Fürstenfeldbruck:Der Mahner

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Jürgen Loos (ÖDP) fordert einen Lebensstil, der den Menschen vor den Profit stellt

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Die kleine Schlaufe am Uhrenarmband war kaputt. Man bot Jürgen Loos an, das ganze Armband zu erneuern. Nein, das wollte er nicht, denn das Armband selbst war noch in Ordnung. Er erzählt die kleine Episode, um klar zu machen, wie wenig nachhaltig der vorherrschende Lebensstil ist. Den würden Loos und die Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP) gerne ändern. "Mensch vor Profit" lautet eines ihrer Ziele, und das gilt für den Umgang mit dem Planeten Erde wie für fast alle Bereiche des Lebens auf ihm. "Wir müssen umsteuern und uns neu ausrichten, dahingehend, dass es allen Menschen gut geht, dass die Spaltung in Arm und Reich überwunden wird", sagt Jürgen Loos. Deshalb kandidiert er für den Bundestag.

Der 44-Jährige, der vor vier Jahren von Memmingen nach Fürstenfeldbruck gezogen ist, hat drei erwachsene Kinder, eine 21 Jahre alte Tochter und 18-jährige Zwillinge. Seit einem Dreivierteljahr arbeitet er als technischer Angestellter am Geophysikalischen Observatorium auf der Ludwigshöhe, dort hat er eine Dienstwohnung. Wie sehr er seine politisch-gesellschaftlichen Positionen selbst lebt, zeigte sich, als er in der Vergangenheit bei Arbeitgebern aus der Privatwirtschaft immer mehr "Profitgier" entdeckte. Das bereitete ihm Probleme. "Die Menschen kriegen einfach nicht genug", stellt er enttäuscht fest. "Aber so, wie wir jetzt leben, kann es in absehbarer Zeit nicht weitergehen", befürchtet Loos: "Das führt zum Kollaps. Das ist nicht enkeltauglich."

Die Bewahrung der Lebensgrundlagen hat er als sein zentrales politisches Anliegen auf seinen Wahlkampfflyer geschrieben. Einsetzen möchte er sich dafür, bezahlbaren Wohnraum für alle zu schaffen, bundesweite Volksentscheide einzuführen und die Lebensmittelverschwendung zu stoppen. Er selbst achtet darauf, "möglichst nichts wegzuwerfen. So kaufe ich auch ein." Verschwendung macht er in nahezu allen Lebensbereichen und bei allen Ressourcen aus. "Wir müssen einen maßvollen Umgang in die Köpfe bringen", fordert er. "Wir brauchen keine Kosmetik, sondern grundlegende Reformen."

Über die Bundesvorsitzende Gabriela Schimmer-Göresz ist Loos vor 23 Jahren zur ÖDP gekommen. Damit er überhaupt für den Bundestag kandidieren durfte, musste er zunächst 200 Unterstützerunterschriften sammeln Das gelang. Nun macht er über den Sommer und neben seiner Arbeit Wahlkampf - eine anstrengende Angelegenheit in einer Kleinpartei, die im Brucker Kreisverband etwa ein halbes Dutzend aktive und etwa 30 passive Mitglieder hat. Und so ist Loos häufig allein oder zu zweit unterwegs, um Plakate aufzuhängen oder die Menschen an den Wahlkampfständen davon zu überzeugen, dass das Gewinnstreben von einer gemeinwohlorientierten Lebensweise abgelöst werden müsse.

© SZ vom 09.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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