Die Liberalen im Wahlkreis Fürstenfeldbruck/Dachau gehen mit einer prominenten Kandidatin in die Bundestagswahl. Einstimmig votierten die Teilnehmer der Aufstellungsversammlung für Susanne Seehofer. Die 33 Jahre alte Politikerin hatte zuvor eine leidenschaftliche Bewerbungsrede gehalten und den FDP-Mitgliedern einen Wahlkampf versprochen, wie er in beiden Landkreisen noch nie gesehen worden sei. Eine Kampfansage richtete sie auch an die Wahlkreisabgeordnete Katrin Staffler. Der CSU-Politikerin wolle sie zeigen, dass deren Mehrheit nicht selbstverständlich sei, sagte Seehofer.
Seehofer wohnt in München. Bei der Landtagswahl im Herbst 2023 hatte sie oberbayernweit die zweitmeisten Stimmen unter den Kandidatinnen und Kandidaten der FDP geholt. Sie ist also ein Zugpferd ihrer Partei. Diese Fähigkeit möchten sich die Liberalen in Dachau und Fürstenfeldbruck zunutze machen. Sie haben deshalb die Tochter des früheren bayerischen Ministerpräsidenten um eine Kandidatur gebeten. Seehofer hat gern zugesagt. Mit den Liberalen aus den beiden Landkreisen verstehe sie sich richtig gut, sagte die Kandidatin. Und das ist zu sehen: Die Begrüßungen sind herzlich, man umarmt sich und es scheint, dass sich Seehofer und die Anwesenden seit langen Zeiten kennen.
Seehofer geht es um die Wirtschaft
Seehofer kandidiert freilich nicht nur wegen des guten Miteinanders. Ihr geht es vor allem um die Wirtschaft. Die junge Politikerin, die bei einem Autobauer in München arbeitet, will die Rezession bekämpfen. Das geht ihren Worten nach nur, wenn die Liberalen Teil der Regierung sind. Künftiger Wohlstand basiere auf Innovationen und Digitalisierung, sagt sie und warnt, das Land dürfe nicht einer „Stillstandskoalition“ aus Union und SPD oder den Grünen überlassen werden.
Die Finanzpolitik von Christian Lindner findet ihr Gefallen. Seehofer verteidigt die Schuldenbremse. Das Geld müsse erst erarbeitet werden, ehe es ausgegeben werden könne, sagt sie. Auch das Wirtschaftspapier Lindners gehe in die richtige Richtung, schließlich müsse dem Abschwung mit „Gehirnschmalz“ begegnet werden. Und auch hinter dem Abbau von Bürokratie steht sie: Diese hemme Innovation und Motivation, kritisiert Seehofer.
Das Platzen der Regierungskoalition findet Seehofer gut: „Ich bin froh, dass wir aus der Ampel ausgestiegen sind“, sagt sie unter dem Beifall der FDP-Mitglieder. Von diesen empfinden das viele ebenso, wie vor der Versammlung zu hören war. Sie interessiere sich auch nicht für die Diskussion, welcher Ampel-Partner nun schuld an der Trennung sei. Vielmehr hält sie es für gut, dass Wählerinnen und Wähler jetzt über einen neuen Bundestag entscheiden könnten.
Prominente Besuche angesagt
Im Wahlkampf möchte Seehofer Parteiprominenz nach Fürstenfeldbruck und Dachau holen. Sie kündigt für den 11. Dezember eine Veranstaltung mit der FDP-Politikerin Katrin Hessel zum Thema Wirtschaftswende an. Hessel war bis zum Ende der Ampel parlamentarische Staatssekretärin im Finanzministerium. Wahlkampfunterstützung erhofft sich Seehofer auch von Christian Dürr, FDP-Fraktionschef im Bundestag, und Marie-Agnes Strack-Zimmermann.
Thomas Georg, FDP-Kreisvorsitzender von Fürstenfeldbruck, sagte, er habe sich bemüht, eine „sehr starke“ Kandidatin in den Wahlkreis zu holen. Dem stimmte auch der Dachauer FDP-Kreischef Frank Sommerfeld zu: „Susanne erfüllt alle Kriterien“, die man sich von einer Bewerberin wünschen könne. Sommerfeld wurde von der Versammlung auch als Listenkandidat nominiert.
Erste Wahlkampfunterstützung kam auch aus Niederbayern. Die Landshuter FDP-Politikerin Nicole Bauer macht den Liberalen Mut. Die Ingenieurin ist seit 2017 Bundestagsabgeordnete. In der vergangenen Zeit hätten etliche Mitglieder mit der Partei gefremdelt, sagt sie: „Doch Ihr wart immer in der richtigen Partei!“ Die FDP werde auch künftig für liberale Themen streiten. Und im Wahlkampf komme es darauf an, die wirtschaftlichen Interessen und Sorgen der Bürgerinnen und Bürger ernst zu nehmen. Darin trifft sie sich mit Susanne Seehofer.