Süddeutsche Zeitung

Fürstenfeldbruck/Chicago:Lebensmittel an der Börse

Auch mit Getreide und anderen Lebensmitteln wird spekuliert

Von Ingrid Hügenell, Fürstenfeldbruck/Chicago

Für den Preis, den ein Landwirt für sein Getreide erhält, ist nicht nur die Qualität ausschlaggebend - ob es sich um Getreide handelt, mit dem man Bier brauen kann oder eines, das eher zum Backen verwendet wird oder vielleicht nur als Tierfutter taugt. Natürlich sind auch Angebot und Nachfrage maßgeblich. Und das weltweit. In der globalisierten Welt werden auch Getreide und andere landwirtschaftliche Erzeugnisse an der Börse gehandelt, am Chicago Board of Trade und an der Pariser Motif vor allem. Seit Januar ist der Preis für Weizen stetig gefallen, nachdem es voriges Jahr wegen der Dürre in Westeuropa einen Hype gab.

Wenn die Ernte die Deutschland schlecht ausfällt, steigen die Preise für die hiesigen Erzeuger nicht unbedingt, denn gehandelt und spekuliert wird weltweit. Institutionelle Anleger wie Fonds kaufen an den Terminbörsen für Millionensummen. "Die lassen sich von Stimmungen leiten", weiß Gregor Grill. "Der Handelsstreit der USA mit China, die Schweinepest und der Energiepreis, alles schlägt bis auf die Agrarproduktion durch." Wegen der niedrigen Frachtkosten ist zudem auch der Transport über weite Strecken lukrativ. So hängen die Erlöse der Landwirte eben auch davon ab, wie die Ernten in Russland und den USA ausfallen, den größten Getreideexporteuren der Welt, und wie viel anderswo gebraucht wird. Gregor Grill verfolgt die Preisentwicklung an den Börsen genau und versucht, sein Getreide zum richtigen Zeitpunkt möglichst günstig zu verkaufen. "Ich würde niemals alles auf einen Punkt setzen", erklärt er.

Vielmehr vermarkte er zu drei Zeiten seine Produkte und hoffe dabei auf einen guten Preis.

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Quelle:
SZ vom 17.08.2019
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