Fürstenfeldbruck:Betten für 600 Flüchtlinge

Der Ausbau der neuen Erstaufnahmeeinrichtung im Fürstenfeldbrucker Fliegerhorst ist abgeschlossen. Selbst im Notfall will die Regierung die volle Kapazität aber nicht ausschöpfen

Von Gerhard Eisenkolb, Fürstenfeldbruck

Die Regierung von Oberbayern hat am vergangenen Dienstag die Ausbauarbeiten in der Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge im Fliegerhorst von Fürstenfeldbruck abgeschlossen. In dem von der Bundeswehrkaserne durch einen Zaun abgegrenzten Gelände der ehemaligen Luftkriegsschule aus den Dreißigerjahren stehen damit nun Betten für maximal 600 Asylbewerber zur Verfügung. Belegt werden diese aber derzeit nur von 310 Personen. Laut Florian Schlämmer, dem Pressesprecher der Regierung von Oberbayern, soll die volle Kapazität der Einrichtung nicht einmal in absoluten Notfällen ganz ausgeschöpft werden. Zu dieser Zusage, die mit Landrat Thomas Karmasin schon vor dem Ausbau vereinbart worden sei, stehe die Regierung, beteuert Schlämmer.

Auch eine weitere Aufstockung der Kapazitäten schließt der Sprecher der Regierung kategorisch aus, obwohl durchaus genug Platz für weitere Betten vorhanden wäre. Eine Einrichtung von der Größe wie in Fürstenfeldbruck lässt sich nämlich noch ganz gut managen. Zudem ist der Standort nur eine Dependance der Bayernkaserne in München. Dort werden die Flüchtlinge registriert und medizinisch untersucht, bevor sie nach drei Tagen nach Fürstenfeldbruck umziehen. Am Mittwoch war in den ehemaligen Brucker Soldatenstuben fast jedes zweite Flüchtlingsbett frei. Die Menschen aus Kriegs- und Krisengebieten werden nach einigen Wochen von der Erstaufnahmeeinrichtung aus für die Zeit der Bearbeitung ihres Asylantrags auf größere und kleinere Unterkünfte verteilt. Sind sie als Asylbewerber anerkannt oder erhalten sie als Flüchtlinge eine Duldung, müssen sie sich eine eigene Wohnung suchen.

Im Fliegerhorst wohnen und schlafen die Flüchtlinge, so wie früher die Soldaten auch, in Vier- oder Achtbettstuben. Da es als unzumutbar gilt, im Zimmer einer fünf- oder sechsköpfigen Familie weitere fremde Menschen einzuquartieren, können nie alle Betten belegt werden. Zudem sollen sich nur solche Einzelpersonen eines der Mehrbettzimmer teilen müssen, die nach ihrer Religionszugehörigkeit, Ethnie und dem Herkunftsland auch zusammenpassen.

"Fürstenfeldbruck ist ein sehr schöner, gut laufender Standort mit engagierten Leuten vor Ort", schwärmt Regierungssprecher Schlämmer. Das jetzt fertig gewordene Quartier in der Fürstenfeldbrucker Kaserne sei sehr wichtig, weil die Regierung hier über eine Reserve verfügt.

Bezogen wurde das Kasernengelände bereits in der Ausbauphase am 2. Oktober. Damals war der Fliegerhorst allerdings noch eine Notunterkunft. Die ersten 180 Ankömmlinge mussten nämlich mit drei großen Sälen des ehemaligen Unteroffizierheims, die als Massenschlafräume dienten, vorlieb nehmen. Inzwischen wurden aus den großen Sälen Aufenthalts- und Speiseräume. Auch die Küche des Unteroffizierheims wurde ausgebaut, damit dort bis zu 600 Essen ausgegeben werden können.

Asyl Fliegerhorst

In der Erstaufnahmeeinrichtung im Fürstenfeldbrucker Fliegerhorst sind inzwischen alle Flüchtlinge in Zimmern untergebracht.

(Foto: Günther Reger)

Sollte wieder, wie eine Woche nach dem Bezug im Oktober, eine Norovirus-Infektion grassieren, stehen den Patienten neu ausgestattete Behandlungs- und Untersuchungsräume zu Verfügung. Dort werden Allgemeinmediziner, Internisten und Fachärzte vom ärztliche Kreisverband Fürstenfeldbruck vom 1. Dezember an täglich Sprechstunden anbieten. Unterstützt werden die Mediziner von der Schwangerschaftsberatung, von Krankenpflegern, medizinischen Fachangestellten und Dolmetschern.

Die Zahl der dem Landkreis zugewiesen Flüchtlinge ist im November auf nunmehr etwas mehr als 500 angewachsen. Diese wohnen in inzwischen 30 vom Landratsamt angemieteten Wohnungen, Häusern, ehemaligen Bürogebäuden oder Wohncontainern. Zusammen mit den Asylbewerbern in der Kaserne und denjenigen, die in einem Notquartier in einem Trakt des Germeringer Seniorenheims Don Bosco unterkamen, leben damit zurzeit insgesamt rund 900 Flüchtlinge im Landkreis. Mitte Oktober waren es noch 150 weniger, im September erst 437. Bis Ende nächsten Jahres soll deren Zahl nach Prognosen auf bis zu 2000 anwachsen. Noch immer treffen täglich 150 bis 200 Flüchtlinge in München ein. Das ist eine für diese Jahreszeit sehr hohe Zahl.

Als völlig problemlos bezeichnet Herwig Bahner, der Leiter der Fliegerhorstverwaltung, das Nebeneinander von Einrichtungen der Luftwaffe und Flüchtlingen in der Kaserne. Die Nachbarschaft funktioniert laut Bahner hervorragend, es kam noch zu keinen Grenzüberschreitungen. Auf eine gute Nachbarschaft legt auch die Regierung größten Wert. Jeder Protest wirkt sich negativ aus, weil es dann schwieriger wird, weitere Liegenschaften anzumieten. Fürstenfeldbrucker haben sich laut Schlämmer über die Erstaufnahmeeinrichtung noch nicht beklagt. Ins Schwärmen gerät der Regierungssprecher nicht nur, wenn er auf die gute Zusammenarbeit mit der Bundeswehr, Behörden, ehrenamtlichen Helfern und sozialen Organisationen im Landkreis zu sprechen kommt. Beeindruckt hat ihn auch der gemeinsame Brief von Kommunalpolitikern, die an die Bevölkerung appellierten, den Bewohnern der Erstaufnahmeeinrichtung wohlwollend und solidarisch zu begegnen.

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