Fürstenfeldbruck:Das vergessene Kriegerdenkmal

Kriegsgräber

Offizieranwärter und Reservisten pflegen den kleinen Totenhain hinter der Klosterkirche.

(Foto: V. D. Kriegsgräberfürsorge)

Nahe der Brucker Klosterkirche wird 274 Gefallener gedacht

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Der Gedenkstein ist unscheinbar. Und nicht jedem, der auf dem Henrik-Moor-Weg von Fürstenfeld an den Gleisen entlang Richtung S-Bahnhof spaziert und rechter Hand den kleinen, von Hecken eingefriedeten Totenhain mit der an einer Mauer befestigten Gedenktafel passiert, ist bewusst, wer hier beigesetzt worden ist. Dort haben 274 ausländische Kriegsgefangene, die in einem der beiden Weltkriege im Landkreis zu Tode gekommen sind, ihre letzte Ruhestätte gefunden.

2018 jährt sich das Ende des Ersten Weltkriegs zum hundertsten Mal. Das nehmen Offizierschule, Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und Stadt zum Anlass, diesen denkwürdigen Ort vor dem Vergessen zu bewahren. Die Menschen, an die dort erinnert wird, stammten unter anderem aus Russland, Frankreich, Rumänien, Polen, Serbien, Lettland, Litauen, Estland, Belarus und der Ukraine. Die meisten von ihnen waren ausländische Kriegsgefangene des Ersten Weltkrieges. Sie kamen als Verwundete direkt von der Front oder erkrankten im Laufe ihrer Gefangenschaft, die sie überwiegend im Kriegsgefangenenlager Puchheim verbrachten. Viele dieser Kriegsgefangenen wurden in das Reservelazarett Fürstenfeld gebracht. Neben dem Konventgebäude wurden östlich des Klosters Holzbaracken für die Unterbringung und medizinische Versorgung der Kriegsgefangenen, aber auch deutscher Soldaten genutzt. Doch nicht jeder Hilfsbedürftige konnte gerettet werden. Insbesondere die Spanische Grippe forderte in den Jahren 1918 und 1919 zahlreiche Opfer. So wurde für die im Lazarett verstorbenen Kriegsgefangenen vor hundert Jahren ein eigener Friedhof nahe dem Kloster errichtet. Nach dem Ersten Weltkrieg geriet der Friedhof dann nach und nach in Vergessenheit, bis sich 1968 Jugendliche aus Frankreich und Bayern bei einer Jugendbegegnung des Volksbundes zur Pflege der Kriegsgräberstätte verpflichteten.

50 Jahre später, im Mai 2018, nahmen Offizieranwärter sowie Reservisten der Kreisgruppe Amper-Würm diesen Faden auf. Gemeinsam mit dem Volksbund wurde eine Gedenktafel entworfen, um an die Schicksale der hier Ruhenden zu erinnern und um die Kriegsgräberstätte als "Mahnmal für den Frieden" und "Lernort der Geschichte" in die Zukunft wirken zu lassen. Dafür wurde im Stadtarchiv recherchiert.

An der Einweihungszeremonie am Donnerstag, 22. November, von 9 Uhr an am Henrik-Moor-Weg wird der Kommandeur der Offizierschule, Brigadegeneral Michael Traut, ebenso teilnehmen wie Brucks Oberbürgermeister Erich Raff sowie Mitglieder des Volksbundes. Auch Vertreter des konsularischen Korps der Nationen, deren Angehörige auf der Kriegsgräberstätte ruhen, werden anwesend sein. Bürger sind zu der Gedenkstunde auf dem Totenhain ebenfalls eingeladen.

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