Fürstenfeldbruck:Brucker Tafel wird 15 Jahre alt

Brucker Tafel

Freude über das Jubiläum: Lidija Bartels, Christa Rath, Dorothee von Bary, Johanna Neumaier (v. links).

(Foto: Günther Reger)

Helfer und Organisatoren feiern im Pfarrzentrum St. Bernhard

Von Julia Kiemer, Fürstenfeldbruck

Es ist das "Baby" der Bürgerstiftung für den Landkreis Fürstenfeldbruck. Die Fürstenfeldbrucker Tafel ist das erste große Projekt der im Jahr 2000 noch ganz neuen Bürgerstiftung. Heuer feiert die Brucker Tafel ihr Jubiläum zum 15-jährigen Bestehen. Am Donnerstag wird das im Rahmen eines kleinen Festakts mit Sektempfang, Buffet und kleiner Ausstellung über die vergangenen fünfzehn Jahre im Pfarrzentrum der Pfarrei Sankt Bernhard gefeiert. Eingefunden haben sich dort neben den Stiftungsräten der Bürgerstiftung auch alle, "die der Tafel den Betrieb ermöglichen", wie Helmuth Stolle, Vorstandsmitglied der Bürgerstiftung, es erklärt. Dorothee von Bary, die Vorsitzende der Stiftung, freut es besonders, dass auch Mitglieder der Stadtverwaltung den Weg zum Pfarrzentrum gefunden haben. Das zeige, wie wichtig es auch der Stadt sei, so von Bary. In ihrer Ansprache hebt sie hervor, dass die Tafelarbeit längst nicht nur das Einsammeln und Ausgeben von Lebensmitteln, sondern beispielsweise auch die Kontaktpflege zu den Geschäften sei.

80 Kilogramm Lebensmittel pro Kopf werden jährlich in Deutschland weggeworfen. Vize-Landrätin Martina Drechsler findet das unerträglich, weil es Menschen gebe, die sich Lebensmittel eben nicht leisten können. Die Brucker Tafel sei in den nunmehr fünfzehn Jahren zu einer festen sozialen Einrichtung geworden, die sowohl menschlich, als auch sozial und ökonomisch wirke. Es sei großartig, dass die Tafel dazu beitrage, dass es Menschen in Not ein bisschen leichter haben. Lidija Bartels, stellvertretende Leiterin, ist stolz auf die professionelle Zusammenarbeit des ganzen Teams der Tafel. "Fast wie ein kleines Unternehmen".

Am 11. Mai 2000 öffnet die Brucker Tafel auf Initiative von Johanna Neumaier das erste Mal ihre Türen. Es sei langsam losgegangen und habe sich dann durch Mund-zu-Mund-Propaganda verbreitet, so Neumaier. "Es war ja noch neu". 20 Leute kommen an diesem besagten 11. Mai, Ende des Jahres sind es bereits 91 Kunden, die jede Woche kommen. Christa Rath, die Leiterin der Tafel, erinnert sich an die ersten Kunden: "Die kamen ganz scheu um die Ecke". Heute gibt die Tafel allein in der Kreisstadt wöchentlich Lebensmittel an 150 Menschen aus, insgesamt sind es etwa 450 Menschen, die man damit ernährt. Der Kundenkreis habe sich verändert, erzählt Neumaier. Es seien weniger Türkinnen geworden, dafür kämen jetzt viele Syrer, aber auch Rentner und einfach Menschen, die Vollzeit arbeiten, aber trotzdem nicht davon leben können. Das sei sehr bedrückend, meint Christa Rath, die seit dem ersten Tag bei der Tafel mithilft. Als sie 1999 durch einen Zeitungsartikel von der Eröffnung der Brucker Tafel erfuhr, war sie sofort begeistert und wollte helfen. Und sie war mit dem Thema vertraut: "Lebensmittel wurden bei uns nicht weggeschmissen". Sie erzählt viele Geschichten, die sie in den fünfzehn Jahren erlebt hat. Viele sind bedrückend, aber es sind auch schöne dabei. Eine Kundin hatte ihr einmal als Zeichen der Dankbarkeit eine Bettdecke gestrickt. "Die liegt heute noch auf meinem Bett", gesteht Rath.

Jeden Mittwochmorgen um 6.30 Uhr macht sich das erste Fahrerteam auf den Weg, um die Lebensmittel bei Rewe, AEZ und Co. einzusammeln. Oskar Münch gehört zu einem der Fahrerteams. Das Bemerkenswerte ist, dass er stolze 81 Jahre alt und damit der älteste Fahrer ist. Durch seine Tochter kam er zur Tafel, ursprünglich sollte er nur aushelfen, da einer der Fahrer krank war. Aber beim Aushelfen ist echt nicht geblieben. "I hob die Zeit ghabt und fahrn hob I a kenna", erzählt er. Die Arbeit habe er gerne gemacht für die Leute, die bedürftig sind. Auch Klaus Brenner fährt mit seinen Freunden regelmäßig zu den Supermärkten. Seit rund vier Jahren hilft er bei der Tafel, "die Tafel war immer das, wo ich helfen wollte". Aber nicht unbedingt bei der Ausgabe, deshalb wurde er Fahrer. Man sieht es Brenner und seinen "Spezln" an, sie haben Spaß bei dem, was sie tun. Es wird gewitzelt und gelacht. Und jeder helfe sich auch gegenseitig oder springe mal ein, so der 67-jährige. Es mache Spaß im Team und es sei natürlich super, wenn man den hilfsbedürftigen Menschen eine Freude bereiten könne. "Willst du ein ganzes Leben glücklich sein, so hilf anderen Menschen", zitiert Tafel-Leiterin Rath einen Teil eines asiatischen Sprichworts. Das Sprichwort stimmt wohl, man sieht es den anwesenden Helfern an.

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