Fürstenfeldbruck:Bundeswehr steht zu Umzug

Fürstenfeldbruck: Drei Alpha-Jets des Jagdbombergeschwaders 49 überfliegen 1980 das "Blaue Palais" der Offizierschule.

Drei Alpha-Jets des Jagdbombergeschwaders 49 überfliegen 1980 das "Blaue Palais" der Offizierschule.

(Foto: Lehrsammlung der Luftwaffe)

Die Offizierschule der Luftwaffe soll bis 2020 aufgegeben werden, auch wenn die Neubauten in Roth viele Millionen Euro mehr kosten als eine Sanierung der Gebäude in Fürstenfeldbruck

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Der Umzug der Offizierschule nach Mittelfranken dürfte zwar deutlich teurer sein als eine Sanierung des Gebäudekomplexes auf dem Fliegerhorst. Die Bundeswehr hält aber an der für 2020 geplanten Verlegung auf die Otto-Lilienthal-Kaserne in Roth bei Nürnberg fest und begründet dies unter anderem damit, dass ein optimierter Neubau inmitten weiterer Einrichtungen an anderer Stelle funktionaler und damit langfristig wohl auch günstiger ist. Das geht aus der Antwort des Verteidigungsministeriums auf eine Anfrage der SZ hervor. Die Germeringer Grünen-Bundestagsabgeordnete Beate Walter-Rosenheimer hatte zuvor eine fast wortgleiche Auskunft erhalten.

Die Bundeswehr halte unverändert an der Aufgabe des kompletten Standortes fest, so eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums. Die Verlegung der Offizierschule der Luftwaffe (OSLw) sei "nach Vorliegen der infrastrukturellen Voraussetzungen am Standort Roth voraussichtlich 2020 geplant". Die ersten Arbeiten auf dem Gelände, auf dem allerdings auch noch Flüchtlinge untergebracht sind, hätten planmäßig begonnen, um dort Lehrsaalgebäude, Unterkünfte sowie Sport- und Ausbildungsstätten zu errichten. Der Stationierungsentscheidung liege "eine ganzheitliche Betrachtung von Kosten, Attraktivität und Präsenz in der Fläche zu Grunde". Damit spielt die Sprecherin auf die kursierenden Vergleichszahlen an. So hatte eine Erhebung aus dem Jahr 2009 die Sanierungskosten für die OSLw auf 65 bis 95 Millionen Euro beziffert. Für die Neubauten in Roth, die auch Platz bieten für weitere Dienststellen, hat die Bundeswehr 195 Millionen Euro bereitgestellt. Die Diskrepanz hatte den Bund der Steuerzahler auf den Plan gerufen und auch Walter-Rosenheimer dazu bewogen, beim Verteidigungsministerium anzufragen. Dem Verdacht, hier werde sehr großzügig Steuergeld verwendet, widerspricht Markus Grübel, parlamentarischer Staatssekretär im Verteidigungsministerium, in seinem Antwortschreiben. So könne der geplante Campusbereich, der "Zeit- und Kostensicherheit" biete, passgenau auf die aktuellen Bedürfnisse zugeschnitten werden. Durch einen Neubau kann auf eine teure und schwierig zu organisierende Übergangsunterbringung während der nötigen Sanierung in Bruck verzichtet werden. Würde die bundesweit einzige Schule für angehende Luftwaffenoffiziere hingegen in Bruck bleiben, dann wäre die Infrastruktur auf einem ansonsten von der Bundeswehr verlassenen Fliegerhorst nicht mehr ausgelastet. Zudem sieht die Bundeswehr in Auflagen des Denkmalschutzes einen Unsicherheitsfaktor bei einer möglichen Sanierung, obwohl das Landesamt für Denkmalschutz bislang noch gar keine Entscheidung über die Schutzwürdigkeit des 1977 fertiggestellten Gebäudes getroffen hat.

Beate Walter-Rosenheimer räumt ein, dass "eine Auflösung von Standorten und Dienststellen der Bundeswehr im Rahmen größerer Umstrukturierungen sinnvoll sein kann". Mögliche Einsparungen müssten aber mit konkreten Zahlen belegt werden. Und da lässt es die Bundeswehr nach Überzeugung der Abgeordneten an Transparenz missen. Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen könne entsprechende Synergie- und Einspareffekte gar nicht beziffern. "Wer gar nicht weiß, wie viel durch den Umzug eingespart wird, kann schlecht argumentieren, dass die Verlegung vor allem wirtschaftlich sinnvoll ist", so Walter-Rosenheimer, die ein Gerücht anspricht, das sich trotz der Bundeswehr-Dementis hartnäckig hält: Dass nämlich der einstige Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium und heutige Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt seinem Heimatwahlkreis auf Kosten Fürstenfeldbrucks ein Wahlkampf-Geschenk gemacht hat. Der CSU-Politiker solle nun "glaubhaft darlegen, dass die Entscheidung zur Verlegung der Offizierschule ins mittelfränkische Roth im Jahr 2011 tatsächlich nur aus wirtschaftlichen und funktionalen Gründen getroffen wurde".

Roth zählt offenbar ebenfalls zu den großen Verlierern der Bundeswehrreform und war zeitweise von der Schließung bedroht. Der Hilpoltsteiner Kurier zitierte den Standortältesten Michael Mittelberg. Dieser hatte 2011 angekündigt, von 1200 Dienststellen würden nur etwa 550 am Standort bleiben. Aufgelöst werden sollen dort neben dem Kampfhubschrauberregiment alle Einheiten außer der Sanitätsstaffel, zum Ausgleich kommen Feldjäger und eben die Offizierschule, die 400 Dienstposten und jährlich bis zu 4000 Lehrgangsteilnehmer bringen soll.

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