Fürstenfeldbruck:Calabrò widerspricht Pötzsch

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Claudia Calabrò rückte 2014 in den Stadtrat nach. Mirko Pötzsch ist Beisitzer im Ortsvorstand. (Foto: Privat/Carmen Voxbrunner)

Stadträtin tritt aus anderen Gründen nicht mehr zur Wahl an als vom Ortsvereinsvorstand angegeben

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Claudia Calabrò, tritt nicht mehr zur Kommunalwahl 2020 an. Soviel ist klar, denn die 32 Jahre alte Gymnasiallehrerin findet sich nicht mehr auf der jüngst vom Ortsverein publizierten Liste. Über die Gründe des Verzichts aber gibt es zwei Versionen: Calabrò widerspricht nachdrücklich jener ihres Stadtratskollegen Mirko Pötzsch. Sie macht klar, dass es nicht "private Gründe" waren, sondern dass sie sich aus dem Gremium zurückziehen will, weil sie stocksauer auf Oberbürgermeister Erich Raff ist und auch mit dem eigenen SPD-Ortsverein hadert.

"Mit fremden Lorbeeren geschmückt"

Pötzsch hatte Mitte Oktober im Auftrag des Ortsvereins die Ergebnisse der Nominierung mitgeteilt. Die Versammlung der SPD war nicht öffentlich gewesen. Von der SZ nach den Gründen gefragt, warum mit Claudia Calabrò und Gabriele Fröhlich zwei aktuelle Stadträtinnen nicht mehr antreten, nannte Pötzsch "private Gründe". Gabriele Fröhlich bestätigte das auch. Calabrò wiederum dementiert. Sie verzichte nicht "aus privaten" Gründen auf eine erneute Kandidatur, sondern vor allem deshalb, "weil ich eine Zusammenarbeit mit dem amtierenden OB für unmöglich und destruktiv halte". Sie verweist exemplarisch auf die jüngsten Entwicklungen im Bereich Fairtrade-Town. Dass Oberbürgermeister Erich Raff selbst gegen den Antrag zur Aufstellung von Fairtrade-Schildern an den Ortseingängen gestimmt habe und sich dann beim Aufstellen eines Schildes habe fotografieren lassen, zeige ihr, "dass der OB sich gerne mit fremden Lorbeeren schmückt, aber nur dann, wenn es pressewirksam ist". Hinzu komme, dass ihn die Auflösung der Fair-Trade-Steuerungsgruppe noch nicht einmal dazu bewegt habe, den ehrenamtlichen Mitgliedern für ihr Engagement zu danken. "Und nun, da es um die Titelerneuerung geht, hat sich aus dem Nichts plötzlich eine verwaltungsinterne Steuerungsgruppe gebildet. Diese Art zu arbeiten, ist nicht nur hoch unprofessionell, sondern auch noch ein Schlag ins Gesicht für diejenigen, die sich diesem Thema wirklich annehmen wollten."

Vor zwei Jahren aus der SPD ausgetreten

Claudia Calabrò kreidet dem CSU-Politiker, der sich 2017 in der Stichwahl gegen BBV- und Grünen-Kandidat Martin Runge durchgesetzt hatte, eine "wirklich schlechte Sitzungsleitung" an. Das sei "ein richtiger Graus geworden", für sie sei in diesem Umfeld kein konstruktives Arbeiten mehr möglich, "weil man eigentlich nur darauf wartet, dass Herr Raff mal wieder Frau Zierl, Herrn Schwarz oder sonstige für ihn unbequeme Stadträte angreift, weil er sich persönlich angegriffen sieht".

Aber auch der eigene Ortsverein kommt nicht sehr gut weg. Bei den Sozialdemokraten fühle sie sich nicht mehr zu Hause. Der Austritt aus der Partei vor zwei Jahren sei zwar als Reaktion auf die Politik auf Bundes- und Landesebene erfolgt, "aber über die Jahre hat sich auch der Ortsverein und seine Spitze sehr verändert". An der Spitze des Ortsvereins stehen Ludwig Sinzinger und seine beiden Stellvertreter Piero Farid Zingariello und Martin Haisch. Sinzinger und Haisch kandidieren im März für den Stadtrat.

Trotz der Dissonanzen wünscht die Referentin für Horte, Schulen und Erwachsenenbildung ihren ehemaligen Genossen viel Erfolg und hofft darauf, dass der Ortsverein wirklich ernst macht mit der angekündigten Verjüngung.

© SZ vom 22.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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