Fürstenfeldbruck:Der lange Weg in die neue Heimat

Als Jamal Farani als 22-Jähriger 1981 Afghanistan verlässt, ist sein Leben dort nicht mehr sicher. Vorbei ist "die schönste Zeit, als es zwischen 1972 und 1977 eine Demokratie gab und wir frei waren". Die Sowjets sind einmarschiert, die Mudschahedin werden vom Westen unterstützt. Geboren wurde Farani in einem Dorf, gemeinsam mit neun Geschwistern wächst er in der Hauptstadt Kabul auf. Mit Sorge beobachtet er, wie sein Vaterland im Chaos versinkt. Parks und Kinos werden geschlossen. Überall an den Straßen gibt es Kontrollen. Die Menschen, die zwischen die Fronten der Mudschahedin und der Armee geraten, müssen willkürliche Verhaftungen befürchten, landen reihenweise im Gefängnis. Einmal erwischt es auch den jungen Studenten, zwei Wochen dauert es, bis er freikommt. Ein Onkel, der ebenfalls mitgenommen wird, verschwindet für immer. "Du musst weg", sagt seine Mutter schließlich. Über die grüne Grenze gelangt Farani nach Pakistan und folgt den Spuren eines Bruders, der nach einmonatiger Reise nach Deutschland gelangt ist. In Pakistan werden Farani und seine Reisegefährten überfallen. Mit einem Tausendmarkschein, den der Student dabei hat, können die Räuber gottlob nichts anfangen, die Währung kennen sie nicht. Irgendwann erreicht dann auch er Deutschland. Der erste Asylantrag wird abgelehnt, es folgen vier ernüchternde Jahre, in denen er im Landkreis nur geduldet ist, diesen aber weder verlassen noch dort arbeiten darf. Asyl erhält er erst im zweiten Anlauf 1984. In München absolviert er eine Ausbildung zum Elektroinstallateur und zieht bereits 1985 nach Fürstenfeldbruck, das zu seiner zweiten Heimat wird. Dort hilft er neu angekommenen Flüchtlingen und organisiert kulturübergreifende Veranstaltungen. 2007 verbringt er erstmals wieder einen Urlaub in Afghanistan. Ganz zurückkehren wird er aus Rücksicht auf seine Frau und die beiden Kindern aber wohl nie mehr.

Unter dem Titel "Afghanistan ist für mich mehr als ein Lebensgefühl" berichtet Jamal Farani am Samstag, 12. Dezember, von 15 Uhr an im Münchner Erzählcafé der Seidlvilla über seinen Lebensweg.

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