Süddeutsche Zeitung

Fürstenfeldbruck:Berufschule im Fliegerhorst?

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Ein Neubau der Berufschule im Kasernengelände wird geprüft. Er wäre eine Alternative zur Generalsanierung.

Heike A. Batzer

Fürstenfeldbruck - Dem Landkreis werden seine 17 weiterführenden Schulen immer mehr zur Last. Sie müssten an vielen Stellen erneuert werden, doch seit Jahren hinkt der Landkreis mit den Arbeiten hinterher. Auch 2013 werden wieder zahlreiche als dringend erachtete Maßnahmen an den Gymnasien und Realschulen verschoben, und auch am normalen Bauunterhalt wird gespart. Bei der Staatlichen Berufsschule in Fürstenfeldbruck ist der Sanierungsbedarf derart hoch, dass eine Generalsanierung unumgänglich erscheint. Das Kreisbauamt prüft in den nächsten Wochen auch die Möglichkeit eines Neubaus.

Die Haushaltsberatungen des Kreistags laufen seit Jahren nach dem gleichen Ritual ab: Die Bauverwaltung meldet zunächst die Summen an, die für die notwendige Renovierungsarbeiten an den landkreiseigenen Liegenschaften benötigt werden, heuer 34 Millionen Euro. Danach kommt die mit Kreisräten besetzte Baukommission zusammen und streicht diese und jene Maßnahme aus der Dringlichkeitsliste wieder heraus, weil gespart werden muss.

Es gibt einige Projekte, die schon seit Jahren der Umsetzung harren. Wie die Rundlaufbahn am Sportgelände des Puchheimer Gymnasiums, deren Instandsetzung schon 2011 und 2012 verschoben und auch für 2013 wieder gestrichen wurde. Auch die Sanierung des Lehrerzimmers an der Realschule Fürstenfeldbruck, die Umgestaltung des Lehrerbereichs an der Realschule Puchheim oder die Sanierung von Werk-, Kunsträumen und Fachklassen an der Realschule Unterpfaffenhofen befinden sich seit langem in der Warteschleife. Am Gymnasium Olching soll die Sanierung der Turnhalle (Umkleiden und Sanitärräume, Teile des Dachs) ebenfalls auf nächstes Jahr verschoben werden. Am Viscardi-Gymnasium in Fürstenfeldbruck müssen die Schüler bis mindestens 2014 warten, bis mit der Erneuerung der Toilettenanlagen wenigstens begonnen wird. Selbst der regelmäßige Bauunterhalt wurden von der Baukommission für alle Schulen gekürzt, das spart rund 240 000 Euro. Auch die Begründung ist immer dieselbe: "Die aufgeführten Maßnahmen sind zwar allesamt notwendig, aufgrund des enormen baulichen Umfangs und der Umsetzung nicht innerhalb eines Jahres zu realisieren sowie des enormen Finanzbedarfs (Höhe der Kreisumlage) nicht finanzierbar", heißt es in Unterlagen für den Kreiskulturausschuss, der sich an diesem Montag mit dem Thema befassen wird. Exakt derselbe Wortlaut fand sich bereits in den Vorjahresunterlagen.

Dabei sieht der Haushaltsentwurf für 2013 mit fast 25 Millionen Euro sogar deutlich mehr Mittel für die Sanierung der Liegenschaften (zu denen auch das Landratsamt zählt) vor als in den vergangenen Jahren, als das Volumen jeweils bei rund 19 Millionen Euro lag. Axel Schuhn, Leiter des Referats Hoch- und Tiefbau, hofft deshalb, dass sein Ressort eine weitere Halbtagskraft dazu bekommt. Denn trotz des Sanierungsstaus müssen auch Neubauprojekte gestemmt werden. Das Germeringer Carl-Spitzweg-Gymnasium ist schon seit anderthalb Jahren Baustelle, dort entstehen zwei Erweiterungsbauten. Die Fach- und Berufsoberschule (FOS/BOS) in Fürstenfeldbruck, die nur vier Jahre nach dem Umzug auf das Tulpenfeld viel zu klein geworden ist, erhält derzeit einen Anbau. Die Realschulen in Fürstenfeldbruck und Maisach bekommen neue Einfachturnhallen.

An der 1955 errichteten und Anfang der achtziger Jahre erweiterten Staatlichen Berufsschule in Fürstenfeldbruck reichen einzelne Sanierungsschritte jedoch nicht mehr aus. Schon in einem 2009 erstellten Gutachten war der Berufsschule neben dem Viscardi-Gymnasium das baulich schlechteste Zeugnis ausgestellt worden. Vergangene Woche hatten sich die Kreisräte bei einer Ortsbesichtigung ein Bild gemacht vom schlechten Zustand des Hauptgebäudes an der Hans-Sachs-Straße und dabei Korrosion, durchfeuchtete Bauteilen, Auflösungserscheinungen am Estrich und eine irreparable Außenbeleuchtung gesehen. Neben einer notwendigen baulichen Sanierung ist aufgrund geänderter Lehrpläne auch das Raumkonzept nicht mehr zeitgemäß. "Es muss eine Generalsanierung werden", sagt deshalb Axel Schuhn. Sein Referat lässt auch Alternativen prüfen: einen neuen Standort auf dem Fliegerhorstgelände, einen Neubau auf dem vorhandenen Grundstück oder einen Neubau anderswo. Zu diesem Zweck soll auch bei verschiedenen Gemeinden nachgefragt werden, ob diese ein Grundstück zur Verfügung stellen könnten.

Kein Wunder, dass sich die Schulen schwer tun, für vergleichsweise kleine Maßnahmen wie mehr Fahrradstellplätze überhaupt noch Fürsprecher zu gewinnen. Die Sanierung des Fahrradkellers am Germeringer Max-Born-Gymnasium und die Fahrradhalle für das Gymnasium Puchheim finden sich erst in der vorläufigen Liste für 2014. Auch am Brucker Graf-Rasso-Gymnasium (GRG), das mit FOS/BOS ein Schulzentrum bildet, gibt es nicht genügend Fahrradabstellplätze. Eine Erweiterung war schon 2012 verschoben worden, nun soll in mehreren Bauabschnitten Abhilfe geschaffen werden. Am GRG-Neubau gibt es indes ganz andere Probleme. Hinter den Holzpaneelen des 2008 bezogenen Neubaus fängt es an zu schimmeln. Ein Prozess mit der ausführenden Firma ist wegen deren Insolvenz nicht mehr möglich. 2013 sollen 155 000 Euro für eine mögliche Schadensbehebung eingeplant werden. Weil auch das Dach ein Leck hat, soll der Haushalt auch 90 000 Euro für mögliche Gerichtskosten bereithalten.

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SZ vom 14.01.2013
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