagen am Wald

1. Tag Weihnachtsbaumverkauf Volksfestplatz Fürstenfeldbruck

Hermann Märkl mit zwei Nordmanntannen auf dem Volksfestplatz.

(Foto: Matthias Döring)

Hermann Märkl campiert in Bruck und verkauft Christbäume

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Es ist Freitagnachmittag, und Hermann Märkl ist ein gefragter Mann. Einem Kunden, der nach kostenlosen "Dax'n", also Tannenzweigen fragt, weist er den Weg zum Wohnwagen. "Daneben liegt ein ganzer Haufen". Vor allem aber schiebt er ein Bäumchen nach dem anderen durch die Röhre. Dadurch legen die zwangsläufig die Zweige an und werden transportfähig eingenetzt. Der 60-Jährige aus Schrobenhausen ist warm angezogen, mit Mütze, Handschuhen und dicken Socken - aus reiner Gewohnheit, denn die Temperaturen auf dem Brucker Volksfestplatz sind mit gut zehn Grad eher sommerlich und erinnern so gar nicht an das, was im Blickpunkt steht: Heiligabend, Weihnachten.

Um die 300 Bäume mit "bayerischen Wurzeln" stehen auf dem Platz Spalier und warten auf ein neues Zuhause. Die Türkenfelder Baumschule Riedel hat ausschließlich Nordmanntannen im Angebot. "Blaufichten sind stachelig und Fichten nadeln und halten im Leben keine drei Wochen", sagt Märkl. Er muss es wissen. Wohl an die 30 Jahre macht er diesen Job schon. Immer zieht er dann von Anfang Dezember bis kurz vor Heiligabend in den Wohnwagen mit dem sagenhaften Ausblick über die Baumwipfel hinüber zur Brauerei. Um 8 Uhr geht's los auf dem Volksfestplatz und um 19 Uhr ist Zapfenstreich. Bei Wind und Wetter - "deshalb werde ich eigentlich nie krank". Im Wohnwagen bleibt abends neben Radiohören oder Zeitungslektüre aber auch noch Zeit fürs Besinnliche. Vor allem natürlich, wenn es draußen stürmt und schneit. Im Anhänger gibt's eine Heizung, aber keinen Fernseher. "Den brauche ich nicht", sagt Märkl. Eher schon braucht er seine Familie. Bestens, dass gerade die Enkel eintreffen. Leo, 8, wundert sich über den seltsamen Reporter im Wald, gibt aber bereitwillig Auskunft. Ja, er werde dem Opa helfen. Ja, das mache viel mehr Spaß als fürs Krippenspiel zu proben oder Hausaufgaben zu machen. Ja, am Wochenende im Wohnwagen übernachten ist Abenteuer. Nein, die beiden Schwestern Sarah, 6, und Kathi, 3, die er im Schlepptau hat, können oder wollen heute nicht mithelfen. Hermann Märkl wirkt wie der Nikolaus in zivil, hält sich an einem Baumwipfel fest und lacht, dass die Brille auf der Nase tanzt.

Nordmanntannen, Brucker Volksfestplatz, täglich 8 bis 19 Uhr, Preis pro Meter ab 11,50 Euro

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