Fürstenfeldbruck:Der katholische Glaube als Grundlage

Die Brucker Anton und Anna Link stammen aus dem Gebiet der Donauschwaben, seit 60 Jahren sind sie ein Paar

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Anton Link hat sein ganzes Arbeitsleben als Ingenieur die Naturgesetze kennen gelernt. Jetzt, mit 89 Jahren, sagt er, dass all das schon vor den Menschen dagewesen sei, dass die Menschen diese Gesetze nur entdeckt hätten, sie aber eigentlich "die geistige Schöpfung unseres Gottes" sind. Weise Worte, die er am Fronleichnamstag in seinem Einfamilienhaus im Westen Fürstenfeldbrucks ausspricht, an der Seite seine 81 Jahre alte Frau Anna, mit der er an diesem Tag die Diamantene Hochzeit feiert. 60 Jahre sind sie auf den Tag genau verheiratet und beide sagen, dass katholischer Glaube die Basis für ihre gute Ehe sei. Ein Geheimrezept sei das nicht.

Seit 1963 wohnen die Links in der damals von der Neuen Heimat gebauten Reihenhaussiedlung. "Wir wollten ein Eigenheim", sagt Anton Link, denn die Ein-Zimmer-Wohnung mit drei Kindern in Dachau "war schon recht eng", wie sich Anna Link erinnert. Acht Jahre zuvor hatten sie sich kennen gelernt in Dachau, das nicht ihre erste Heimat war. Beide stammen aus dem Gebiet der Donauschwaben. Anton Link wurde 1928 geboren und lebte bis zu seinem 16. Lebensjahr in Apfeldorf, das heute Jakuba heißt und in Serbien liegt. Es war das Banater Gebiet der Donauschwaben, die zu Zeiten Maria Theresias die Gegend besiedelten. Anna Link ist in der Batschka geboren, lebte direkt an der Donau. Sie erlebte 1945 nach dem Einmarsch der sowjetischen Truppen Hass und Härte der Sieger, wurde von ihren Eltern getrennt und kam mit zehn Jahren zuerst in ein Kinderheim, danach bis 1948 ins Internierungslager. Anschließend habe sie sich für fünf Jahre verpflichten müssen, "mit Arbeit die Staatsbürgerschaft abzuzahlen". Mittellos durfte sie 1952 ausreisen und kam, wie viele Donauschwaben vor ihr, nach Dachau.

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Das Ehepaar Anna und Anton Link feiert Hochzeitstag, und Stadträtin Irene Weinberg überbringt ein Präsent.

(Foto: Günther Reger)

Anton Link sagt, ihm seien die "Hungerlager" erspart geblieben, in denen "die Donauschwaben vernichtet" worden seien. 1944 wurden er und seine Mitschüler nach Deutschland gebracht, zunächst ins niederbayerische Mallersdorf. Mit dem Krieg kam er nicht in Berührung, hoffte sogar, wieder in die Heimat zurückkehren zu können. Doch auf dem Fußweg Richtung Süden seien er und seine Freunde von einer Frau aus ihrem Dorf vor der Gefahr, die auf sie in Jugoslawien wartete, gewarnt worden und sie hätten ihre Rückreise abgebrochen.

Anton Links Ziel war schließlich ebenfalls Dachau. Er studierte Maschinenbau, wurde Ingenieur und Statiker, lernte Anna kennen und heiratete am 15. Juni 1957 in der katholischen Pfarrkirche Sankt Peter in Dachau. Tochter Elfriede kam 1958 auf die Welt, ein Jahr später Marianne, die im Alter von 28 Jahren starb, 1961 Thomas und Anne 1964. "Ich hatte viel zu tun im Haus, mit dem Garten und der Wäsche", sagt Anna Link und erinnert sich an ihre erste Waschmaschine, die vieles erleichtert habe. "Der Topf, in dem ich immer die Windeln ausgekocht habe, steht heute noch im Keller", denn Pampers und all das, was heute das Familienleben erleichtern soll, habe es damals nicht gegeben. Dafür ein "Steilwandzelt" mit viel Platz, um mit dem kleinen Fiat auf einen Campingplatz fahren zu können. Da aber immer nur zwei Kinder mitfahren konnten, mussten zwei zu Hause bleiben und durften erst beim nächsten Mal mit.

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Heute und vor 60 Jahren: Das Ehepaar Anna und Anton Link feiert Hochzeitstag, und Stadträtin Irene Weinberg überbringt ein Präsent.

(Foto: Günther Reger)

Anna Link war Mutter und Hausfrau, während ihr Mann bei den Flugzeugwerken Messerschmitt, Heinkel und Bölkow, dem sogenannten Entwicklungsring Süd, von 1957 an an Planung und Bau des Senkrechtstarters VJ 101c beteiligt war. Ein Flugzeug, mit dem die Luftwaffe im Kriegsfall auch ohne Start- und Landebahnen aktiv bleiben konnte. Die Maschine flog erstmals im Jahr 1963, wurde aber nie in Serie produziert. Berechnungen haben Anton Link sein ganzes Leben begeistert. Erst in diesem Jahr hat er ein Problem an einem Getriebe, das ihn Jahrzehnte beschäftigt hat, gelöst und ein Patent darauf angemeldet.

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