Süddeutsche Zeitung

Fürstenfeldbruck/Dachau:Ein ÖDP-Mann für Berlin

Stefan Plate aus Puchheim wird für die Bundestagswahl aufgestellt

Von Sophie Kobel, Fürstenfeldbruck/Dachau

Wer Stefan Plate (ÖDP) nach seinem politischen Schwerpunkt fragt, sollte Zeit mitbringen. Denn der 51 Jahre alte Puchheimer brennt für sein Lieblingsthema, die Verkehrswende. Auch deswegen wurde er am Montagabend bei der Mitgliederversammlung der Ökologisch Demokratischen Partei einstimmig zum Direktkandidaten für die Bundestagswahl im Wahlkreis 215 gewählt. Dieser umfasst die Landkreise Dachau und Fürstenfeldbruck ohne Germering.

Von Plate werden in Zukunft daher auch die Dachauer regelmäßig hören. Dabei ist der Wirtschaftsinformatiker und IT-Fachmann erst seit September Mitglied bei der ÖDP. Noch im Frühjahr 2020 betonte er, bewusst parteilos sein zu wollen. "Ich dachte früher immer, als Berater muss ich neutral sein, dann hört mir jeder zu", erzählt Plate. Irgendwann habe er aber gemerkt, dass er als Parteifreier nicht in Arbeiterkreise auf Bundesebene aufgenommen werde. Durch seine Erfahrung als Berater bei der SPD, den Grünen und der ÖDP fiel ihm die Wahl am Ende nicht schwer: "Meine Ansichten stimmen mit denen der ÖPD sehr überein, und auch das interne Arbeitsklima habe ich hier nicht als so durchwachsen wahrgenommen, wie es bei größeren Parteien der Fall war".

Im Festsaal des Hotels Groß in Bergkirchen wurde der ÖDP-Politiker offiziell als Direktkandidat aufgestellt. Nur 14, also in etwa ein Zehntel der Mitglieder, waren aufgrund der Corona-Beschränkungen anwesend. Das Landratsamt hatte eine Sondergenehmigung erteilt, weil Direktkandidaten rechtssicher nur in einer Präsenzversammlung gewählt werden könnten, wie der Dachauer ÖDP-Kreisvorsitzende Adrian Heim erläutert. Dass nun ein Mitglied des Kreisverbands Fürstenfeldbruck ins Rennen geschickt wird, störe ihn nicht. Die zusätzliche und noch recht junge Listenkandidatin Stephanie Sichelschmidt komme ja "aus unseren Reihen". Heim selbst war bereits drei Mal als Direktkandidat für die ÖDP bei Bundestagswahlen angetreten. Dass die Chancen, es als ÖDP-Kandidat in den Bundestag zu schaffen, damals und heute sehr gering sind, weiß er. Man wisse aber nie, vielleicht klappe es ja doch mal mit der Fünf-Prozent-Hürde.

Große Hoffnungen ruhen nun auf Stefan Plate. Hei ist sich sicher, dass er eine Verstärkung für die Partei ist. Zumal er bereits viele Pläne für die Stadt München und die Landkreise Fürstenfeldbruck und Dachau parat hat: Mit Hilfe von Senioren-Rikschas will er die Mobilitätslücke von Senioren schließen. Durch das Konzept der bewegten Quartiere will er Mobilität und Wohnen vereinen. Hierbei könnten sich Hausgemeinschaften die Kosten für gemeinsame E-Autos und Lastenräder teilen, um so CO₂ einzusparen. Zudem will er den Ausbau der Radwege in den Landkreisen voranbringen und Recyclingstationen fördern. Bei seinem ersten virtuellen Treffen mit der ÖDP Dachau wird Plate den Kollegen vorrechnen, in welcher Höhe Dachau Strafzahlungen in Form von niedrigeren Fördergeldern oder erhöhten Steuern an die Bundesregierung abgeben muss, wenn sie die Ziele des Pariser Klimaabkommens nicht einhalten können. Er ist sich sicher: "Die Verkehrswende ist in den Landkreisen ein Fremdwort". Und er will helfen, das zu ändern.

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SZ vom 13.01.2021
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