Die Brucker CSU hat scharfe Kritik an ihrem ehemaligen Spitzenvertreter Hans Schilling formuliert, der Mitte Mai aus Partei und Stadtratsfraktion ausgetreten ist. In einer ausführlichen Stellungnahme weist die CSU dessen Begründung zurück und erhebt ihrerseits Vorwürfe. Schilling hatte seinen Wechsel zu den Freien Wählern damit begründet, dass die CSU trotz der verlorenen Oberbürgermeisterwahl nicht zu einem Neuanfang bereit sei, insbesondere der gescheiterte Kandidat Andreas Lohde. Unmittelbarer Anlass für Schilling war der Umstand, dass die CSU-Stadtratsfraktion ihn nicht zum Planungsreferenten nominiert hatte.
Vor der Diskussion um den Planungsreferenten in der Fraktionssitzung vom 15. Mai habe Hans Schilling selbst Lohde in der turnusmäßigen Wahl zum Fraktionsvorsitzenden "mit vorgeschlagen und auch gewählt", heißt es in der Stellungnahme, die Fraktion und Ortsvorstand unterzeichnet haben. Bei diesem Tagesordnungspunkt seien demnach "die Zerwürfnisse und seine Kritik also noch nicht so tief" gewesen zu sein, als dass Schilling seinen Austritt aus der Partei erklärt hätte. Zudem sei die angekündigte Wahl des Fraktionsvorstandes der Grund dafür gewesen, dass die Fraktion fast vollzählig erschienen war - und nicht - wie von Schilling suggeriert würde, die Entscheidung über den Planungsreferenten.
In der Abstimmung habe Schilling eine klare 3:7 Niederlage hinnehmen müssen. "Wer mit einem klaren demokratischen Ergebnis nicht umgehen kann und von einer fingierten Wahl spricht, weil sie nicht zu seinen Gunsten ausgefallen ist, dem geht es augenscheinlich nicht um die gemeinsame inhaltliche Arbeit", heißt es in der Stellungnahme weiter.
Nähe zu Bauträgern
Dass die CSU-Mehrheit Schilling nicht mehr auf diesem Posten sehen wollte, hängt anscheinend mit Vorwürfen zusammen, dieser sei mit Bauträgern zu eng verbunden. "Der Mehrheitsbeschluss der Fraktion wollte und will die politische Arbeit der CSU nicht durch die Kritik beschädigt wissen, der Planungsreferent habe eine besondere Nähe zu herausragenden Bauträgern der Region. Dieser Umstand ändert sich auch durch den Ruhestand nicht", heißt es in der Stellungnahme.
Obendrein spricht die CSU ihrem langjährigen Spitzenvertreter das nötige politische Fingerspitzengefühl ab. Voraussetzung für "zukunftsfähiges Planen" setze "eine diskussions- und kompromissbereite Haltung voraus". Diese sehe die Fraktion mit Blick auf innovative Bau- und Wohnformen als "nicht mehr gegeben - ungeachtet seines fachlichen Wissens und Könnens". Bei "aller Hochachtung vor dessen Erfahrung in der Fertigung von Wohn- und Geschäftsgebäuden" erinnern Vorstand und Fraktion daran, dass im Stadtrat schon Verwaltungsbeamte, Lehrer und zuletzt Biologen das Amt des Planungsreferenten wahrgenommen hätten, weil das Amt "nicht zuerst Kenntnisse im praktischen Bauen, sondern vielmehr Ideen und Vorstellungen in Planung und Entwicklung von Quartieren und Stadtteilen erfordert".
Die CSU weist auch die Darstellung Schillings zurück, die Wahl des bisherigen Schatzmeisters Ulrich Joachim Müller zum neuen Ortsvorsitzenden der Partei bedeute eine Niederlage für Lohde, denn dieser habe überhaupt nicht kandidiert.