Fürstenfeldbruck:Biomüllsammlung trennt Kreisräte

Biotonne

5000 Tonnen Biomüll werden derzeit aus dem Landkreis in eine Anlage bei Kehlheim transportiert.

(Foto: Günther Reger)

Auch zwei Untersuchungen bringen keine Einigkeit: CSU, Grüne und parteifreie Gruppierungen setzen weiterhin unterschiedliche Akzente, was die Verwertung von Küchenabfällen und Grüngut angeht

Von Andreas Ostermeier, Fürstenfeldbruck

Auch nach der Vorstellung eines Gutachtens und einer wissenschaftlichen Untersuchung bleiben Anhänger und Gegner einer landkreiseigenen Vergärung des Biomülls bei ihren Ansichten. Die CSU-Fraktion lehnt eine Änderung der bisherigen Sammelpraxis ab, auch Landrat Thomas Karmasin (CSU) zeigt sich skeptisch, was eine eigene Anlage angeht. Kreistagsmitglieder der Grünen sowie der parteifreien Gruppierungen plädieren dagegen für eine solche Anlage.

Wegen der unterschiedlichen Ansichten hatte der Kreistag vor Jahresfrist ein Gutachten in Auftrag gegeben. Von dessen Ergebnissen sehen sich Landrat und CSU bestätigt. Die Gutachter von zwei Firmen aus Augsburg betonten mehrmals, dass eine eigene Vergärungsanlage im Landkreis durchaus möglich, durch sie aber eine erhebliche Erhöhung der Müllgebühren zu erwarten sei. 35 Prozent oder mehr der aktuellen Gebühren könnten dies sein, heißt es in dem Gutachten. Dieser Aussage liegt ein Szenario zugrunde, nach dem 70 Prozent aller Haushalte mit einer Biotonne versorgt werden. In diesem Fall könnten zwar 80 Kilogramm Biomüll pro Einwohner und Jahr gesammelt werden, schätzen die Gutachter. Einer Änderung attestieren sie dennoch nur "geringe ökologische Vorteile".

Etwas andere Zahlen legt Ramona Weiß vor. Die Puchheimer CSU-Stadträtin hat Umweltplanung und Ingenieurökologie studiert und sich in ihrer Masterarbeit mit den Bedingungen für eine landkreiseigene Biogasanlage befasst. Im Unterschied zu den Gutachtern aus Augsburg betont Weiß den positiven Effekt einer derartigen Anlage für das Erreichen der Klimaschutzziele, die sich der Landkreis gesteckt hat. Eine eigene Biogasanlage produziere Energie, gewährleiste, dass mehr Bioabfall genutzt wird als momentan, und mache Müllfahrten überflüssig, sagt sie. Momentan werden die Bioabfälle aus dem Landkreis, etwa 5000 Tonnen, zur Vergärung in den Landkreis Kehlheim transportiert. Während die Gutachter bei einer Umstellung des bisherigen Systems mit einer Kostensteigerung von knapp zwei Millionen Euro rechnen, geht Weiß von einer Steigerung zwischen 700 000 und einer Million Euro aus. Den Bau einer eigenen Biogasanlage bezeichnet sie als "zeitgemäßes ökologisches Investment".

Ihren Parteikollegen Dieter Rubenbauer kann Weiß allerdings nicht überzeugen. Der frühere Gröbenzeller Bürgermeister ist Referent des Kreistages für Abfallwirtschaft. Er hält das gegenwärtige Sammelsystem mit Mülltüten für "ökologisch hochwertig" und zudem "kostengünstig". Das Sammelsystem wurde im Jahr 1992 eingeführt. Demnach werden Gartenabfälle und häuslicher Biomüll getrennt eingesammelt. Auf diese Art und Weise erzielt der Landkreis pro Jahr und Einwohner etwa 25 Kilogramm an Bioabfällen. Bayernweit ist das ein geringer Wert. Das bemängeln auch die Kreisräte Michael Schanderl von den Freien Wählern und Jakob Drexler von der UBV. Beide möchten deshalb die Sammelmenge an Bioabfällen steigern und in einer Vergärungsanlage zur Energiegewinnung nutzen.

Gutachter Johann Baumann von der AU Consult gibt allerdings zu bedenken, dass das Einsammeln mithilfe einer Biotonne den Abfall quantitativ und qualitativ verändere. So wüchsen die Mengen im Sommer und Herbst wegen des Grünguts, also geschnittenes Gras, Laub oder kleine Äste, stark an. Diese Abfälle aber eignen sich laut Baumann viel schlechter zur Gewinnung von Biogas als Abfälle aus der Küche. Rubenbauer argumentiert ähnlich. Das Ziel müsste sein, noch mehr hochwertigen Biomüll einzusammeln. Dafür sieht er aber wenig Potenzial. Neben einer Steigerung der Müllgebühren hat die Landkreisverwaltung noch ein anderes Problem. Bislang zahlen Einwohner, die selbst kompostieren, eine niedrigere Müllgebühr. Dieser Bonus müsste verringert oder abgeschafft werden, wenn die bislang kompostierten Abfälle einsammelt werden.

Die Kreisräte wollen sich im Herbst erneut mit dem Thema befassen. Bis dahin soll der Abfallwirtschaftsverband des Landkreises die im Gutachten gemachten Vorschläge für die Biomüllsammlung bewerten und einen Bericht vorlegen. Auch in den Fraktionen wird man sich bis dahin wohl mit den Ergebnissen des Gutachtens und der Masterarbeit befassen.

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