DenkmalpflegeNeuer Glanz für alte Mauern

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Schön saniert 1: Backsteinmauer am ehemaligen Garten von Kloster Spielberg.
Schön saniert 1: Backsteinmauer am ehemaligen Garten von Kloster Spielberg. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Eine Fahrt zu Baudenkmalen im Landkreis zeigt, welche Besonderheiten sich im Rathaus von Oberschweinbach befinden und dass die Beschäftigung mit Backsteinwänden durchaus lehrreich sein kann.

Von Andreas Ostermeier, Fürstenfeldbruck

Norbert Riepl hat ein besonderes Rathaus. Der Bürgermeister von Oberschweinbach arbeitet in einem ehemaligen Schloss. Den Kreisräten will er das Haus vorstellen, deshalb erwartet er sie am schmiedeeisernen Tor. Riepl ist stolz auf das sanierte Haus, das sieht der Besucher ihm an. Das Innere des Gebäudes aus dem 17. Jahrhundert hat ein barockes Treppenhaus zu bieten und einen Holzestrich, wie er nur noch selten vorkommt. Und noch etwas ist besonders an dem Haus. Im Obergeschoss befinden sich Wohnungen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des gegenüberliegenden Pflegeheims Spielberg.

Die Vermietung von Wohnungen haben die Oberschweinbacher Kommunalpolitiker im Zusammenhang mit der Sanierung des Gebäudes beschlossen. Die einst herrschaftlichen Zimmertüren im Obergeschoss fungieren nun als ausladende Wohnungstüren. Davor hingebreitet findet sich ein roter Steinholzboden, wie er in den Zwanziger- und Dreißigerjahren des vergangenen Jahrhunderts oft eingebaut worden seien, sagt Susanne Poller, Kreisheimatpflegerin für den Bereich Baudenkmalpflege. Auch in der Bauhaus-Architektur sei der aus Magnesiumoxid sowie organischen oder mineralischen Füllstoffen bestehende Belag oft verwendet worden. Der rote Boden findet sich nicht mehr oft in Häusern, denn er verträgt dauernde Nässe nicht gut.

Prunkstück im Rathaus: Barocktreppe im ehemaligen Schloss Spielberg.
Prunkstück im Rathaus: Barocktreppe im ehemaligen Schloss Spielberg. (Foto: Carmen Voxbrunner)
Seltener Belag: Roter Steinboden im Obergeschoss des Rathauses.
Seltener Belag: Roter Steinboden im Obergeschoss des Rathauses. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Eben so selten, wie der Steinboden vorkommt, ist im Landkreis auch ein barockes Treppenhaus wie das im ehemaligen Schloss Spielberg. Stiegen aus dunkelbraunem Holz knarzen unter den Schritten der Besucher, eine massive Brüstung führt ins Obergeschoss hinauf. Die Absätze bestehen aus Solnhofener Platten.

Ein Café im ehemaligen Pferdestall

Riepl zeigt all dies den Kreisrätinnen und Kreisräten. Zum einen, um deutlich zu machen, was mit dem Geld aus der Denkmalpflege erreicht worden ist. Zum anderen, weil er auf finanzielle Unterstützung des Landkreises beim aktuellen Projekt in Spielberg hofft. Dort wird momentan der alte, ganz in der Nähe am ehemaligen Schloss liegende Pferdestall umgebaut. Er soll Platz bieten für kulturelle Veranstaltungen. So, wie der ehemalige Stall momentan aussieht, kann der Besucher sich nur schwer vorstellen, was in den Räumen einmal sein soll. Der Boden ist abgetragen, die die Decke tragenden Stützen stehen recht nackt da. Doch die Münchner Architektinnen Annette Primpke und Bettina Armbruster tragen ihre Vorstellungen für ein Café und einen Versammlungsraum recht detailliert vor - und Bürgermeister Riepl ist die Vorfreude auf das Künftige deutlich anzusehen.

Baustelle: Aus dem alten Pferdestall soll ein Veranstaltungsgebäude werden.
Baustelle: Aus dem alten Pferdestall soll ein Veranstaltungsgebäude werden. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Der Besuch in Oberscheinbach ist damit aber nicht beendet. Kreisrätinnen und Kreisräte begutachten auch noch das Ergebnis der Sanierung der Begrenzungsmauer des ehemaligen Klostergartens. Die Backsteinmauer bedurfte der Renovierung, denn über die Jahre setzten ihr Wind und Wetter zu. Auch siedeln sich in solchen Mauern Pflanzen an, die den Steinen und dem Putz schaden. In Spielberg, so erklärt es Poller, kam noch hinzu, dass die Mauer abgebrochen wurde, um Platz für eine Straße zu schaffen. Das Ende der Wand musste also auch neu aufgebaut werden. Wie es aussieht, ist das alles gut gelungen, der Übergang von altem zu neuem Mauerwerk ist nur bei genauem Hinsehen zu erkennen.

Nur wenige Spezialisten

Poller betont, solche Arbeiten könnten nur noch von wenigen Handwerkern ausgeführt werden. Im Landkreis Fürstenfeldbruck gibt es ihren Worten nach keine Maurerfirma mehr, die das kann. Weil solche Arbeiten aber vom Denkmalschutz immer wieder nachgefragt werden, ermuntert sie Handwerker, die nötigen Zusatzqualifikationen zu erwerben.

Sauber saniert 2: Begrenzungsmauer um die Kirche Mariä Himmelfahrt in Grafrath.
Sauber saniert 2: Begrenzungsmauer um die Kirche Mariä Himmelfahrt in Grafrath. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Begrenzungsmauern von Kulturdenkmalen sind ein Thema der Fahrt durch den Landkreis. Auch in Grafrath macht die Delegation Halt. Dort schauen sich die Kommunalpolitiker und Kommunalpolitikerinnen die Backsteinmauer an, die rund um die Kirche Mariä Himmelfahrt führt. Sie musste aus den genannten Gründen ebenfalls saniert werden. Dies geschah dort aber etwas anders als in Oberschweinbach. Wurde in Spielberg die abgebrochene Mauer durch neue Steine ergänzt, so haben sich die Architekten in Grafrath dafür entschieden, der abgebrochenen Mauer ein Metallstück anzuhängen. Der bewusste Bruch soll Besuchern deutlich machen, dass alte Substanz fehlt, heißt es bei der Führung. Deutlich wird dadurch, dass es in der Denkmalpflege verschiedene Auffassungen darüber gibt, wie Fehlendes ersetzt werden kann.

Fehlendes ersetzt hat auch die Familie Kainzinger an ihrem Haus in Fürstenfeldbruck. Um die Fassade des Gebäudes in der Ludwigstraße mussten mehrere Schlagläden angeschafft und eingebaut werden. Vorbild für die Sanierung war eine alte Postkarte, auf der die Fassade in einem früheren Zustand zu sehen ist. Auf der Postkarte in Schwarz-Weiß ist jedoch nicht zu erkennen, in welcher Farbe die Fassade seinerzeit gestrichen war. Heute leuchtet sie in einem leichten Gelb, Läden und Fenster sind grau angestrichen. Poller lobt beim Besuch die "stimmige Fassade".

Selber saniert: Das Haus der Familie Kainzinger in Fürstenfeldbruck.
Selber saniert: Das Haus der Familie Kainzinger in Fürstenfeldbruck. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Denkmalfahrt findet jedes Jahr statt. Auf ihr sehen Mitglieder des Kulturausschusses des Kreistags, was mit dem von ihnen bewilligten Geld erreicht worden ist - und was mit weiterem Geld im Denkmalschutz erreicht werden soll - nach der Denkmalfahrt werden die Zuschüsse für das nächste Jahr diskutiert und beschlossen. Bürgermeister Norbert Riepl konnte sich jedenfalls freuen. Die Gemeinde Oberschweinbach bekommt für die Sanierung der Stallungen sowie für die bereits erledigten Arbeiten an der Klostermauer und dem Metallgitter an der Hauptzufahrt 21 000 Euro. Insgesamt bewilligt der Ausschuss für Projekte der Baudenkmalpflege 126 000 Euro.

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