Fürstenfeldbruck:Fast alle Corona-Maßnahmen fallen weg

Fürstenfeldbruck: Teststäbchen im Corona-Testzentrum in der Kerschensteinerstraße 147 in Germering.

Teststäbchen im Corona-Testzentrum in der Kerschensteinerstraße 147 in Germering.

(Foto: Leonhard Simon)

Drei Jahre nach dem ersten Lockdown gilt lediglich noch eine Maskenpflicht in Praxen, Krankenhäusern und Altenheimen.

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Im Gesundheitsamt arbeitet immer noch ein Corona-Team aus 60 Leuten überwiegend in Teilzeit und im Homeoffice. In Olching ist die letzte private Teststation im Landkreis aktiv. Bis 7. April gilt noch die Pflicht zum Tragen einer FFP-2-Maske beim Besuch von Krankhäusern, Pflegeheimen oder Ärzten nach dem Bundesinfektionsschutzgesetz. Ansonsten sind alle Maßnahmen gegen die Pandemie aufgehoben worden, drei Jahre nachdem der erste Corona-Lockdown in Bayern am Montag nach der Kommunalwahl vom 15. März 2020 begann.

Darüber hinaus empfiehlt Lorenz Weigl, der Leiter des Gesundheitsamtes, einige freiwillige Maßnahmen. Wer Symptome verspürt, sollte sich testen lassen, wer mit Corona infiziert ist, sollte außerhalb der eigenen vier Wände in den nächsten fünf Tagen eine Maske tragen und Abstände halten, rät Weigl. Wer an Corona erkrankt, sollte zuhause bleiben, sich auskurieren und sich als Lohnabhängiger vom Arzt krankschreiben lassen, wegen der Lohnfortzahlung. Weigl hält es auch für durchaus sinnvoll, wenn Menschen, die sich als vulnerabel betrachten oder Schnupfen oder Husten haben, weiterhin in Zügen eine Maske tragen, "für sich und die anderen".

Fürstenfeldbruck: Häufiger Gesprächspartner in der Corona-Zeit: Lorenz Weigl, Leiter des Gesundheitsamts Fürstenfeldbruck.

Häufiger Gesprächspartner in der Corona-Zeit: Lorenz Weigl, Leiter des Gesundheitsamts Fürstenfeldbruck.

(Foto: Günther Reger)

Die staatlichen und privaten Test- und Impfzentren sind inzwischen alle geschlossen, bis auf die Einrichtung von Nicole Grasser in Olching. Ihr Team übernimmt Schnell- und PCR-Tests, Antigenkörpertests und Impfungen. Die Nachfrage nach Tests sei schlagartig gefallen, als diese nicht mehr umsonst waren. "Aber Bedarf ist immer noch vorhanden", sagt sie.

Testen lassen sich Menschen, die zum Arzt müssen oder eine Operation vor sich haben, Männer, die ihre schwangere Partnerin zum Ultraschall begleiten, und Reisende. Für China sei zum Beispiel ein negativer PCR-Test erforderlich, andere Staaten verlangen eine Impfung vor der Einreise. Grasser berichtet von einem Mann, dessen Schwiegermutter in einem Altenheim in Tokio auf Besuch wartete, sowie von einem "Notfall", einer Beerdigung in Japan. Insgesamt würden sich wieder mehr Menschen impfen lassen, als vor einiger Zeit.

60 Impfungen im Monat

Im Moment verzeichnet Grasser im Durchschnitt bis zu 60 Kunden im Monat, die sich impfen lassen, dazu kommen täglich etwa 15 Schnelltests und fünf PCR-Tests plus Spezialaufträge: In Fürstenfeldbruck testete ihr Team an die 100 Gäste vor dem Besuch einer privaten Veranstaltung. Weil immer wieder Menschen positiv getestet werden, hält Grasser die offizielle Inzidenz für irreführend. "Die Dunkelziffer dürfte höher liegen." Sie beschäftigt derzeit zehn Mitarbeiter, die auch Impfungen für Reisen oder Grippetests vornehmen. Grasser will den Betrieb noch im März und April aufrechterhalten.

Fürstenfeldbruck: Zeit der Oberarme: Eine Person erhält eine Impfung gegen das Coronavirus.

Zeit der Oberarme: Eine Person erhält eine Impfung gegen das Coronavirus.

(Foto: Leonhard Simon)

Die Mitarbeiter des Corona-Teams im Gesundheitsamt beraten am Telefon positiv getestete Menschen, die von Ärzten, Kliniken oder Teststationen wie in Olching gemeldet werden. Es handelt sich um 15 bis 20 Fälle pro Tag, sagt Weigl. Außerdem vervollständigen sie die Daten von etwa 15 000 Corona-Fällen zu statistischen Zwecken für das Robert-Koch-Institut. Da geht es um Fragen wie Impfungen, Krankenhausaufenthalten, mehrfacher Infizierung und Erkrankung oder Vorerkrankungen.

Das Gesundheitsamt in Fürstenfeldbruck selbst hat keinen Überblick über die Zahl der Long-Covid-Patienten oder der Impfschäden. Letztere werden dem Paul-Ehrlich-Institut, dem Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel, gemeldet sowie dem bayerischen Zentrum für Familie und Soziales, das etwa die Frage der Anerkennung klärt.

Altenheime erhalten Schnelltests

Eine weitere Aufgabe des Corona-Teams ist logistischer Natur. Die Schnelltests, die in Schulen oder Testzentren übrig geblieben und noch nicht abgelaufen sind, werden gesammelt und an Alten- und Pflegeheime weiter verteilt, erzählt der Leiter des Gesundheitsamtes. Insgesamt geht es um rund 50 000 Stück. Bis Ende Juni sollen diese Aufgaben erledigt sein, bis dahin müssen die Stellen des Corona-Teams abgebaut werden.

Die Inzidenz im Landkreis Fürstenfeldbruck liegt derzeit bei 38,64 - die Dunkelziffer dürfte höher sein. Insgesamt sind im Landkreis 272 Menschen an der Krankheit gestorben. Die erste Inzidenzzahl des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit für den Landkreis Fürstenfeldbruck, die das Landratsamt archiviert hat, stammt vom 2. April 2020 und betrug damals 92,56.

Fürstenfeldbruck: Blick ins Corona-Testzentrum in Germering am letzten Betriebstag.

Blick ins Corona-Testzentrum in Germering am letzten Betriebstag.

(Foto: Leonhard Simon)
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