Fürstenfeldbruck:Buari, Büre, Boier

Hans Dobner

Hans Doblers Thesen, die er im Veranstaltungsforum Fürstenfeld vorstellt, fußen auf seinen Nachforschungen im etymologischen Wörterbuch.

(Foto: Günther Reger)

Heimatforscher Hans Dobner über die Herkunft der Bayern

Von Manfred Amann, Fürstenfeldbruck

"Nix gwiss woaß ma ned" sagt der Bayer, wenn Entwicklungen oder Ereignisse nicht hinreichend zu belegen sind. Die etwas resignativ anmutende Feststellung gilt seit jeher, wenn es darum geht, zu erklären, wer unsere frühesten Vorfahren waren und wie unser Bayernland einst zu seinem Namen gekommen ist. Und daran wird sich auch nach dem Vortrag von Hans Dobner zum Thema "Woher die Baiern wirklich kamen und wie sie ihren Namen erhielten" nichts ändern, auch wenn die Darstellungen des Mammendorfer Heimatkundlers von etlichen Zuhörern als "logisch gefolgert" oder als "schlüssige Sichtweise" akzeptiert wurden.

Dobner, der sich eigenen Worten nach als langjähriger Ortspolitiker und besonders seit den Forschungen für das Heimatbuch von Mammendorf, das anlässlich der 1250-Jahrfeier 2008 herausgegeben wurde, mit der Geschichte Bayerns auseinandersetzt, ist der Ansicht, dass der "Urname" für Bayern in der Zeit der Völkerwanderung von den Sueben (Schwaben) geprägt wurde, die das östlich angrenzende Gebiet schlicht als Land der Nachbarn oder ähnlich bezeichneten. Den Beleg für seine Theorie fand Dobner im etymologischen Wörterbuch, das die Herkunft von Namen erklärt. Unter dem Stichwort Bauer sei er stutzig geworden, erklärte er vor etwa 150 Besuchern, die der Einladung des Historischen Vereins für Fürstenfeldbruck und den Landkreis ins Veranstaltungsforum Fürstenfeld gefolgt waren.

Wortwandlungen von Bauer wie "büre" oder das althochdeutsche "buari", was damals Nachbar oder Dorfbewohner bedeutet habe, hätten große Ähnlichkeit mit den ersten Bezeichnungen des frühen Bayernvolkes wie zum Beispiel "Boari" oder "Boier" Daraus seien dann die Bajuwaren und später die Baiern geworden. (Bayern mit "y" wurde erst von dem griechenfreundlichen König Ludwig I. eingeführt). Lange Zeit waren Historiker davon ausgegangen, dass die Baiern Nachfahren des Volksstammes der Boier oder der Markomannen "Männer aus Böhmen" waren. Die neuere Forschung geht jedoch davon aus, dass nach dem Abzug der Römer germanische Stämme in das Machtvakuum zwischen Alpen und Donau einsickerten und sich darunter auch der Stamm befand, aus dessen Namen schließlich die "Baiovarii" wurden. Dass sich damals nach und nach verschiedene Germanengruppen ansiedelten, glaubt auch Dobner, nicht aber, dass ganze Stämme zugezogen sind, die neue Siedlungen gründeten. Es sei daher unwahrscheinlich, dass eine Stammesbezeichnung namensgebend gewesen sei. Unterstützt werde seine Theorie auch von den ersten schriftlichen Nennungen in der Gotengeschichte des Jordanes (551) und bei Venatius Fortunatus etwas später, erklärte Dobner. Der römisch-gotische Geschichtsschreiber und der römische Dichter hätten übereinstimmend darüber berichtet, dass östlich der Sueben beziehungsweise östlich des Lechs das Land "Baiuvaria" liege. Aufhorchen ließ auch die Annahme des Redners, dass die Herkunft der Ortsnamen wie Hattenhofen, aktuell von "Dorf des Hatto" abgeleitet, nicht stimmig sein dürfte, weil bei deren Entstehung personenbezogene Bezeichnungen nicht üblich waren. Auch Mammendorf historisch als "Ort des Mamin" zu erklären, sei fraglich. Da es auch bei Magdeburg einen Ort Mammendorf gebe und an der Ostseeküste auch ein Volksstamm namens "Mammen" existiert habe, sei anzunehmen, dass dieser in der Völkerwanderungszeit zugezogen sei und den Ortsnamen mitgebracht habe.

Dass aufgrund von Dobners Forschungsergebnissen womöglich die bayerische Frühgeschichte umgeschrieben werden müsse, wie die Vorsitzende des Historischen Vereins, Ulrike Bergheim, anklingen ließ, ist eher unwahrscheinlich, denn Dobner hat Historiker mit seiner Sichtweise bislang noch nicht konfrontiert. "Ich wollte heute mal den Stein ins Wasser werfen, um zu sehen wie hoch die Wellen schlagen" sagte er. Recht hoch schlugen sie nicht, auch wenn ein Zuhörer sich sehr kritisch äußerte. Für Kreisheimatpfleger Toni Drexler weist die Darstellung noch etliche Ungereimtheiten auf und der Grafrather Heimatkundler und Rasso-Forscher Ernst Meßmer sprach von einem interessanten Ansatz, der aber einer intensiven Überprüfung bedürfe.

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