Fürstenfeldbruck:CSU-Basis muckt gegen Merkel auf

Bei einer Parteiveranstaltung in Fürstenfeldbruck wird deutliche Kritik am Kurs der Kanzlerin in der Euro-Krise laut.

Karl-Wilhelm Götte

Der Fürstenfeldbrucker Oberbürgermeister Sepp Kellerer sieht aufgrund der Euro-Krise "Riesenprobleme" auf die Kommunen zukommen. "Eisstadion und neues Sportzentrum sind so weit weg, dass wir das nicht mehr in den Mund nehmen", sagte der CSU-Politiker am Freitagabend bei einer Veranstaltung seiner Partei zur Zukunft des Euro. Überhaupt hat die CSU-Basis in Fürstenfeldbruck große Mühe, der Politik von Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Euro-Krise zu folgen.

Die CSU-Landesgruppenchefin im Bundestag, Gerda Hasselfeldt, wies die Kritik zurück und sprach sich für die Rettung Griechenlands aus. Bedingung: Die Griechen setzen die strengen Auflagen um.

Haben wir mutige Politiker, die uns die Wahrheit sagen?", begann Klaus Trnka, Beisitzer im CSU-Ortsvorstand, im vollen Saal der Gaststätte auf der Lände seine Kritik an der Informationspolitik von Kanzlerin Merkel. "Sie teilt uns nur scheibchenweise mit, was Sache ist und sagt damit die Unwahrheit", beklagte er sich über Merkel und spitzte seinen Unmut noch mit den Fragen zu: "Wann hört sie auf, uns klein zu halten? Ist Griechenland nun pleite oder nicht?"

Walter Müller, Chef der VR-Bank Fürstenfeldbruck, stellte sich an die Seite von Trnka. Für ihn war klar: "Wenn die mutigen Politiker aus der CDU/CSU kommen, werden sie nächstes Mal abgewählt. Dann fällt Merkel um zehn bis 15 Prozent." Hasselfeldt ergriff jedoch sofort Partei für die Kanzlerin. "Jedes Wort von der Kanzlerin hat ökonomisch weitreichende Konsequenzen", argumentierte sie und fragte Trnka zurück: "Wo hat sie die Unwahrheit gesagt?" Kanzlerin Merkel handelt in der Euro-Krise nach Auffassung von Hasselfeldt sehr umsichtig.

Ein Bankrott Griechenlands darf kein Tabu sein", positionierte sich Müller. "Das muss die EU verkraften können." Auch müssten die Kreditgeber in Kauf nehmen, dass ihr Geld dann verloren sein kann. CSU-Stadtrat Klaus-Peter Ernst widersprach Müller entschieden und erinnerte an die Staatspleite Argentiniens im Jahre 1999, die eine Verarmung von 30 Prozent der Bevölkerung und eine Auswanderung vor allem von Fachkräften zur Folge gehabt habe. "Damals musste die Brucker VR-Bank übrigens argentinische Staatsanleihen in Höhe von drei Millionen D-Mark abschreiben", konnte sich Ernst einen Seitenhieb nicht verkneifen.

Doch auch Hasselfeldt schien nicht daran zu glauben, dass Griechenland trotz Schuldenschnitts aus der Misere jemals wieder herauskommt. "Die wirtschaftlichen Strukturen passen dort nicht", sagte die Wahlkreisabgeordnete. Sie schob die Schuld auch der einstigen Schröder-Regierung zu und nannte es einen "Sündenfall", dass Deutschland unter Rot-Grün im Europäischen Rat für die Aufnahme Griechenlands in den Euro-Verbund gestimmt hat.

Hasselfeldt hob aber auch hervor, dass Deutschland als Exportland vom Euro "am allermeisten profitiert". "Ein Drittel des Wachstums bei uns ist auf den Euro zurückzuführen", sagte sie. Besonders Bayern profitiere vom Euro.

Vor einer Rückkehr zur D-Mark warnte auch Bankmanager Müller entschieden: "Der Rest-Euro würde abstürzen und eine stark aufgewertete D-Mark würde deutsche Exporte enorm verteuern." Deutsche Autos würden sich in Italien und Spanien im Preis verdoppeln, so Müller, Produktion und Arbeitsplätze in diese Länder verlagert. Als Negativbeispiel nannte der Bankchef den stark aufgewerteten Schweizer Franken, der dem Nachbarland im Fremdenverkehr große Sorgen bereite.

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