Fürstenfeldbruck:Der Schulreife-Test fällt aus

Das Brucker Gesundheitsamt will nicht mehr alle angehenden Erstklässler untersuchen. Grund ist eine vakante Stelle in der Behörde.

Wolfgang Krause

Das Fürstenfeldbrucker Gesundheitsamt schlägt Alarm: Wegen eines Personalengpasses kann die Behörde laut ihrem Leiter Rudolf Summer im Landkreis nicht mehr alle angehenden Erstklässler auf ihre Schulreife untersuchen. Auch bei der Heimaufsicht müssten Abstriche gemacht werden. Grund für den Personalmangel ist laut Summer eine Anweisung der Staatsregierung, nach der freiwerdende Stellen aus Kostengründen mit wenigen Ausnahmen für ein Jahr nicht wieder besetzt werden.

Im konkreten Fall geht es um eine Kinderkrankenschwester, die in den Ruhestand gegangen ist. Die zwei verbliebenen Krankenschwestern können laut Summer die Eingangsuntersuchung für das Schuljahr 2012/2013 nicht alleine bewältigen. Außerdem würden sie auf Besuche in Pflegeheimen verzichten, deren Überwachung ebenfalls in ihre Zuständigkeit fällt. Für die Schuleingangsuntersuchung müssten laut Summer von Oktober bis September rund 2300 angehende Erstklässler begutachtet werden, was jeweils 15 bis 20 Minuten dauert.

Die Kinder absolvieren dabei Seh-, Sprach- und Hörtests, zudem begutachten die Krankenschwestern die motorische Entwicklung und überprüfen den Impfpass. Wenn dabei keine Auffälligkeiten festgestellt werden und eine Bescheinigung über die kinderärztliche Untersuchung U9 vorliegt, werden die Erstklässler als schulreif eingestuft, ansonsten müssen sie vom Amtsarzt untersucht werden.

Summer hofft zwar noch, dass er wenigstens eine Halbtagskraft bekommt, weil die Aufgaben des Gesundheitsamtes im Bereich des Neugeborenen-Screenings ausgeweitet wurde. Selbst dann gäbe es aber immer noch einen Engpass bei der Schuleingangsuntersuchung: "Es werden nicht alle Kinder untersucht, das ist Fakt", sagt Summer.

Im Gesundheitsamt überlegt man nach seinen Angaben nun, ganze Gemeinden oder einzelne Einrichtungen, in denen die Untersuchung aufgrund der räumlichen Verhältnisse ohnehin schwer zu organisieren ist, außen vor zu lassen. Eine Alternative wäre, dass die Erzieher in den Kindergärten eine Vorauswahl treffen und nur die angehenden Erstklässler den Krankenschwestern vorgestellt werden, bei denen Zweifel an der Schulreife bestehen.

"Die Schuleingangsuntersuchung ist eine gesetzliche Pflicht", sagt Summer, "aber ich kann die Pflicht nur erfüllen, wenn ich genügend Personal habe." Auf alle Fälle würden die betroffenen Schulen informiert, dass sie von den Eltern die Bescheinigung des Gesundheitsamtes nicht verlangen können.

Im Bayerischen Kultusministerium sieht man das anders. Sprecherin Marion Rüller verweist auf eine gemeinsame Bekanntmachung mit dem Umwelt- und Gesundheitsministerium vom Januar, in der noch einmal klargestellt worden sei, dass alle Kinder vor der ersten Jahrgangsstufe an einer Schuleingangsuntersuchung teilnehmen müssen. Schulen dürften sie demnach nur mit der entsprechenden Bescheinigung aufnehmen. In ihrer Behörde sei von einem Notstand auch nichts bekannt.

Auch im Brucker Schulamt betont man die Wichtigkeit der Untersuchung. "Die Notwendigkeit steht außer Zweifel", sagt der stellvertretende Leiter der Behörde, Karl-Hans Grünauer. Zwar befinde letztlich der Schulleiter über die Schulreife eines Erstklässlers, aber die Aussagen des Gesundheitsamtes seien eine wertvolle Entscheidungshilfe.

Für das Personal im Gesundheitsamt sind das Umweltministerium und das Innenministerium verantwortlich. Sprecher beider Ministerien erklärten sich allerdings für nicht zuständig und verwiesen auf das jeweils andere Ressort.

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